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Aufgefallen in... Zürich

Für 400 Franken versteigerte «Vodka 4 Peace» am Pop-up-Charity-Event Mitte Juli in der «See Lounge 8008» eine 4,5-Liter-Wodkaflasche. Noch beeindruckender: Das Start-up verkaufte nur acht Tage nach Gründung seine erste Flasche «Vodka Zelensky»-Limited-Edition. Die bis heute über 35’000 Franken an gesammelten Spenden gingen alle an ukrainische Hilfswerke.

« 4 Peace» entstand aus einem Fauxpas. Anastasiia Rosinina erreichte am 3. März die Schweiz, nach fünf Tagen pausenloser Autofahrt mit Startpunkt Kiew. Beherbergt wurde sie von Unternehmer Tobias Reichmuth, der sie mit einem Drink begrüsste. Nur: Er schenkte Rosinina ein Glas «Russian Standard»-Wodka ein. Die Entrüstung war gross. Genauso gross der Enthusiasmus für die Idee, die aus dem Versehen entstand.

Rosinina und Reichmuth setzten die Trademark in Reichmuths leere Firma, genau für solche Spontanideen hat er stets eine bereitstehen. Um das Momentum der erschrockenen Welt zu nutzen, musste schnell ein Team zusammengetrommelt werden. Eine Bekannte kontaktierte Georgia von Gleichen, die soeben ihre erfolgreiche zehnjährige Beratungskarriere an den Nagel gehängt hatte. Eigentlich wollte sie sich der Selbständigkeit widmen, war von der Idee aber derart überzeugt, dass sie Mitgründerin wurde.

Das Team kontaktierte eine Ostschweizer Gin-Brauerei, die umgehend leere Fässer für den Wodka bereitstellte – daher die Gin-Noten der ersten Wodkaproduktionen. Selenskis Schattenprofil wurde Zentral auf das Label, in Farben der ukrainischen Flagge, platziert. Die Schweizer Website ging am 11. März online, zwei Tage später waren bereits tausend Flaschen verkauft.

Nach fünf Monaten Krieg erweist sich das Ziel, im ersten Jahr des Unternehmens eine Million Flaschen zu verkaufen, als unmachbar. «Die Schweizer Einzelhändler enttäuschen», erklärt von Gleichen, «sie sehen die ukrainische Flagge, und das Gespräch ist beendet.» Hinter Behauptungen der politischen Neutralität verbergen sich zwei andere Tatsachen: bestehende, lukrative Verträge mit grossen Brauereien und die starke Präsenz russischer Kunden.

Auch Deutschland erwies sich als schwieriger Markt. Alles mit einer Flagge ist dort ein politischer Brandherd. So wurde Edeka, der grösste Supermarktkonzern des Landes, wegen Verwendung der ukrainischen Flagge auf Social-Media-­Kanälen als Kriegsprofiteur beschuldigt.

In Österreich fand «Vodka 4 Peace» mehr Anklang, wahrscheinlich durch die geografische Nähe zur Ukraine. Das in Wien ansässige Unternehmen Julius Meinl ist der erste Premium-Einzelhändler aus dem deutschsprachigen Raum, der eine Charge des Wodkas abgenommen hat.

Aus Grossbritannien kam der bisher grösste Auftrag. Die London North Eastern Railway schenkt jedem Passagier der ersten Klasse eine Miniatur-«Vodka 4 Peace»-Flasche. Damit erhofft sich das Start-up mehr Visibilität und weitere Aufträge aus der Transportbranche.

Wegen der negativen Reaktionen in Europa lanciert von Gleichen jetzt in den Vereinigten Staaten ihre eigene Social-Impact-Firma, mit «Vodka 4 Peace» als erste Marke. Das Feedback der Einzelhändler im Charity-geprägten Land war laut von Gleichen schon «viel enthusiastischer». Die frei gewordene Regalfläche nach dem Verbot russischer Wodka-Importe dürfte ihr dabei zugutekommen. Das Etikett mit der ukrainischen Flagge, welches die Mitgründerin vorerst nicht aufgeben will, wird in den USA willkommen geheissen. Die ersten Flaschen werden ab Mitte September verfügbar sein.

Es soll aber nicht nur bei Wodka bleiben. Da «Vodka 4 Peace» keine NGO ist, möchte das Unternehmen über den Krieg hinauswachsen und in Zukunft weiteren Hilfswerken mit Produkten «4 etwas» unterstützen. Was genau, ist noch nicht klar, im Moment konzentriert sich das Team auf die Ukraine.