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Herber Dämpfer für Geothermie-Projekt in Lavey-les-Bains

Lausanne (awp/sda) - Das Geothermie-Projekt im waadtländischen Lavey-les-Bains wird auf Eis gelegt. Die Bohrung ist abgeschlossen, aber der Warmwasserdurchfluss reicht nicht aus, um Energie zu erzeugen.

Die Temperatur am Grund des Bohrlochs sei zwar vorhanden und liegt über den Erwartungen, aber aufgrund der fehlenden Verbindungen zu potenziellen Wasserquellen könne kein Strom erzeugt werden, teilte das Unternehmen Alpine Geothermal Power Production (AGEPP) am Montag mit. Daher sei es zumindest derzeit nicht möglich, 110 Grad heisses Wasser zu fördern. Dieses wäre dazu bestimmt gewesen, Strom für rund 900 Haushalte und Wärme für das Thermalbad in Lavey zu erzeugen.

Mithilfe von Analysen soll nun versucht werden, herauszufinden, warum der Wasserdurchfluss zu gering ist. Ausserdem soll nach Wegen gesucht werden, wie die geothermische Energie aus der Bohrung genutzt werden kann. "Es ist noch nicht alles verloren, denn die Temperatur am Grund des Bohrlochs ist gut", sagte AGEPP-Chef Jean-François Pilet der Nachrichtenagentur Keystone-SDA auf Anfrage.

"Halbe Enttäuschung"

Der Direktor von AGEPP spricht von einer "halben Enttäuschung", wenn man bedenkt, dass die Bohrung ein Erfolg war. Die Bohrungen begannen am 26. Januar und wurden am 17. September abgeschlossen, wobei eine Tiefe von 2956 Metern erreicht wurde.

Trotz der Härte des kristallinen Gesteins und der Instabilität an den Wänden verliefen die Arbeiten ohne grössere Zwischenfälle und führten nicht zu seismischen Ereignissen. "Wir haben bewiesen, dass es möglich ist, in einem alpinen Massiv mit sehr hartem Gestein 3000 Meter tief zu graben. Das ist positiv im Hinblick auf weitere Bohrungen", stellte Pilet fest.

Keine Erdbeben

Er erinnerte daran, dass dies in der Schweiz nicht immer der Fall gewesen sei, insbesondere in Basel und St. Gallen, wo die Bohrungen Erdbeben ausgelöst hatten.

Es war geplant, in Lavey ein kleines Kraftwerk zu bauen. Doch das gesamte auf 40 Millionen Franken budgetierte Projekt wird nun auf Eis gelegt. Bis sich eine Lösung abzeichnet, wurde ein provisorischer Stopfen auf das Bohrloch gesetzt und der Standort gesichert. Die Bohrplattform hingegen wird abgebaut und an den nächsten Bohrplatz in Vinzel VD verlegt.

Bund soll Risiko tragen

Der Dachverband der Akteure der Geothermie fordert, dass der Bund und nicht einzelne Projektträger das geologische Risiko tragen soll. Der Bund müsse endlich Massnahmen ergreifen, dieses Risiko vollständig auszugleichen, schreibt Geothermie Schweiz in einem Communiqué.

Nur so werde die Geothermie den übrigen erneuerbaren Energien gleichgestellt. Dies lasse sich zum Beispiel über eine Kombination der heute bestehenden Investitionsbeiträge mit Risikogarantien oder über einen neu zu schaffenden Risikofonds erreichen.

Das Projekt in Lavey-les-Bains hatte sich insbesondere auf private und öffentliche Aktionäre gestützt. Dazu gehörten mehrere Westschweizer Unternehmen wie beispielsweise die Energiefirmen EOS Holding und Romande Energie sowie die Gemeinden Lavey-Morcles VD und Saint-Maurice VS. Zudem hatte das Projekt vom Bund und dem Kanton Waadt finanzielle Unterstützung erhalten.

mk/