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Börsenbericht vom 14. September 2022SMI: Talfahrt fortgesetzt

Der aktuelle Bericht von der Schweizer Börse.

Nach dem Crash an den US-Börsen vom Vortag hat der Schweizer Aktienmarkt am Mittwoch die Talfahrt zwar fortgesetzt, aber in moderatem Tempo. Inflationssorgen machten den Anlegern zu schaffen, die sich vor allem von konjunktursensitiven und technologielastigen Aktien trennten.

«Es ist vor allem die weiter steigende Kernrate der Inflation, aus der die volatilen Energiepreise herausgerechnet werden, die den Anlegern Sorge bereitet, weil sie zeigt, dass die Preise quer durch die gesamte Wirtschaft steigen», kommentierte ein Marktbeobachter. Die hartnäckige Teuerung dürfte die Fed nicht von ihrem Kurs abbringen, die Zinsen schnell und deutlich zu erhöhen. Zudem sei die Stimmung weiter angespannt, da sich nun nicht mehr nur die Frage nach der weiteren Inflationsdynamik stelle, sondern auch zur weiteren Konjunkturentwicklung in den USA und Europa, ergänzte ein Börsenbeobachter. Dadurch rücke die Ende September beginnende US-Berichtssaison zunehmend in den Fokus.

Der SMI büsste bis Börsenschluss 1,26% auf 10'754,40 Punkte ein. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten und die Schwergewichte gekappt sind, tauchte um 1,07% auf 1643,51 Zähler, während der breite SPI 1,31% auf 13'781,35 Zähler verlor. Im SLI standen 27 Verlierer den 3 Gewinnern gegenüber.

Dennoch halte sich der Schweizer Markt noch einigermassen gut, kommentierte ein Händler mit Blick auf den Absturz der US-Börsen am Vortag. Alle würden auf einen Ausverkauf warten, um wieder einzusteigen. «Der kommt aber noch nicht. Wenn alle auf das Gleiche warten, trifft es meistens nicht ein», sagte der Händler. «Die nächsten Hürden, die es zu überwinden gilt, sind wohl der grosse Eurex-Verfall und die ganzen Indexanpassungen am Freitag», sagte ein anderer Marktteilnehmer.

An der Spitze der Verlierer standen Schindler PS (-4,1%) vor Nestlé (-2,7%). Beim Nahrungsmittelriesen sorgte die Absetzung der bisherigen Kaufempfehlung auf «Neutral» durch Exane BNP für fallende Kurse. Da Nestlé die am stärksten gewichtete Aktie des SMI ist, wirkte sich dies auch deutlich negativ auf den Index aus.

Die beiden anderen Schwergewichte Roche und Novartis hielten sich unterschiedlich: Während Novartis 1,7% nachgaben, sanken Roche lediglich um 0,4%. Berenberg senkte die Empfehlung für Novartis auf «Hold» von «Buy», stufte dagegen das Rating für Roche auf «Buy» von «Hold» hoch.

Straumann verloren 2,1% nach einer Verkaufsempfehlung der UBS. Die Analysten der Grossbank begründen die Verkaufsempfehlung mit einer hohen Bewertung der Aktie im Sektorvergleich. Dahinter erlitten technologielastige und konjunktursensitive Titel wie Geberit (-2,0%), Sika (-2,0%), AMS-Osram (-1,9%), Holcim (-1,9%) oder Adecco (-1,7%) deutliche Einbussen.

Zurich Insurance gaben moderat nach (-0,5%). Die Aktien kämen dank Spekulationen, wonach sich der Versicherer vom australischen Nichtleben-Geschäft trennen könnte, mit einem blauen Auge davon, hiess es im Markt.

Auch Givaudan zeigen nur leichte Verluste (-0,4% auf 3010 Fr.), obwohl Jefferies das Kursziel deutlich auf 2600 Fr. gesenkt hat. Der gute «Track Record» der Firma dürfte nach der Kurskorrektur eine Stütze gewesen sein, hiess es im Markt.

An der Spitze der wenigen Gewinner unter den Blue Chips standen Sonova (+0,8%). Auch Swatch zeigten ein leichtes Plus von 0,2%, während die Titel von Konkurrent Richemont um 0,4% im Minus schlossen.

