Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Aufgefallen in... Mülenen

Diese Treppen reichen bis zum Himmel.

«Eins, zwei, drei …» Jeder kennt es: Man steht am Anfang einer Treppe und beginnt die Stufen zu zählen. Meistens ist man schnell oben. Nicht so im Berner Oberland. Hier befindet sich die längste Treppe der Welt, und die Lust zum Zählen der Treppen vergeht dementsprechend schnell. Die Strecke beträgt zwar «nur» 3,4 Kilometer, die haben es aber in sich. Denn man arbeitet sich von Mülenen, das auf 693 Metern über dem Meeresspiegel liegt, bis auf die Gipfelplattform des Niesen hoch auf 2362 Meter.  Über 1500 Höhenmeter also, die es zu bewältigen gilt.

Mit ihren 11’674 Stufen haben es die Treppen neben dem Trassee der Niesenbahn in das «Guinness-Buch der Rekorde» geschafft. Zudem tauchen sie in einer Auswahl von Red Bull der steilsten und furchterregendsten Treppen dieser Welt auf, neben jener der Chinesischen Mauer und des Machu Picchu. Im Unterschied zu den noch bekannteren Treppen sind jene im Berner Oberland aus Sicherheitsgründen nur einmal im Jahr begehbar.

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.

Die Ausnahme stellt der jährliche Niesen-Treppenlauf dar. Dann nehmen mehrere hundert Athleten die Treppen in Angriff. Die Langsamsten sind bis zu drei Stunden unterwegs. Die Schnellsten benötigen dagegen bloss rund eine Stunde. Im Rahmen dieses Anlasses hält bei den Herren seit 2011 Emmanuel Vaudan den Streckenrekord. Er brauchte lediglich 55:55 min. Die schnellste Frau ist Agnes Zellweger mit einer Zeit von 1:07:07 h. Sie beansprucht den Rekord seit 2005 für sich.

Gut zwanzig Minuten länger brauchten die schnellsten Profis des SC Bern. Die Eishockeyspieler des Hauptstadtclubs liefen vor sieben Jahren im Rahmen eines Spezialtrainings den Berg hinauf. Allerdings waren sie dort seither nicht mehr zu sehen. Gut möglich, dass diese Art von Training auch für die Athleten, die sonst so hart im Nehmen sind, zu viel des Guten war und sie inzwischen die Standseilbahn dem Treppenlauf vorziehen.

Die 1910 eingeweihte Niesenbahn ist nämlich auch etwas schneller oben. Sie benötigt für die Strecke gut 28 Minuten. Wer hingegen die Wanderroute auswählt, der muss von Mülenen (von Thun mit dem Zug in 20 Minuten erreichbar) mit fünf Stunden rechnen. Das Gute ist, dass – egal ob Läufer, Wanderer oder Bahnfahrender – auf dem Gipfel allesamt mit dem gleich schönen Panorama belohnt werden. Und der Ausblick hat es in sich.

Vom Niesen blickt man zum Thunersee, über Interlaken zu den Berner Hochalpen samt dem Oberländer Dreigestirn Eiger, Mönch und Jungfrau, ins Kander- sowie ins Simmental. Nur wenig andere Bergspitzen trumpfen mit einem solchen 360-Grad-Rundumblick auf. Das liegt an der fast perfekten Pyramidenform dieses Berges. Deshalb wird er auch oft als die Pyramide am Thunersee bezeichnet. Schon mehrere Künstler wie Ferdinand Hodler (1909), Paul Klee (1915) oder Cuno Amiet (1926) hat er aus diesem Grund zu Darstellungen animiert.

Während zwei Monaten wirft der Niesen einen pyramidenförmigen Schatten. (Bild: Niesenbahn )

Ein spezielles meteorologisches Phänomen ereignet sich in den Wochen rund um den Jahreswechsel. Bei klaren Wetterbedingungen wirft der Niesen zwischen Ende November und Ende Januar einen riesigen, exakt pyramidenförmigen Schatten auf die Gemeinde Spiez. Ab dem frühen Nachmittag verschwindet die Sonne hinter dem Niesen, um etwas später wieder auf der westlichen Bergseite zu erscheinen. Es scheint dann so, als ob die Sonne den Berg runterkullert. Am imposantesten ist dieses Spektakel kurz vor Weihnachten –  am 21. Dezember – zu beobachten.

Der Name des Bergs hat mit dem gleichnamigen Verb übrigens nichts am Hut. Früher war er unter der Bezeichnung «An Yesen» bekannt, was sich vom gelben Enzian ableitet. Die Wurzeln der Pflanze wurden früher als Heilmittel verwendet und wachsen heute noch an diesem imposanten Berg. Mit der Zeit verschmolz «An Yesen» zu Niesen und erlangte mit seiner Pyramidenform und der längsten Treppe weltweite Berühmtheit. «… 11’672, 11’673, 11’674.»