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Diversifiziert oder fokussiert – was behauptet sich?

Fokussierte Unternehmen bieten sich Privaten eher an – ein Blick auf einige Werte.

In den Neunzigerjahren waren sie am Puls der Zeit, historisch gewachsene Mischkonzerne, die unternehmensintern auf Diversifikation setzten und verschiedene Sparten bedienten. Doch nach und nach wies der (noch immer anhaltende) Trend in Richtung Fokussierung und gegen Konglomerate. So trennte sich beispielsweise Dätwyler Ende 2021 vom nur schwach rentierenden Online-Elektronikhändler Reichelt, was an der Börse honoriert wurde.

Mischkonzerne eignen sich im Grundsatz laut Rudolf König, Partner beim Vermögensverwalter Entrepreneur Partners, eher für Privatinvestoren. Durch die Abstützung auf mehrere Bereiche sind die Risiken breiter verteilt, was dem Anleger einen gewissen Risikoschutz bietet. In einem turbulenten Marktumfeld sieht sich ein diversifiziertes Unternehmen aber womöglich mehreren Risiken gleichzeitig ausgesetzt. Die Kursgewinne lassen zudem oft zu wünschen übrig. Entsprechend sollte Aktionären zumindest eine stattliche Dividende winken.

«Profiinvestoren kennen regelmässig auftretende Zyklen und handeln danach, während Private sie oft verpassen», meint König weiter. So richten institutionelle Anleger ihr Portfolio auf positive Zyklen und eine wachsende Wirtschaft aus, schichten in einer schwächeren Konjunkturphase aber gezielt um. Dann rücken besonders defensive Werte in den Fokus. «Barry Callebaut oder Orior bieten sich in schwierigen Zeiten an», so König.

Konglomerate (zu) komplex

Für professionelle Anleger sind Konglomerate selten erste Wahl. Ihr Augenmerk richtet sich mehr auf Unternehmen mit ausgeprägtem Kurspotenzial und klarer Ausrichtung. «Das Analysieren aller Geschäftsfelder mit den jeweils zugrundeliegenden spezifischen Trends ist viel zeitaufwendiger als bei einem fokussierten Unternehmen, sodass eine fundierte Investitionsentscheidung komplexer wird», sagt König. Zudem sei das Management stärker gefordert, und das Unternehmen sehe sich mehr Regulierungen gegenübergestellt.

Was bedeutet das im aktuellen Marktumfeld? Sind derzeit nur defensive Titel kaufenswert? Gemäss Thomas Stucki, CIO der St. Galler Kantonalbank, sind sowohl die Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen als auch die Investitionen hoch. Grundsätzlich seien Konsumenten trotz Teuerung und höheren Zinsen bereit, für Konsum und Anlageprodukte Geld auszugeben. Im Konkurrenzkampf um Anlagegelder haben diejenigen Gesellschaften die Nase vorn, die ihre Margen sichern können. «Nun liegt es wegen der höheren Kosten an den Unternehmen, die Margen sicherzustellen», meint Stucki weiter. Diejenigen, die das schaffen, können derzeit eher eine Investition wert sein.

Unternehmen mit einem klar fokussierten Geschäft und einer gewissen Grösse sind dabei im Vorteil. «Branchenleader profitieren davon, dass man schwer auf andere Produkte ausweichen kann. Ich denke dabei an eine Belimo oder eine Lindt & Sprüngli», sagt Stucki. Auch innovationsstarke Gesellschaften könnten vom aktuellen Marktumfeld profitieren. Da Nachahmungen erst nach einigen Jahren auf den Markt gelangten, hätten innovationsgetriebene Gesellschaften einen Vorteil. 

Wichtig: Preise durchsetzen

Für beide, Branchenleader und Innovationstreiber, ist es laut Stucki einfacher, Preise durchzusetzen. Die Preissetzungsmacht ist gemäss einer Studie von UBS-Analysten besonders wichtig zur Absicherung vor Inflation. Nur Unternehmen, die in der Lage sind, erhöhte Kosten auf den Kunden abzuwälzen, können den Gewinn stabil halten. Weiter spielen auch eine gesunde Bilanz sowie die Ertragskraft eine wichtige Rolle. In den Top zehn der preissetzungsstärksten Unternehmen weltweit führt die Grossbank mit Logitech auch eine Schweizer Gesellschaft auf.

Gemäss Hilmar Langensand, CEO des auf Schweizer Aktien fokussierten Vermögensverwalters zCapital, sind die Werte des Konzerns für PC-Zubehör derzeit attraktiv bewertet. «Logitech war bereits vor den deutlichen Kursavancen während der Pandemie auf einer soliden finanziellen Basis aufgestellt.» Neben soliden Finanzen spreche im aktuellen Marktumfeld die Kostenführerschaft zur Verteidigung hoher Margen für sich. Langensand sieht weiter auch BKW oder Julius Bär interessant bewertet.

Dem Privatanleger rät er unabhängig vom Marktumfeld zu einer sauberen Diversifikation. «Nach dem Pandemieausbruch wurde man an den Aktienmärkten geradezu verwöhnt. In den letzten zwei Jahren war auf die Zentralbanken Verlass.» Indem sie quasi eine Gratis-Verkaufsoption zur Verfügung gestellt hätten, seien steigende Aktienkurse beinahe Normalität geworden, so Langensand. Anleger mussten fast keine Risiken eingehen. Diese Zeit sei aber seit Jahresbeginn vorbei, auch weil Zentralbanken weltweit hohe Inflationsraten zu bekämpfen hätten.

Logitech sind kaufenswert

Aktuell bieten sich Unternehmen an, die solide finanziert sind, Preise durchsetzen können und eine starke Stellung im Markt haben. Konglomerate haben es insofern schwer, als sie sich mehreren negativen Faktoren gleichzeitig ausgesetzt sehen. So kann nicht überraschen, dass Gemischtwarenläden seit Jahresbeginn einen schweren Stand haben. Mit Bucher Industries, Metall Zug und Georg Fischer notieren die Titel einiger als Konglomerate betrachteten Gesellschaften im Schweizer Aktienmarkt seit Jahresbeginn deutlich tiefer.

Unter den Werten von diversifizierten Unternehmen bieten sich Bucher am ehesten an. Die Industriegruppe wirtschaftet effizient und rentabel. Auch die Bilanzqualität lässt sich sehen. Dem beschränkten Kurspotenzial steht indessen keine überdurchschnittliche Dividende gegenüber. Attraktiver scheinen Logitech. Dafür sprechen nicht nur ein effektives Kostenmanagement und eine disziplinierte Preissetzung mit hoher Preissetzungsmacht. Auch die Rendite auf dem investierten Kapital von über 25% und damit eine gute Rentabilität sowie das tiefe Kurs-Gewinn-Verhältnis von 14 sprechen für einen Einstieg.