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Was macht eigentlich...

Was Rex Tillerson zu einer erfolgreichen Karriere im ­Ölgeschäft verhalf, liess ihn als US-Aussenminister scheitern.
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«Fucking Moron» – ungefähr zu über­setzen mit «verdammter Idiot». Eigentlich ist es erstaunlich, dass Rex Tillerson mit diesem Kommentar über seinen Chef im Juli 2017 nicht bereits seinen Übertritt ins Rentnerleben besiegelte. Erst im März 2018 wurde er entlassen – per Tweet.

Ebenfalls über Twitter zahlte der ­damalige US-Präsident Donald Trump ­seinem geschassten Secretary of State die Beleidigung heim: Höllisch faul und mit zu wenig mentaler Kapazität ausgestattet sei Tillerson gewesen, so der Präsident.

Seitdem war von Tillerson nicht mehr viel zu hören. Mit seiner Frau Renda St. Clair lebt der inzwischen 69-Jährige in ­Texas zwischen Dallas und Fort Worth. Ihr aktuelles Zuhause, das sie 2019 der ­Baseball-Legende Vernon Wells abgekauft ­haben, bietet auf gut 1500 Quadratmetern alles, was ein sehr reicher Texaner braucht: Kino, Riesen-Pool, Weinkeller und – angesichts des Vorbesitzers logisch – ein gut ausgestattetes Fitnessstudio. Beschäftigung finden Tillerson und seine Frau auf zwei Ranches, wo sie Rinder und «Cutting Horses» züchten. Solche Pferde werden an Rodeo-Wettbewerben dazu eingesetzt, einzelne Rinder aus einer Herde zu lösen.

Auch über Pferde und Rinder hinaus ist Tillerson ein Bilderbuch-Texaner. Seine Vornamen Rex und Wayne hat er von den Schauspielern Rex Allen und John Wayne, die beide für ihre Rollen in Western-­Filmen bekannt waren. Der begeisterte Pfadfinder – von 2010 bis 2012 war er Präsident der Boy Scouts of America – wuchs im Norden des Bundesstaats und im ­benachbarten Oklahoma auf. Über ein Stipendium fürs Trommeln – als Schüler spielte er in einer Marching Band – kam er an die University of Texas in Austin, wo er Ingenieurwesen studierte. Seine Karriere startete er 1975 bei der Ölfirma Exxon, ­deren CEO er dreissig Jahre später wurde.

Sein beruflicher Erfolg, die Tatsache, dass er bei ExxonMobil selbst Russland nicht als Bittsteller, sondern als gleich­berechtigter Partner gegenübergetreten war und die Nähe zu den Herrschern ­mehrerer Ölstaaten – all dies mag Donald Trump dazu bewogen haben, den Polit- und Diplomatienovizen zum Aussen­minister zu machen. In dieser Position musste Tillerson allerdings feststellen, dass es im Politbetrieb rauer zugeht als auf der Teppichetage eines globalen Konzerns.

Bei ExxonMobil hatte Tillerson nach eigenem Gutdünken schalten und walten können. So betrieb er jahrelang einen zweiten E-Mail-Account unter dem ­Namen Wayne Tracker, über den angeblich Diskussionen zu heiklen Themen wie dem Klimawandel liefen.

Das Resultat dieses Management-Stils: Chaos. Tillerson, den manche als Stimme der Vernunft innerhalb der Trump-Regierung sahen, brachte mit radikalen Kostenmassnahmen im Aussenministerium altgediente Diplomaten gegen sich auf. Mit Trumps Schwiegersohn Jared Kushner rangelte er um Kompetenzen. Von ­Dutzenden Anrufen von Amtskollegen, die ihn in seinen ersten Wochen kontaktieren wollten, nahm er lediglich drei pro Tag entgegen und isolierte sich so auch auf dem internationalen Parkett.

Dass er – über Unflätigkeiten hinaus – zu einer Minderheit gehörte, die Trump die Stirn bot, half auch nicht. Deshalb ging er – mit einem Jahr Verspätung – als erfolgloser Aussenminister in Pension statt als Titan der Ölindustrie.