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Was ist eigentlich das Problem in China?

Die chinesischen Anleger müssen mit grossen Kursschwankungen kämpfen. Für internationale Investoren sind aber Währung und Konjunktur wichtiger.

China treibt die Märkte um. Denn am Donnerstag ist es wieder passiert: Zum zweiten Mal diese Woche wurde der Handel an den chinesischen Börsen vollständig ausgesetzt, nachdem der Markt um 7% eingebrochen war. Europäische Aktien sanken daraufhin zeitweise über 3%.

Quelle: Bloomberg

Die Nachricht des Kursrückgangs – allein dieses Jahr fast 10% – hörte sich zwar dramatisch an. Doch der Leitindex Shanghai Composite notiert fast auf dem gleichen Stand wie Anfang 2015.

Zu viel Zeit sollte man auf den chinesischen Aktienmarkt nicht verwenden. Denn er wird dank massiver staatlicher Eingriffe wohl immer wieder stabilisiert. Die Privatanleger haben die Hoffnung auf den Markt schon aufgegeben und suchen den Ausstieg, wenn die Kurse aufwärtsgehen. Die chinesische Wertpapieraufsicht reagiert auf den Abwärtsdruck, indem sie etwa Grossanlegern den Verkauf ihrer Aktienpakete für länger als geplant verbietet.

Chinas Wirtschaft im Auge behalten

Internationale Anleger sollten aber Konjunktur und Währung in China im Auge behalten. Auch wenn sich die Aktien in der Volksrepublik in nächster Zeit ruhig zeigen sollten: Die chinesischen Konjunkturschwankungen könnten Schockwellen in der Weltwirtschaft auslösen. Die chinesische Währung, der Yuan, könnte diese Schocks in andere Länder treiben.

Der Yuan notiert gegenüber dem Dollar so schwach wie seit fünf Jahren nicht mehr. Eine weitere Abwertung steht an. Peking will damit nicht unbedingt die Exportwirtschaft stärken, sondern antwortet auf die anhaltende Kapitalflucht.

Im vergangenen Jahr musste China 512 Mrd. $ an Reserven aufwenden, um den Wechselkurs zu halten. Allein im Dezember waren es 100 Mrd. $. Mit einem Rückgang von 3,1% war das der grösste Reserveabgang seit 2003.

Quelle: Bloomberg

Statt die Reserven anzuzapfen, akzeptiert die People’s Bank of China (PBoC) nun lieber eine sich abwertende Währung. Das könnte die Kapitalabflüsse beruhigen. Denn Abwertungen sollten die spekulativen Abflüsse unattraktiver machen, die auf solch eine Abwertung gewettet haben. Auch bekommt die Notenbank so Freiraum, die Geldpolitik zu lockern.

Schwacher Yuan bringt anderswo Deflation

Die Analysten von BofA Merrill Lynch erwarten eine Abwertung dieses Jahr auf 6.90 Yuan/$. Damit würde die Währung weitere 5% absacken. Société Générale sieht gar eine kleine Wahrscheinlichkeit, dass der Kurs auf 7.50 fallen wird – eine Abwertung von 14%.

Falls sich die Valuta tatsächlich so sehr abschwächen würde, wäre man nahe an einem Szenario des Anlagestrategen Russell Napier. Er erwartete im Interview mit FuW eine Abwertung des Yuans von 20%. Damit würden dann die Exporte Chinas noch billiger – und würden zu einem deflationären Schock führen. Diese Deflation hätte gravierende Auswirkungen auf die Börsen: «Deflation schwächt den Cashflow der Unternehmen, und wenn Investoren zu zweifeln beginnen, ob der Cashflow noch reicht, um die Zinskosten zu decken, werden die Kurse einbrechen», erklärte er.

Schwellenländer besonders betroffen

Billigere Exporte aus China und weniger Importe in die Volksrepublik würden besonders asiatischen Volkswirtschaften und den schon angeschlagenen Schwellenländern schaden. Zu den grössten Exporteuren nach China gehören Australien, Südkorea, Japan, Malaysia und die Philippinen.

Anteil Exporte nach China - Quelle: UBS

Der Abwertungsdruck für China wird stärker, je schwächer sich die heimische Konjunktur entwickelt. Den letzten Daten zufolge hat sich das Klima wieder verschlechtert. Der inoffizielle Einkaufsmanagerindex (PMI) von Caixin notiert mit 48,2 unter den Erwartungen und verharrt den zehnten Monat in Folge unter der Wachstumsschwelle von 50.

Quelle: Bloomberg

Ein Indiz für die wirtschaftliche Abkühlung sind die seit Monaten sinkenden Einfuhren und Ausfuhren Chinas. Ende November sind die Exporte gegenüber dem Vorjahresmonat um 6,8% gefallen, die Importe um 8,7%.

China Importe und Exporte - Quelle: Bloomberg

Der fallende Ölpreis ist ein Indikator

Für die Sorgen um China ist der fallende Ölpreis ein wichtiges Signal. Die Volksrepublik ist der grösste Rohölimporteur der Welt. Es gibt einen engen Zusammenhang zwischen den fallenden Wachstumserwartungen für China und dem Ölpreis. Daher können sinkende Rohölnotierungen für Unsicherheit an den Börsen sorgen, obwohl niedrigere Energiekosten der Konjunktur der westlichen Welt helfen sollten.

Ölpreis und Wachstumsprognose - Quelle: Bloomberg

UBS-Ökonomen haben die Auswirkungen eines Wachstumseinbruchs in China analysiert. Sollte im Negativszenario das Wachstum von nun 6,5 auf 4% fallen, «würde die schwache Nachfrage den Preis für die Sorte WTI Richtung 25 $ je Fass bringen», heisst es im Report. Das wären fast 30% weniger als im Moment.

Eine sich abwertende Währung oder eine schwache Chinakonjunktur bleiben besonders für Exportunternehmen und Schwellenländer eine Gefahr. Anleger müssen sie ernst nehmen – sie wird die Märkte weiterhin bestimmen.