Einschätzung von Simone Stern um 15 Uhr
Die Familie Rupert kann definitiv aufatmen. Der Luxusgüterkonzern hat dem Druck des aktivistischen Investors Bluebell Capital widerstanden und am Mittwochmorgen den Einzug von Francesco Trapani in den Verwaltungsrat deutlich abgelehnt. Als Vertreterin der Inhaber öffentlich gehandelter A-Aktien entschieden sich die Stimmberechtigten stattdessen für die südafrikanische Unternehmerin Wendy Luhabe, die bereits ordentliches Mitglied des Verwaltungsrats ist.Damit bleibt für Richemont praktisch alles wie gewohnt, auch strategisch wird sich wohl kaum etwas verändern. Die Stimmen zeigen, dass die Aktionäre den Ruperts die Stange halten und es sehr schwierig sein wird, in dieser engen Struktur etwas aufzumischen. Die Aktionäre stimmten nämlich auch gegen die Vorschläge von Bluebell, die Mindestanzahl der Verwaltungsratsmitglieder auf sechs zu verdoppeln und die Hälfte des Verwaltungsrats mit A- und die andere Hälfte mit B-Aktionären zu besetzen. Als einzigen Erfolg der heutigen Abstimmung wertet Bluebell, dass die A-Aktionäre nun eine Vertreterin im Verwaltungsrat hätten – wenn auch nicht die von ihnen gewünschte. Dass Trapani, ehemaliger hochrangiger LVMH-Manager, keine Chance hatte, wurde spätestens dann klar, als die einflussreichen Stimmrechtsberater ISS und Glass Lewis die Empfehlung Richemonts gegen den früheren Bulgari-Chef unterstützten. Seine Wahl am Mittwoch wäre eine Sensation gewesen. Richemont geht es angesichts des Stimmresultats und der kürzlich abgeschlossenen Vereinbarung mit Farfetch prächtig, zumindest aus Sicht der Gründerfamilie. Das macht das Unternehmen auch für normale Aktionäre zum Kauf. Dennoch ist die Bluebell-Forderung nicht einfach abzuschütteln. Dass eine Vertreterin der A-Aktionäre gewählt wurde, ist ein kleiner Schritt in die Richtung der Aktivisten, die es wohl nicht bei einem einzigen Versuch belassen werden. Die aktuelle Haltung der Aktionäre wird in nächster Zeit jedoch unverändert bleiben.
Einschätzung – Richemont-Besitzerfamilie gewinnt Kräftemessen mit Bluebell
Der aktivistische Investor Bluebell ist mit seinem wichtigsten Vorstoss beim Luxusgüterkonzern gescheitert.