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Was macht eigentlich...

Fed-Chef Ben Bernanke in der Finanzkrise  Ende 2009 vor dem US-Senat. Laut Obama war er der «Inbegriff der Ruhe».

In Zeiten grosser Krisen suchen viele Hilfe bei den Helden der Vergangenheit. Warum also nicht im Angesicht von Pandemie, Inflation und Lieferkettenstress den guten, alten Ben Bernanke fragen. Der war in der letzten grossen Jahrhundertkrise, derjenigen des globalen Finanzsystems, 2009 Chef der US-Notenbank Fed. Damals wurde er vom «Time Magazine» zur Person des Jahres gewählt. Wer nun aber Antworten vom 67-Jährigen aus Georgia erwartet, wird enttäuscht. Bernanke hat eher Fragen.

«Wie wird das Fed mit diesem potenziellen Konflikt umgehen?», fragt Bernanke in seiner heutigen Funktion als Mitglied des Washingtoner Forschungsinstituts Brookings an einer virtuellen Konferenz diese Woche. Mit dem Konflikt meint er, dass Fed-Chef Jerome Powell auf der einen Seite Zinserhöhungen als Mittel gegen die Inflation zurzeit ausschliesst und der Erholung des Arbeitsmarktes Vorrang gibt. Auf der anderen Seite läuft das Fed dadurch aber Gefahr, die moderaten Inflationserwartungen entgleiten zu lassen. Viele sagen, das sei längst geschehen. Selbst Bernanke meint: «Es könnte durchaus sein, dass wir längerfristig eine etwas höhere Inflation haben werden.»

Seine Ex-Kollegen beim Fed zu kritisieren, fällt Bernanke, der heute zudem den Hedge Fund Citadel und den Asset-Manager Pimco berät, aber nicht ein. Die US-Zentralbank «macht das gut». Dank klarer Kommunikation von Powell sei die Geldpolitik heute «kohärent, transparent und glaubwürdig». Grundsätzlich beneidet er seinen Nachfolger nicht: «Es ist eine ungewöhnliche Periode», sagt er. Und schliesslich könne die Geldpolitik allein nicht alle Probleme der Welt lösen.

Vor über zehn Jahren machte Bernankes Fed beinahe genau diesen Eindruck. In der Finanzkrise ging der ehemalige Wirtschaftsprofessor der Eliteuni Princeton, der 2006 von US-Präsident George Bush als Fed-Chef vorgeschlagen wurde, weiter als alle seine Vorgänger. Er senkte den Leitzins nicht nur bis 0%, sondern kaufte auch noch Wertschriften für über 1 Bio. $. Laut Bush-Nachfolger Barack Obama, der ihn für eine zweite Amtszeit vorschlug, habe Bernanke damit den Ausbruch einer zweiten Grossen Depression verhindert. Ein Thema, über das Professor Bernanke, einer der meistveröffentlichten Ökonomen der Welt, ausführlich publiziert hatte. Bereits 2002 zeigte sich sein Selbstbewusstsein, als er seine «Bernanke-Doktrin» erklärte. Sie besagt: Das Fed hat alle Instrumente und soll sie auch einsetzen, um Deflation zu bekämpfen.

Mit seiner ultralockeren Geldpolitik hatte Bernanke aber auch einen Geist aus der Flasche gelassen, der bis heute nicht zurückgedrängt wurde. Das bekam der Fed-Chef zu spüren, als er 2013 ankündigte, das Kaufprogramm sanft zurückzufahren. Die Anleihenzinsen schossen scharf nach oben – ein Phänomen, das Taper Tantrum getauft wurde. Für die Ausweitung der Kompetenzen des Fed, sein dominantes Auftreten gegenüber der Finanzindustrie und seine vermeintliche Regierungsnähe wurde Bernanke teils scharf kritisiert. Unter anderem sein langjähriger Vorgänger Alan Greenspan sagte, diese neue Machtfülle könne das Fed eigentlich gar nicht mehr vernünftig ausüben. An Bernanke perlte das alles ab. Was soll auch einer sagen, dessen zweiter Vorname Shalom (hebräisch: Frieden) lautet und der von Obama einmal als «Inbegriff der Ruhe» bezeichnet wurde.