Die Uhren-Hausse tickt weiter
Antiquorum, Christie's und Sotheby's versteigerten an den Auktionen in Genf Sammleruhren im Wert von 62 Mio. Fr.
Ein schöneres Abschiedsgeschenk hätte Aurel Bacs seinem Arbeitgeber kaum machen können: Mit einem Total von 43,9 Mio. Fr. für 375 Taschen- und Sammleruhren bescherte der scheidende Uhrenexperte von Christie’s dem Auktionshaus am 10. und 11. November in Genf das höchste Ergebnis, das je für eine Uhrenauktionsserie erzielt wurde. Mit 92% erzielte er überdies eine rekordverdächtige losbezogene Verkaufsquote.
Nach achtzehn Jahren und über 25’000 versteigerten Uhren in einem Gesamtwert von 1 Mrd. Fr. will sich der erst 42-Jährige neuen Aufgaben widmen. Einigermassen sicher erscheint, dass er der Sammleruhrenwelt erhalten und Christie’s freundschaftlich verbunden bleibt. Zusammen mit den 10,9 Mio. Fr. für 273 Uhren bei Sotheby’s am 12. November und den 7,6 Mio. Fr., die Antiquorum am 10. November für 455 verkaufte Uhren erzielt hatte, wurden in dieser Genfer Auktionswoche also Uhren für 62,4 Mio. Fr. versteigert.
Patek Philippe bleibt in Führung
Sensationspreise zeigten sich zwar nicht. Auch der Umstand, dass mit dem Doppelchronographen der Ref. 2499 aus dem Jahr 1957 mit ewigem Kalender und Mondphasen in der seltenen Roségoldausführung bei Christie’s mit 1,99 Mio. Fr. einmal mehr ein Klassiker von Patek Philippe diese Auktionen anführt, zeugt mehr von Marktroutine als von spektakulären Entwicklungen. Dass von den ausgerufenen 1’341 Uhren insgesamt 1’103 Lose oder losbezogene 82% einen Käufer fanden, spricht sogar noch stärker für die Solidität der Dauerhausse als das eindrucksvolle Gesamtergebnis dieser Versteigerungen.
Kaum zu überraschen vermag ferner, dass ein 1969 gebauter Rolex-Cosmograph-Dayton-Chronograph der Ref. 6263/6239 in Edelstahl bei Christie’s mit 989’000 Fr. die Rolle von Rolex als Vizekönig dieses Sammelgebiets bekräftigt, obschon dies doch einer Verdreifachung der mittleren Schätzung entspricht. Ähnliches gilt für den Rekordpreis von 485’000 Fr., den eine frühe, auf 150’000 bis 250’000 Fr. angesetzte Rolex-Oyster-Perpetual-Submariner-Taucheruhr der Ref. 6200 in Edelstahl aus der Zeit um 1952 bei Christie’s erzielt hat.
Erstaunlicher ist vor diesem Hintergrund schon eher der vergleichsweise tiefe Preis von 255’750 Fr., zu dem sich ein ungenannter Käufer bei Antiquorum einen ungewöhnlich frühen und ausserordentlich eleganten, von Patek Philippe im Jahr 1900 für Tiffany in New York gefertigten Doppelchronographen in Gelbgold mit seltenen 60-Minuten- und 12-Stunden-Registern hatte sichern können.
Interessante Aussenseiter
Zu den interessantesten Ergebnissen im Spitzenfeld gehören jedoch einige Aussenseiterpreise wie etwa die 365’000 Fr., die Sotheby’s für eine um 2006 gebaute Uhr in Edelstahl mit Minutenrepetition auf grossem und kleinem Geläut von F. P. Journe erzielte. Auffällig ist dabei, dass Sotheby’s als Käufer dieses Meisterwerks einen anonymen «asiatischen Privatkäufer» nennt, genauso wie im Fall der 2011 gefertigten Richard-Mille-Armbanduhr in Magnesium mit Tourbillon der Ref. RM038 Bubba Watson für schätzungsgemässe 323’000 Fr.
Auch Richemont hätte als Mutterkonzern von A. Lange & Söhne im sächsischen Uhrmacherstädtchen Glashütte kaum eine bessere Marktpflege betreiben können als der anonyme Käufer, der für eine 2001 in einer Edition von 150 Exemplaren gebaute Lange 1 Tourbillon der Ref. 704.025 in Platin mit Einminutentourbillon, Datum und Gangreserveanzeige bei Antiquorum gut schätzungsgemässe 117’750 Fr. zahlte.
Geradezu spektakulär muten in diesem Zusammenhang die 173’000 Fr. an, die Sotheby’s für eine übergrosse IWC-Pilotenuhr der Ref. IW502801 in Platin aus der diesjährigen Edition Le Petit Prince erzielt hat: Immerhin nennt das Auktionshaus im Katalog als empfohlenen Ladenverkaufspreis für diese fabrikneue Armbanduhr mit ewigem Kalender, Minutentourbillon, Mondphasen und Gangreserveanzeige lediglich 78’000 Fr.
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