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Einen unpassenderen Standort für ein Industrieunternehmen kann man sich kaum vorstellen. Auf der einen Seite ein Wohnquartier. Dreissigerzone. Spielende Kinder. Daneben das Naherholungsgebiet der Lorze – des Hauptflusses des Kantons Zug – und rundherum Naturschutzgebiet. Und doch. Hier in Hagendorn, einem Weiler, der zur Gemeinde Cham gehört, baut die G. Baumgartner AG Fenster. Und das seit bald 200 Jahren. Das ist aber noch nicht alles.

Das Familienunternehmen in sechster Generation investiert einen dreistelligen Millionenbetrag in eine «grüne Fabrik». Zum zweihundertjährigen Bestehen soll der Ausbau 2025 fertig sein. «Wir haben allen Platz ausgenutzt, den wir haben. Mehr geht nicht», erklärt Geschäftsführer Stefan Baumgartner bei einem Kaffee im Hauptsitz. Das stimmt nicht ganz. Um noch mehr Platz zu haben, hat das Unternehmen gar ein paar Nachbarhäuser gekauft. Gebaut wird in zwei Etappen, weil ein Teil der Anlagen in den Neubau überführt wird und alte Gebäude dann zurückgebaut werden. In die Tiefe geht es wegen Hochregallagern bis zu elf Meter. Ein Grund für die Investition sind grössere Fenster. «Die alten Anlagen sind für die neuen Anforderungen nicht geschaffen.»

Das Vorhaben stiess nicht nur auf Gegenliebe. Auch darum vergingen Jahre zwischen der Lancierung des Projekts und dem ersten Spatenstich 2021. «Nachbarn legten uns nahe, in einem Industriegebiet einen Standort zu finden.» Auch wegen des Verkehrs. «200 000 Kubikmeter kommen aus dem Boden, dass sind Zehntausende Lastwagen», erklärt der 45-Jährige. Danach wird es besser. Dank der Integration von mehreren Stand­orten werden Transporte ins Aussenlager eingespart. Zudem wird mit der Aluminiumbearbeitung ein Teil der Wertschöpfung integriert. Mehrverkehr entsteht durch ein allfälliges Wachstum. Dank intensiver Lobbyarbeit wurde das Vorhaben vom Volk im November 2020 aber klar gutgeheissen.

Zuvor hatte sich das Familienunternehmen gleichwohl in Industrie­gebieten umgesehen. Im In- wie im Ausland. In Tschechien wurde es auch fündig, glücklich mit der Idee aber nicht. «Rein kalkulatorisch hätten wir nach Tschechien gehen müssen. Die Offerte war sehr attraktiv.» Am Ende war es aber ein Herzensentscheid, in Hagendorn zu bleiben. Gehe es doch auch um Arbeitsplätze im Industriebereich in einem Kanton, der stark vom Dienstleistungssektor geprägt sei.

Getrieben ist der Ausbau nicht vom Wachstum. «Es geht darum, dass wir uns nachhaltig positionieren und die künftige Entwicklung vorwegnehmen können.» Nachhaltigkeit ist für das Unternehmen, das sich zu 100% im Familienbesitz befindet, wichtig. Ihre Holzmetallfenster haben gemäss einer Studie der auf Lebenszyklusanalysen spezialisierten Firma Treeze einen CO2-Ausstoss, der nur fast halb so hoch ist wie derjenige der Konkurrenz. Ein entscheidendes Verkaufsargument ist das aber kaum. «Die Nachhaltigkeit der Fenster war bisher noch nie ausschlaggebend für einen Auftrag.» Wichtiger ist nach wie vor der Preis. Darum benutzt der Fensterbauer auch Holz aus Rumänien und nicht aus der Schweiz, es sei denn, der Kunde verlangt das. «Ökologisch wäre Schweizer Holz zwar besser, da der Transport wegfällt, unsere Fenster würden dann aber teurer.»

Nicht nur beim Produkt ist Nachhaltigkeit wichtig. «Die Eidgenössische Natur- und Heimatschutzkommission hatte unser erstes Projekt verworfen, da es ein zu schwerer Eingriff in die Natur war.» Baumgartner erhielt darauf einen Aufgabenkatalog, den er abarbeiten musste. Darum gibt es neben der Fabrik dereinst Feuchtmulden und Magerstandorte mit Wildblumenwiesen. Nachhaltig ist auch die Stromerzeugung. Bisher werden 20% des Stroms mit der eigenen Fotovoltaikanlage produziert. Nach dem Ausbau sollen es 80% sein. Fernziel ist die Autarkie. Baumgartner Fenster ist der drittgrösste Schweizer Fensterbauer nach Arbonia und 4B, zählt rund 300 Mitarbeiter und erzielt einen Jahresumsatz von 110 Mio. Fr.

Baumgartner lebt mit seiner Partnerin in Cham. Für ihn war der Weg in den Familienbetrieb vorgezeichnet. Nach dem Studium an der Universität St. Gallen und Stellen in der Beratung sowie der Industrie trat er 2004 ins Geschäft ein. Zehn Jahre arbeitete er im Verkauf, dann übernahm er die Geschäftsleitung. «Die Stabübergabe war nicht ganz reibungslos, denn auf einmal waren zwei Stimmen da.» Sein Vater zog sich dann aber zurück. Heute ist er in einer beratenden Funktion tätig, was laut Baumgartner beim Ausbau hilfreich ist.