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Was macht eigentlich...

Al Gore nutzt nach wie vor jede Gelegenheit, um Anhänger für seine Umweltschutzprojekte zu finden.

Was wäre gewesen, wenn Al Gore im Jahr 2001 Präsident der Vereinigten Staaten geworden wäre? Es handelt sich wohl um die weltweit am häufigsten gestellte Frage im vergangenen Monat, als sich der 9/11-Terroranschlag zum zwanzigsten Mal jährte.  Nach einem zähen Auszählungsstreit der Stimmzettel und einem kontroversen, weil äusserst engen Entscheid der Obersten Richter des Landes kam George W. Bush an die Macht. Gore, damals Vizepräsident, akzeptierte seine knappe Niederlage und betonte öffentlich seine Loyalität für den neuen Commander in Chief. Den Afghanistan-Militäreinsatz als Reaktion auf den 11. September unterstützte er in einer ersten Reaktion. Heute sieht er das anders – wie die Mehrheit der Amerikaner.

Gore hat Frieden geschlossen mit den Umständen damals, die dazu führten, dass er so knapp am Einzug in das Weisse Haus scheiterte. In einem Interview mit der Zeitschrift «Rolling Stones» vergangenes Jahr am Rande des Wef in Davos gibt er sich sportlich: «Warum einen Groll tragen? Das tut auf Dauer nicht gut.» Aber Wunden sind geblieben. Er liess sich nie wieder für ein politisches Mandat zur Wahl aufstellen.

Der Umweltschutz und der globale Klimawandel sind seither sein Thema. Gore schrieb und verfilmte den Bestseller «An Inconvenient Truth», womit er die Klimawandeldebatte in den USA endlich salonfähig machte. Diese Leistung brachte ihm – abgesehen von zwei Oscars – 2007 den Friedensnobelpreis ein. Er wurde zum Liebling der globalen Medien, ein zwiespältiger Ruhm, der sehr schnell verpuffen kann. Gore nutzte ihn und gründete eine Umweltschutzorganisation (The Climate Reality Project), der er bis heute vorsteht, sowie einen Kabel-TV-Sender, den er 2013 für 70 Mio. $ an Al Jazeera verkaufte.

Bereits 2004 hatte er mit dem ehemaligen Asset-Management-Chef von Goldman Sachs, David Blood, den Hedge Fund Generation Investment Management gegründet, der sich ausschliesslich auf nachhaltige Anlagen spezialisiert. Das Timing war perfekt. GIM ist ein Pionier dieser seinerzeit neuen Anlagestrategie, die inzwischen zum Mainstream-Renner geworden ist. Die Rollen sind verteilt: Blood wirkt als oberster Anlagemanager, Gore übernimmt eher die präsidialen Aufgaben. Er präsentiert und betreibt vor allem Networking, entscheidet aber in konkreten Fällen mit.

Dass GIM diese Woche dem in Finanznöte geratenen britischen alternativen Stromanbieter Octopus unter die Arme griff, trägt beispielsweise die Handschrift des engagierten Umweltschützers mit besten politischen Kontakten. Die Regierung in London hatte kürzlich verkündet, dass sie auf private Lösungen zur Rettung kleinerer Energiegesellschaften hoffe, die wegen der stark gestiegenen Gaspreise in Schwierigkeiten stecken. Octopus ist eine von ihnen. Gores Investmentgesellschaft wird einen Anteil von bis zu 13% an dem Versorger übernehmen.

Gores Vermögen wird auf über 300 Mio. $ geschätzt. Er zählt damit zu den wohlhabendsten ehemaligen Vizepräsidenten oder Präsidenten. Es vergeht kaum eine Woche, in der er nicht an einer Klimakonferenz als Redner auftritt. Nach wie vor lebt er, getrennt von seiner Ehefrau Tipper, in Nashville, Tennessee. Dort eröffnet er heute Freitag auch das Cordell-Hull-Friedensforum der privaten Cumberland-Universität.