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Was macht eigentlich...

Edward Snowden tritt virtuell weltweit auf Konferenzen auf. Nun ist er über seinen Blog vermehrt auch publizistisch aktiv.

Das Exilleben ist nicht mehr das, was es einmal war. Während Lenin in der schweizerischen Verbannung noch auf konspirative Boten angewiesen war, um in seiner Heimat Russland Einfluss und Gehör zu finden, ist das im Falle von Edward Snowden anders. Der amerikanische Whistleblower befindet sich zwar seit 2013 im Moskauer Exil, ist aber mit seinen 5 Mio. Millionen Followern auf Twitter kaum auf Mittelsmänner angewiesen. Und nun kommentiert er über die Newsletter- und Blogplattform Substack auch in längeren Artikeln aktuelle Entwicklungen.

Auf Twitter bietet er private Einblicke. So tweetet der 38-Jährige über seinen im Dezember geborenen Sohn: «Es ist längst Schlafenszeit, aber ich höre immer noch, wie er versucht zu verkünden, dass die ­Regentschaft des Schlafes vorbei sei.» Und seine Frau Lindsay – mit der er schon während seiner Zeit an der Genfer US-Mission zusammenlebte – antwortet: «Geniesse seine Proteste. Ich gehe ins Bett.»

Weniger unterhaltsam ist der Inhalt auf Substack. Dort warnt Snowden, der als Präsident der Stiftung Freedom of the Press amtiert, vor den Fängen des Überwachungsstaats und der Allmacht von Technologieunternehmen. Zuletzt widmete er sich etwa – äusserst kritisch – einer geldpolitischen Entwicklung, die bisher fast nur in Fachkreisen Beachtung findet: den geplanten Digitalwährungen von Zentralbanken.

Während Snowden Kryptowährungen wie Bitcoin empfiehlt – wäre man im März 2020 seiner per Tweet abgesetzten Kaufempfehlung gefolgt, hätte man den Einsatz verzehnfacht –, bezeichnet er Zentralbank-Digitalwährungen als «eine Per­version». Das unter der Abkürzung CBDC firmierende, von vielen Notenbanken – ganz vorne dabei China – vorangetriebene Projekt sei eine «kryptofaschistische Währung». Sie sei so angelegt, dass den Nutzern das Eigentum an ihrem Geld abgesprochen werde.

Der Staat werde bei CBDC zum Vermittlungszentrum jeder Transaktion. Dagegen würden bei Kryptowährungen dem Staat gerade alle Privilegien gegenüber anderen Nutzern abgesprochen. Es sei für Banken und Staaten inakzeptabel, dass die Verschlüsselung von Bitcoin & Co. ermögliche, dass es keine Rolle spiele, wer es besitze und wie man es nutze. Für Geschäftsbanken hat er nur Verachtung übrig: «Es gibt fast nichts, was eine Bank tut, was ein Algorithmus nicht nachbilden und besser machen kann.»

Eine Rückkehr in die USA ist für Snowden weiterhin keine Perspektive, nachdem Präsident Donald Trump es zu seinem Abtritt – anders als in Aussicht gestellt – versäumt hat, ihn zu begnadigen. Die Anklage wegen Spionage und Diebstahl von Staatseigentum könnte ihm Jahrzehnte an Gefängnis einbringen. «Ich bin nicht im Geringsten enttäuscht, dass ich von einem Mann nicht begnadigt wurde, der nie Liebe erlebt hatte, für die er nicht bezahlt hat», ätzte Snowden damals.

Russland ist nicht seine erste «Wahl­heimat» – er hatte in 27 anderen Ländern vergeblich Asyl beantragt –, aber da sein Sohn die russische Staatsbürgerschaft mit der Geburt erlangt hat, haben Snowden und seine Frau vergangenes Jahr die Einbürgerung in Russland beantragt. Ihre ­US-Staatsbürgerschaft müssen sie des­wegen nicht abgeben. Die Behörden in Washington hatten seinen amerikanischen Pass aber schon gleich nach seiner Flucht annulliert.