Partners Group notierten etwas höher (+0,2% auf 934,60 Fr.). Der Asset Manager habe bei seinem Semester-Update gezeigt, dass er mit steigenden Zinsen und Margendruck umgehen könne, sagt ein Händler. «Und unter 1000 Fr. ist die Aktie einen Versuch wert», sagte ein Händler.

Im breiten Markt standen Lindt&Sprüngli unter Verkaufsdruck (PS -2,7%, Namen -2,5%). Auf den Kurs drückte der Verkauf von Titeln in Höhe von 5 Mio. Fr. durch ein Geschäftsleitungsmitglied.

Die Aktien von Lalique sanken in der Schlussauktion noch ins Minus (-0,6%), nachdem sie den ganzen Tag über im Plus notiert hatten. Der Luxusgüterkonzern hat sowohl den Umsatz als auch den Gewinn deutlich gesteigert. Zudem wurde die Übernahme des Seidenlabels Fabric Frontline bekannt gegeben.

Stabilisierung an Wallstreet

Nach dem Inflationsschock und hohen Kursverlusten am Vortag bleiben die Anleger an den US-Börsen vorsichtig. Das Kursbarometer der Wallstreet, der Dow Jones Industrial , konnte sich zwar stabilisieren, der Erholungsversuch blieb aber zaghaft. Der Leitindex bewegte sich nach einer halben Handelsstunde leicht mit 0,20% im Plus bei 31'168,00 Punkten.

Eine leichte Erholung gab es auch für andere wichtige New Yorker Indizes: Der breit aufgestellte S&P 500 gewann 0,31% auf 3945,02 Zähler, während der technologielastige Nasdaq 100 um 0,40% auf 12 082,05 Punkte zulegte. Tech-Werte gelten als besonders zinsabhängig. Sie hatten am Vortag mit einem Abschlag von mehr als 5% besonders stark darunter gelitten, dass der Druck auf die US-Notenbank Fed mit den jüngsten Inflationsdaten bei den Zinserhöhungen nicht nachlässt.

Für besondere Aufmerksamkeit sorgten zur Wochenmitte die veröffentlichten Erzeugerpreise, deren Anstieg sich im August stärker als erwartet abschwächte. Ohne Energie und andere im Preis schwankungsanfällige Waren gingen die Erzeugerpreise allerdings weniger zurück als gedacht. Das unterstreicht die Tendenz der Inflationsdaten vom Vortag. Die hatten auch gezeigt, dass die Inflation in der Breite ankommt.

Euro zum US-Dollar kaum bewegt - zum Franken bei 0,96

Der Kurs des Euro hat sich am Mittwoch wenig bewegt. Zur US-Währung wurde die europäische Gemeinschaftswährung am Nachmittag mit 0,9987 $ gehandelt. Am Mittag war der Euro noch kurz über die Parität zum Dollar gestiegen.

Zur Schweizer Währung schwankte der Euro am Mittwoch um die Marke von 96 Rappen - am späten Nachmittag notierte die Gemeinschaftswährung genau bei 0,9600 Fr. Auch der US-Dollar bewegte sich im Tagesverlauf um dieselbe Marke, er stand bei 0,9601 Fr.

Am Mittag standen die Erzeugerpreise aus den USA im Fokus. Der Preisauftrieb auf Herstellerebene, der auch als Indikator für die künftige Inflation gilt, schwächte sich im August etwas stärker ab als erwartet. Grund dafür waren die weniger stark gestiegenen Energiepreise.

Dass die sehr hohe Teuerung indes noch nicht überstanden ist, zeigte sich am Vortag. US-Inflationszahlen fielen höher aus als erwartet und deuten auf weitere deutliche Zinsanhebungen durch die US-Notenbank Federal Reserve hin. An den Finanzmärkten stiegen daraufhin die Kapitalmarktzinsen in den USA, was dem Dollar erheblichen Rückenwind verlieh.

