Einschätzung von André Kühnlenz um 14.50 Uhr
Die Hardliner im EZB-Rat haben sich mit dieser Entscheidung durchgesetzt. Zu denen, die eher eine strikte Geldpolitik verfolgen, gehört mittlerweile auch Isabel Schnabel. Weder Präsidentin Christine Lagarde noch Chefvolkswirt Philip Lane waren es, die vor zwei Wochen die Marktteilnehmer auf eine potenziell schmerzhafte Wirkung der Zinsentscheidungen eingestellt haben. Diese Aufgabe hat die für Märkte zuständige EZB-Direktorin Schnabel übernommen. Sie hatte gesagt, die Geldpolitik müsse energischer auf den aktuellen Inflationsschub reagieren, «selbst auf die Gefahr hin, dass das Wachstum sinkt und die Arbeitslosigkeit steigt». Dem ist der EZB-Rat offenbar gefolgt. Zuletzt war die Kernrate der Inflation das zweite Mal in Folge um 0,3 Prozentpunkte pro Monat gestiegen, mittlerweile auf 4,3% im August. Dies dürfte den Handlungsdruck verstärkt haben: Ziel sei es deswegen, «die Nachfrage zu dämpfen und dem Risiko einer andauernden Aufwärtsverschiebung der Inflationserwartungen vorzubeugen», teilte der Rat mit. Hinzu kommt, dass es womöglich erste Anzeichen für eine gefürchtete Lohn-Preis-Spirale gibt, zuletzt deuteten die Daten auf einen starken Anstieg der Lohnstückkosten hin. Auch deswegen erwartet der Rat, dass es weitere Zinserhöhungen geben muss.
Einschätzung – EZB erhöht Leitzins um 0,75 Prozentpunkte
Die EZB stemmt sich mit dem grössten Zinsschritt seit Einführung des Eurobargelds 2002 gegen die Rekordinflation.