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Was macht eigentlich...

Der 38jährige Martin Shkreli soll sogar aus dem Gefängnis heraus Anweisungen gegeben haben, das Angebot eines Aids-Medikaments zu verknappen.

Selten ist ein Musikalbum spannend genug, dass es Netflix für eine Verfilmung vorsieht. Bei «Once Upon a Time in Shaolin» der Rap-Gruppe Wu-Tang Clan ist das aber der Fall. Wichtiger Protagonist der Saga: der verhasste Investor Martin Shkreli. Für 2 Mio. $ hatte dieser die einzige Kopie des Albums erworben. Später wurde es vom US-Justizministerium beschlagnahmt. Anfang dieser Woche gab das Ministerium bekannt, dass man das Album für eine unbenannte Summe erfolgreich verkauft habe.

Der 38-jährige Shkreli hält sich damit in den Nachrichten. Vor sechs Jahren kam er in den Fokus der Öffentlichkeit. Sein Unternehmen kaufte 2015 die Fertigungslizenz für das Medikament Daraprim und erhöhte den Preis um das 56-Fache – von 13.50 auf 750 $ je Pille. Das Antiparasitikum wird unter anderem in der Therapie von Aids-Patienten verwendet.

Anstatt sich in der heiklen Debatte um hohe Medikamentenpreise zurückzuhalten, fachte Shkreli sie mit kontroversen Aussagen noch an. Sein Spitzname «Pharma-Bro» war geboren. Daraprim war kein Einzelfall: Schon zuvor kaufte seine Firma Turing die Rechte an Medikamenten und vervielfachte deren Preis. Seine Rolle als Paria festigte er, als er seinen Wohlstand mit dem Kauf des Rap-Albums zur Schau stellte. Eine neue Hasswelle löste er aus, als er im Jahr 2016 nach dem Wahlsieg Donald Trumps nicht das ganze Album der Öffentlichkeit vorspielte – sondern nur das Intro.

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Nach Positionen als Analyst bei Hedgefonds und UBS gründete Shkreli 2006 seine eigene Investmentfirma. Die Finanzkarriere des Sohns albanischer Einwanderer war von fragwürdigem Verhalten geprägt. So wettete er auf sinkende Kurse einer Biotech-Firma und streute gleichzeitig Gerüchte über deren angeblichen Probleme. Und während er gegen die Aktie eines Herstellers einer Insulintherapie spekulierte, versuchte er bei der Regulierungsbehörde die Zulassung der Therapie zu torpedieren.

Im Dezember 2015 wurde er verhaftet – die Staatsanwaltschaft warf ihm vor, Anleger betrogen zu haben. Ähnlich einem Schneeballsystem habe Shkreli Anleger für seine neuen Firmen gewonnen, um damit die Investoren seiner bisherigen Unternehmungen zurückzubezahlen. 2017 wurde er zu sieben Jahre Haft verurteilt. Der Anwalt hatte Probleme, Jurymitglieder zu finden, die dem Angeklagten nicht feindlich gestimmt waren – «er sieht wie ein Arschloch aus», war noch einer der höflicheren Kommentare von Jurykandidaten.

Über 7 Mio. $ des Vermögens von Shkreli wurden beschlagnahmt, darunter Kunst von Pablo Picasso und das berühmt-berüchtigte Wu-Tang-Album. Seitdem beschämt das Lown Institute, eine Organisation zum Patientenschutz, alljährlich die «schlimmsten Profiteure des Gesundheitssystems» mit dem Shkreli-Preis.

Im Dezember 2020 erklärte die ehemalige Bloomberg-Reporterin Christie Smyth, eine Beziehung mit dem Pharma-Bro begonnen zu haben – den Kontakt habe Shkreli aber abgebrochen, nachdem sie mit der Presse über die Beziehung geredet hatte. Smyth hatte zuerst über dessen Verhaftung berichtet. Im April vergangenen Jahres hatte Shkreli beantragt, auf Bewährung entlassen zu werden – er wolle in Smyths Wohnung ziehen. Seine Firma brauche ihn zur Entwicklung eines Coronamedikaments. Als «wahnhaft und selbstverherrlichend» charakterisierte der Richter den Antragsteller.

Shkrelis Entlassung ist für Oktober 2022 vorgesehen. Aus dem Gefängnis bleibt der umtriebige Pharmainvestor aktiv: So soll er die Manager seiner Firma – umbenannt in Vyera – angewiesen haben, den Verkauf von Daraprim weiter zu limitieren. Deswegen muss er sich nun gegen eine Klage wehren, um ihn wegen Monopolmissbrauchs für immer aus dem Medikamentengeschäft zu verbannen. Gemäss einer Auflage der US-Wertpapieraufsicht darf er vorerst zumindest nicht mehr im Anlagegeschäft tätig sein.