Unterdessen verdichten sich in Japan die Anzeichen, dass das Land seiner sehr schwachen Währung unter die Arme greifen könnte. Die Wirtschaftszeitung «Nikkei» berichtete über eine spezielle Aktion seitens der Bank of Japan, die als mögliche Vorstufe zu einer Intervention am Devisenmarkt gilt. Regierungsvertreter erneuerten ihr Versprechen, bei Bedarf entschlossen gegen die Yen-Schwäche vorzugehen. Der Yen machte daraufhin etwas Boden gut. Hintergrund der jüngsten Talfahrt ist die Geldpolitik der japanischen Notenbank, die sich im Gegensatz zu vielen anderen Zentralbanken nicht gegen die Inflation stemmt.

Eine Feinunze Gold wurde am Nachmittag in London zum Preis von 1705 $ gehandelt. Das waren rund 3 $ mehr als am Vortag.

Ölpreise legen etwas zu

Die Ölpreise haben am Mittwoch etwas zugelegt. Am Mittag kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 93,35 $. Das waren 18 Cent mehr als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der US-amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 31 Cent auf 87,64 $.

Zu den leichten Kursgewinnen trug auch der gefallene Dollarkurs bei. Dieser macht Rohöl für Käufer aus anderen Währungsräumen günstiger. Am Vortag waren die Ölpreise noch zeitweise merklich unter Druck geraten. Die höher als erwartet ausgefallene Inflationsrate im August hatte die Erwartung an weitere Zinserhöhungen verstärkt. Dies dürfte die Konjunktur belasten und damit auch die Nachfrage nach Rohöl.

Neue Prognosen der Internationalen Energieagentur (IEA) bewegten den Markt kaum. Wegen der schwächelnden chinesischen Wirtschaft hat der Interessenverband der westlichen Industriestaaten seine Schätzung für die weltweite Öl-Nachfrage gekürzt. Der tägliche Bedarf dürfte im laufenden Jahr lediglich um zwei Millionen Barrel (159 Liter) auf durchschnittlich 99,7 Millionen Barrel steigen. Zuvor hatte er den Anstieg 110 000 Barrel höher veranschlagt.

Als Grund führte die IEA die Lockdowns in China an, die die zweitgrösste Volkswirtschaft weiter schwächten. Mit der sich abkühlenden Konjunktur sinke dort auch der Ölbedarf. Die tägliche Nachfrage Chinas werde im laufenden Jahr um 420 000 Barrel zurückgehen, prognostizierte die Energieagentur. Der Rückgang fällt deutlich stärker aus als bisher angenommen.

Im Tagesverlauf richtet sich die Aufmerksamkeit am Ölmarkt auch auf neue Lagerdaten aus den USA. Am Dienstag hatte das American Petroleum Institute (API) einen deutlichen Lageraufbau mitgeteilt. Die Vorratsdaten bewegen die Ölpreise meist deutlich, da sie Auskunft über das Verhältnis von Angebot und Nachfrage geben.

Bitcoin fällt nach Inflationsdaten

Der Kurs des Bitcoin ist zur Wochenmitte nach der Publikation der schlechter als erwartet ausgefallenen US-Inflationsdaten deutlich unter Druck geraten. Derweil steht das grosse «Merge»-Update bei der zweitgrössten Kryptowährung Ether kurz bevor.

Im Sog der unter den US-Inflationsdaten fallenden Aktienmärkte, gab auch die Kryptowährung einen Teil der zuvor im Wochenverlauf erzielten Gewinne wieder ab. Nachdem der Kurs bis kurz vor der Veröffentlichung der neusten Daten zur Inflation in den USA noch bis auf knapp 22'800 $ gestiegen war, sackte er am Dienstagmittag kurzeitig unter die Marke von 20'000 $.

Am Mittwochmittag notiert der Bitcoin im Vergleich zur Vorwoche aber mit rund 7,7% immer noch im Plus auf 20'230 $. Die Marktkapitalisierung liegt aktuell bei rund 388 Mrd. $ und damit rund 28 Mrd. über dem Wert der Vorwoche.

Da der Kurs des Bitcoin immer noch den Aktienmärkten folgt, richtete sich das Augenmerk der Anleger in den letzten Wochen vermehrt auf das kurz bevorstehende Blockchain-Update der nach Marktkapitalisierung zweitgrössten Kryptowährung Ether. Erwartet wird die Umstellung, «Merge» genannt, vom energieintensiven «Proof-of-Work» (PoW)-Sicherungsverfahren zu «Proof-of-Stake» (PoS) in der Nacht auf Donnerstag.

