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Closing BellWas macht eigentlich...

Das Schicksal der CS ist noch nicht entschieden. Das Urteil der Öffentlichkeit zur Leistung Urs Rohners ist dennoch gefällt.

Es ist ruhig geworden um Urs Rohner. Der Mann, der die krisengeplagte Credit Suisse von 2011 bis 2021 präsidierte, scheut dieser Tage den öffentlichen Auftritt. Das ist verständlich. Wut und Häme würden ihm entgegengebracht. Die Schweizer Öffentlichkeit vergibt nicht gern jenen, die ihre nationalen Symbole fast zum Absturz bringen. Für Vergebung ist es zu früh – wobei das Schicksal der CS noch nicht besiegelt ist. Die Wertvernichtung während Rohners Amtszeit war zwar enorm. Die Chance, dass die Bank weiterbesteht, ist aber noch intakt. Die Frage ist nur, in welcher Form und in wessen Besitz.

Weil die CS so schlecht dasteht wie selten in ihrer 166-jährigen Geschichte, war es für Rohner nach seinem Abgang im Frühjahr 2021 nicht einfach, eine typische Anschlusslösung für alternde Manager zu finden. Irgendein Verwaltungsratsjob in einem Schweizer Konzern kam nicht in Frage. Zumal der 62-Jährige das Rampenlicht eher vermeiden wollte.

Aus Schweizer Sicht erstaunt deshalb, dass der kotierte britische Pharmakonzern GlaxoSmithKline (GSK) Rohner im März zum sechsten Mal in seinen VR wählen liess – ein Nebenjob, den er seit 2015 ausübt. Lange tat er das parallel zu seiner Vollzeitanstellung als CS-Präsident. Ebenso erstaunlich: Nach der Abspaltung des Konsumgeschäftsbereichs (Haleon) im Juli wurde Rohner bei GSK zusätzlich in das Audit- und Risiko-Komitee des VR ernannt. Damit unterliegt ihm beim Pharmakonzern just der Bereich, bei dem der CS-Verwaltungsrat jahrelang gravierende Mängel im Risikomanagement übersah.

Auch in der Pharmabranche kann der nachlässige Umgang mit Risiken einem Konzern ans Eingemachte gehen. Zumal GSK zurzeit mit den rechtlichen Nebenwirkungen aus dem Verkauf des Heilmittels Zantac zu kämpfen hat. Milliardenklagen drohen. Mit den gelegentlichen VR-Sitzungen in der GSK-Zentrale in Brentford nahe London dürfte Rohner nicht ausgelastet sein.  So bleibt gut Zeit für eine Mitgliedschaft im International Advisory Board von Investcorp. Investcorp ist eine von Bahrain aus operierende Finanzgesellschaft, die im Private-Equity- und Immobilienbereich tätig ist. Es handelt sich nicht um einen regulären VR-Job, Advisory Boards haben typischerweise nur konsultativen bzw. repräsentativen Charakter.

Zusätzlich ist Rohner Gründungsmitglied einer 2021 in Zug eingetragenen Gesellschaft namens Vega Cyber Associates, die im Bereich «Technologie und Sicherheit» aktiv ist – Konkreteres ist nicht öffentlich zugänglich, was in der Natur der Sache liegen mag. Daneben ist er Inhaber einer «Beratungsdienstleistungen» bietenden Firma namens U. Rohner & Co Ltd. Einzelheiten gibt es auch hier nicht. Als Stiftungsrat beim Lucerne Festival kann er wenigstens alte Bekannte treffen. Dort sitzen nämlich einige ehemalige Kollegen wie Ex-CS-Präsident Walter Kielholz, Ex-CS-Schweiz-Chef Rolf Dörig und CS-Verwaltungsrat Christian Gellerstad.

Langweilig dürfte es Rohner nicht sein, auch wenn die CS-Zeit bestimmt mehr Geld und Glamour zu bieten hatte. In seinem letzten CS-Jahr verdiente er 4,7 Mio. Fr., wovon er mehr als 3 Mio. Fr. bar bezog. In den Vorjahren waren es vergleichbar viel. Finanziell darben muss er also nicht. Der Preis ist dennoch hoch. Der Filmliebhaber dürfte auch dieses Jahr dem seit jeher von der CS gesponserten Zurich Film Festival fernbleiben.