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«Frau Gerolds Garten» ist vieles: eine grüne Oase im Zürcher Kreis 5 zwischen Hardturmbrücke, Freitagturm und Bahngleisen. Ein Treffpunkt für Einheimische, Zugezogene und Touristen. Eine Location mit Restaurant, Bars und Ateliers. Allen voran aber auch ein Hinweis, wie ein «temporäres» Projekt sein zehnjähriges Jubiläum feiern kann und die Welt im Kleinen ein Stück lebendiger und attraktiver gemacht hat.

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Der Kopf hinter «Frau Gerolds Garten» ist Katja Weber. Aber nicht nur. Die 42-Jährige ist viel mehr. 2006 kommt die gebürtige Saarländerin nach Zürich. Sie arbeitet in der Finanzbranche für das Beratungsunternehmen KPMG im Bereich Mergers & Ac quisitions. Des damaligen Freundes wegen bleibt sie in der Stadt. Es wäre zu einfach zu sagen, dass es diesen einen Moment gab, der sie dazu bewog, 2009 den gut bezahlten Job zu kündigen, um selbstständig Events und Veranstaltungen zu organisieren. «Es kamen viele Dinge zusammen», erklärt sie beim Cappuccino in «Frau Gerolds Garten». Der Antrieb ist aber klar: «Ich wollte etwas Greifbares machen und die Stadt mitgestalten.»

Bevor sie zum Erfolg findet, muss sie auch Niederlagen wegstecken. «Der erste Sommer in Zürich war toll. Das Wetter war gut. Es lief viel. Die Leute waren draussen.» Doch dann kommt der Winter und alles steht still. «Entschuldigung, was ist denn jetzt passiert?», denkt sie damals. Um die dunkle Jahreszeit aufzuhellen, gibt es im süddeutschen Raum Weihnachtsmärkte. In Zürich: Fehlanzeige. Zusammen mit ihrem damaligen Lebensgefährten Marc Blickenstorfer, der in der Gastroszene aktiv und bis heute ein wichtiger Geschäftspartner ist, ergreift sie die Initiative. Sie will einen Weihnachtsmarkt auf dem Sechseläutenplatz organisieren. Zwar darf sie bei der Stadt vorsprechen. Blitzt aber ab.

Mehr Erfolg hat sie bei ihrem ersten Event als Selbständige. Mit einer Geschäftspartnerin veranstaltet sie 2009 in der Männerbadi Rimini am Montagabend einen Markt. Von 2011 bis 2013 studiert sie an der Zürcher Hochschule der Künste und spezialisiert sich auf Ereignisdesign. Die Masterarbeit zum Thema «Entwicklung einer urbanen Erlebnislandschaft für Zürich» wird zum Bauplan für «Frau Gerolds Garten».

Ausgelegt ist das Projekt auf fünf Jahre; das Gelände ist damals auch im Gespräch für ein Kongresshaus. Darum sind die einzelnen Elemente mobil. Bäume wachsen in grossen Kisten und könnten transportiert werden. Nach dem Studium geht sie nach Berlin. «Ich brauchte neue Inspiration.» Sie arbeitet an einem Projekt für eine Werbeagentur, kann es aber nicht lassen. «Ich musste auch wieder Events machen.» Bereits nach fünf Monaten führt sie in einem ehemaligen Kaufhaus einen Anlass durch. Zürich verlässt sie aber nie ganz. «Fast wöchentlich kam ich zurück.» Immer noch laufen ihre Events in der Schweiz. Und es kommen neue dazu. Auch dank Inspiration aus Berlin.

2013 ist sie in Zürich Mitgründerin einer Weinhandlung. Auf deren Parkplatz veranstaltet sie im Jahr darauf ein «Food-Wine-Pairing». Daraus entsteht das jährliche Streetfoodfestival, das mittlerweile auf dem Hardturmareal stattfindet. In Berlin und dann in Zürich führt sie ebenso Indoor-Weihnachtsmärkte durch. Und dann schreibt die Stadt den neuen Sechseläutenplatz für einen Weihnachtsmarkt aus. «Wir waren so was von bereit für das, was wir acht Jahre vorher gerne gemacht hätten.» Nun hat sie Erfahrung mit Events, Märkten, Foodfestivals und Indoor-Weihnachtsmärkten. Mit ihren engen Geschäftspartnern erhält sie den Zuschlag.

Das Hin und Her zwischen Zürich und Berlin wird ihr 2017 zu viel und sie fokussiert wieder mehr auf die Schweiz. «Ich mache die Festivals, weil ich teilnehmen möchte, nicht damit sie unter meinem Label stattfinden.» Im Winter desselben Jahres kommt noch das Lichtfestival «Illuminarium» im Landesmuseum dazu, sowie ein Beitrag zur Fünfjahresfeier von Sihl City. 2018 expandiert der Weihnachtsmarkt mit Partnern nach Bern und Genf, ein Jahr später nach Luzern. Es läuft auf Hochtouren.

Die positive Energie zeigt Weber auch im Gespräch. Es sprudelt nur so aus ihr heraus. Und das fast zwei Stunden lang. Nur einmal wird ihre Stimme brüchig, als die Pandemie zum Thema wird. «Die Unterbrechung 2020 hat so viel kaputt gemacht. Wir hatten einen Pool von fast 1000 Mitarbeitern. 2021 waren es noch gefühlte zehn. Ich wurde zwölf Jahre zurückkatapultiert.» Das letzte Jahr sei von der Belastung her das krasseste gewesen. «Wir wussten nicht, wann es wieder losgeht, dennoch musste ich alle motivieren und mit den Events bereit sein.» Einige Leute aus dem Team habe es «gelupft». Gleichwohl eröffnete mit «Micas Garten» gar eine neue temporäre Location. Improvisation inklusive.

Wie sie es geschafft habe, wisse sie nicht. Und sowieso, überstanden sei die Pandemie noch nicht. Nicht was die Besucher betrifft. Die kommen wie zuvor. Aber beim Team. Dort zeichnen sich Wechsel ab. Diesen zu orchestrieren, gehört auch zur Aufgabe von Weber. Gleichwohl hat sie auch Ideen und Wünsche an die Stadt. «Eine Markthalle, wie es sie in Barcelona gibt.» Oder auch wie man die Welt zukunftsfähiger machen kann. Jetzt freut sie sich aber erst einmal auf das Zehnjahresjubiläum von «Frau Gerolds Garten». «Ich platze heute noch vor Stolz, wenn ich hierherkomme. Ich liebe jeden einzelnen Aspekt dieses Projekts.»