Mit dem «Merge» soll nach jahrelanger Planung der massive Stromverbrauch des Ethereum-Netzwerks reduziert werden: Gemäss Schätzungen um mehr als 99%. Ein Scheitern wird zwar als unwahrscheinlich erachtet, ist aber nicht ganz auszuschliessen.

Aus technischer Sicht wird der «Merge» oft mit einem Motorenwechsel bei voller Fahrt verglichen. Dabei stehen hohe Summen auf dem Spiel: Die Marktkapitalisierung von Ethereum liegt bei rund 200 Mrd. $, ausserdem bauen milliardenschwere Anwendungen auf der Ethereum-Blockchain auf, darunter zahlreiche «Decentralised Finance» (DeFi)-Plattformen, «Stablecoins» oder «Non Fungible Tokens» (NFT).

Die Umstellung bringt aber auch bei einem reibungslosen Übergang noch einige Unsicherheitsfaktoren mit sich. Dazu zählt etwa die Möglichkeit, dass eine Gruppe von nun «arbeitslosen» Ethereum-Minern parallel zur neuen PoS-Blockchain weiterhin eine Ethereum-Blockchain mit dem bisherigen Proof-of-Work-Konsens betreibt. Je nach Verteilung der Akzeptanz der beiden parallel laufenden Blockchains, könnte es etwa bei nun doppelt existierenden NFTs zu Ungereimtheiten und betrugsversuchen kommen.

Mittlerweile finden aber auch vermehrt Stimmen Gehör, die auf «zentralisierende» Tendenzen des «Merge» hinweisen. So bezweifelt etwa der CEO des grössten Staking-Pool-Anbieters Everstake, Sergey Vasilchuck, dass die Anzahl der Validatoren, die mit ihrem Einsatz von mindestens 32 Ether (rund 51'000 Dollar) das Netzwerk sichern sollen, viel zu hoch angesetzt sei.

«Es soll angeblich 400'000 Validatoren im neuen Netzwerk geben», führte Vasilchuck in einem Interview aus. «Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass alle von ihnen eine nahezu 100-prozentige Betriebszeit gewährleisten, die es für das Netzwerk braucht.» Falls viele dieser Validatoren sich die «Finger verbrennen» würden und ihr Geld verlieren könnten, sei eine immer stärker werdende Zentralisierung der Ethereum-Blockchain nicht auszuschliessen.

Noch härter ins Gericht geht Vasilchuck mit den Kryptobörsen, die ebenfalls eine grosse Rolle bei der Umstellung spielen dürften. «Schon jetzt halten die Kryptobörsen Binance, Coinbase und Kraken über 32% der fürs Staking eingesetzten Ethereum-Token», rechnet er vor. Die Kryptobörsen würden indes nicht ihre eigenen Mittel fürs Staking einsetzen, sondern die ihrer Kunden: «Wenn sie gegen die Interessen des Netzwerks handeln, verlieren sie zumindest monetär gesehen nicht viel», warnt Vasilchuck.

Der Everstake-CEO nimmt auch Stellung zur Kritik, dass rund 50% der Netzwerk-Knoten von Ethereum über den Dienst von Amazon Web Services (AWS) laufen würden. Falls der Konzern seinen Dienst reguliert oder einschränkt, könnte dies laut Vasilchuck ein «riesiges und gefährliches Problem» werden. «Ich denke, dass uns diese Abhängigkeit früher oder später auf die Füsse fallen wird.»

Der Ether-Kurs muss derweil wie der Bitcoin-Kurs kurzfristig ebenfalls Verluste hinnehmen und notiert im Vergleich zum Vortag rund 6,6% tiefer bei knapp 1600 Dollar. Auf Wochensicht hält sich Ether indes immer noch mit 2,9% im Plus.

Der Marktwert aller auf dem Informationsdienst «CoinGecko» aufgeführten knapp 13'000 Kryptowährungen stieg innert Wochenfrist damit wieder über die Marke von 1 Bio. $ und liegt derzeit mit 1037 Mrd. klar über dem Wert der Vorwoche.

AWP/REUTERS