Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Dekantiert

Schweizer Weine werden immer besser. Eine einmalige Gelegenheit, einige der besten Produkte zu probieren und direkt miteinander zu vergleichen, bietet das Swiss Wine Tasting. Die eigentliche Leistungsschau findet am Montag, 29. August, zum dreizehnten Mal in Zürich statt, ­erstmals im neuen Chipperfield-Erweiterungsbau des Kunsthauses.

119 Aussteller aus allen Landesteilen präsentieren rund 500 Weine. Weil das ­vergangene Jahr mit 61 Mio. Litern die geringste Produktionsmenge seit 1957 geliefert hat, werden weniger Produzenten nach Zürich kommen als im Vorjahr (140). Einige sind schlicht restlos ausverkauft und haben nichts mehr auszuschenken. Möglicherweise werden einige Winzer bei einzelnen der präsentierten Weine auf den neuen Jahrgang vertrösten.

Der 2022er wird wegen des sonnigen und warmen Wetters kräftige Rote und üppige Weisse hervorbringen. Die besten Winzer sollten das heissere Klima inzwischen zu meistern wissen. Mit 2015 und 2018 sind zwei jüngere warme Jahre in ­guter Erinnerung. Die Weine aus dem Jahr 2021 stehen für einen stilistischen Gegenpol. Viel Regen und kühle Temperaturen haben für zurückhaltendere Aromen und höhere Säurewerte gesorgt.

An der Degustation im Kunsthaus stammen die meisten Weissweine aus dem Jahr 2021. Bei den Roten, die häufiger im Holzfass ausgebaut werden, sind hingegen viele 2020er und ältere Jahrgänge anzutreffen.

Dass Schweizer Wein entgegen einem weit verbreiteten Vorurteil auch gut reifen kann, zeigt eine Sonderausstellung, die bereits am Sonntag stattfindet. Unter dem Patronat von Mémoire des Vins Suisses werden siebzig Tropfen des Jahrgangs 2012 ausgezeichnet und ausgeschenkt, Weisse und Rote aus allen sechs Anbauregionen. Ausser dem Wallis und der Waadt, die für ein Drittel und ein Viertel der Rebfläche der Schweiz stehen, heissen die Regionen in absteigender Rebfläche Deutschschweiz, Genf, Tessin und Drei Seen.

Während die grosse Ausstellung am Montagnachmittag und -abend bei vorheriger Anmeldung auf der Webseite ­www.swiss-wine-tasting.ch gratis ist, kostet die Degustation der Gewinner des Swiss Wine Vintage Award 50 Fr. Erstmals werden von vier Produzenten zudem jeweils vier noch ältere Jahrgänge gezeigt, bis hin zu 2002. Dafür werden allerdings 195 Fr. fällig.

Ein häufiges Argument gegen den Kauf von Schweizer Wein ist der vergleichsweise hohe Preis. Weine aus Italien, Spanien, Südfrankreich oder Übersee böten ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis. Gerade die günstigeren Alltagsweine kommen meist süffiger daher. Wer schwere Rote ­bevorzugt, ist mit einem Primi­tivo oder einem Ribera del Duero besser bedient als mit einem Maienfelder Pinot Noir.

Doch schon Walliser Pinots bringen oft erstaunlich viel Intensität mit, ganz zu schweigen von den autochthonen Sorten wie Cornalin oder Humagne Rouge, ebenfalls aus dem Wallis – also Sorten, die nur oder fast nur in der Schweiz angebaut werden. Von solchen gibt es auch aus­gezeichnete Weisse, nicht nur im Wallis, sondern mit dem Räuschling vom Zürichsee oder dem Bündner Completer auch in der Deutschschweiz. Wer gern Wein trinkt, sollte diese Weine probieren, zumal sie in den vergangenen Jahren immer besser geworden sind.

Die am Swiss Wine Tasting präsenten Schweizer Spitzenproduzenten verkaufen ihre Weine ab 15 bis 20 Fr. aufwärts. Sie brauchen den Vergleich mit der aus­ländischen Konkurrenz nicht zu scheuen. Es ist gar wahrscheinlich, dass einige Schweizer Weine international verstärkt nachgefragt werden. Angesichts kleiner Produktionsmengen würde das die Preise steigen lassen. Wer regelmässig ein paar Flaschen in den Keller legt, dürfte es also nicht bereuen.

Die einzigen Wermutstropfen der Degustation sind ihre Grösse und das frühe  Ende um 19.30 Uhr. Werktätige, die erst nach 17 Uhr loslegen können, verpassen den grössten Teil.