Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Maserati untertreibt mit Stil

Im Maserati Ghibli werden edle Materialien verbaut, kein Wunder auch bei einem Preis jenseits der Grenze von 150 000 Fr.

Dann darf er endlich, dort nach Bregenz, auf der deutschen Autobahn Richtung München. Noch schnell auf «Sport» geschaltet, dann mit Macht auf das Fahrpedal. Er bäumt sich kurz auf, der Maserati, es ist, als ob er sich selbst wachschüttelt. Dann geht er ab.

Gut, da ist ein 3,8-Liter-V8 am Werk, dem über zwei Turbos 580 PS und ein maximales Drehmoment von 730 Nm eingeblasen werden. All diese Herrlichkeit wird über eine sanft schaltende ZF-8-Gang-Automatik an die Hinterräder geschickt. Was auch dieses Schütteln erklärt, es kommt von der Hinterachse, auch mit 80 km/h drehen die Räder noch durch.

Das ist wohl der Grund, weshalb unterdessen sogar der einst so klassische BMW M5, Platzhirsch in diesem Segment, auch über einen Allradantrieb verfügt. Zusammen mit der Giulia QV von Alfa Romeo ist der Ghibli die letzte unter den Sport-Limousinen, die noch so sein darf. Das macht den Italiener nicht zu einem besseren Auto, aber zu einem lustvolleren. Und allein dafür gibt es die volle Punktzahl.

Nachdem wir also das Vergnügen hatten mit «Sport», und auch noch kurz mit «Corsa», aber da wird es dann wirklich irr, geht es wieder zurück auf «Normal». Das reicht fast immer. Gerade auf der deutschen Autobahn ist das die richtige Wahl, der Ghibli bleibt souverän, komfortabel (ausser bei Querfugen), bei höheren Geschwindigkeiten angenehm ruhig. Und höhere Geschwindigkeiten sind für den Maserati. Es ist eine Pracht, wie der Italiener scheinbar mühelos auch noch weit darüber hochzieht, erst etwa ab 280 km/h verlangsamt sich der Vorwärtsdrang. Aber es gibt ja ohnehin kaum noch Gassen, auf denen solches überhaupt ratsam ist.

Der Maserati Ghibli Trofeo trug uns wunderbar entspannt von Bern nach Frankfurt, von da nach Turin und weiter nach München, schliesslich wieder zurück nach Bern. Nicht immer volle Kanne, aber jederzeit flott. Da sind 11,5 Liter Verbrauch zu erwarten. Um auch noch allen Vorurteilen eine Absage zu erteilen: nicht das geringste Problem. Keine komischen Geräusche. Einfach nur gut.

Enge Kurven sind nicht seines

Nun ist man ja aber nicht immer auf der Autobahn unterwegs. Auf der Landstrasse bevorzugt der Italiener mehr die langgezogenen Biegungen, da fühlt er sich daheim, da macht der Wagen auch bei hohen Geschwindigkeiten keinen Wank. Nicht so gern mag er enge Kurven, auch ist sein Wendekreis nicht gerade vorbildlich, und beim Herausbeschleunigen muss man aufpassen, dass einem die Pferde nicht durchgehen. Das Fahrpedal muss dann behandelt werden wie ein rohes Ei, sonst verliert der Maserati bald schon an Traktion. Und dann greift das ESP harsch ein und bremst. Auf «Sport» ist das besser, aber dann ist der Ghibli noch aggressiver.

Der Maserati ist unter diesen richtig bösen Limousinen das mit Abstand am dezentesten gestaltete Fahrzeug. Keine Spoiler, keine Verbreiterungen, bloss ein paar rote Farbtupfer an der Seite. Und die vier Endrohre, die erfreulicherweise auch nicht Schwingeroberschenkelgrösse haben. Nur der Kenner wird am Trofeo-­Emblem erkennen, was sich unter dem eleganten Kleid verbirgt: Schöneres Understatement gibt es eigentlich nicht.

Das zieht sich innen weiter. Zwar ist die dritte Generation des Ghibli, Tipo M157, schon seit 2013 unverändert auf dem Markt. Doch gerade das klassische Innenleben ohne überdimensionalen Touchscreen und mit reichlich physisch zu betätigenden Schaltern und Knöpfen macht viel aus. Selbstverständlich verbauen die Italiener nur edle Materialien, die sie mit Handwerkskunst aneinanderfügen.

Wo ist der Platz geblieben?

Die Sitze sind zwar hart, haben aber auch für grossgewachsene Passagiere eine gute Passform, sind gerade auf der Langstrecke ohne Fehl und Tadel; hinten staunt man etwas, wo denn all der Platz geblieben ist in diesem doch fast fünf Meter langen Fahrzeug. Doch am besten sitzt man sowieso vorne links, denn allein schon die Berührung des Lenkrads ist eine sinnliche Erfahrung. Immerhin ist der Kofferraum so richtig grosszügig geraten.

Mit einem Basispreis von 153 950 Fr. ist der Trofeo wahrlich kein Sonderangebot. Aber er ist die derzeit wohl eleganteste Fahrmaschine überhaupt. Das wird einigen dieses Geld auch wert sein.