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EZB-Protokolle legen Inflationssorgen der Währungshüter offen

Die Zinsanhebung im Juli war die erste Erhöhung der geldpolitischen Schlüsselsätze seit elf Jahren.

(Reuters) Nur wenige Währungshüter der Europäischen Zentralbank (EZB) haben auf der Zinssitzung im Juli mit Blick auf die Rezessionsgefahren für eine eher schwache Zinserhöhung argumentiert. Eine sehr grosse Mehrheit stimmte angesichts gestiegener Inflationssorgen darin überein, dass es angemessen sei, die Schlüsselzinsen anders als in Aussicht gestellt um 0,50 Prozentpunkte zu erhöhen, wie aus dem am Donnerstag veröffentlichten Protokoll zu dem EZB-Treffen hervorgeht. «Dies wurde als klares Signal der Entschlossenheit angesehen, zu handeln und das Mandat zu erfüllen», hiess es darin. Die nächste Zinssitzung der EZB ist für den 8. September anberaumt.

Laut der Aufzeichnung argumentierten die Euro-Wächter auf dem Juli-Treffen dahingehend, dass die EZB ihren Willen und ihre Fähigkeit zu antworten zeigen müsse, wenn sich die Aussichten änderten. Eine Zinserhöhung um 0,50 Prozentpunkte bringe zudem mehr Klarheit für die Marktteilnehmer in einem höchst unsicheren Umfeld. «Insgesamt hat sich der Inflationsdruck ausgeweitet und verstärkt», hiess es im Protokoll. Bedenken seien vorgebracht worden, dass eine Verankerung der Inflationserwartungen davon abhängig sei, dass die EZB angesichts sich verschlechternder Inflationsaussichten entschlossen vorgehe. Die EZB spricht von Verankerung der Inflationserwartungen, wenn diese mit ihrem Teuerungsziel von zwei Prozent übereinstimmen. Die Zinsanhebung im Juli war die erste Erhöhung der geldpolitischen Schlüsselsätze seit elf Jahren.

Weiterer kräftiger Schritt im September erwartet

Volkswirte sehen durch die Protokolle ihre Einschätzung bestätigt, dass die EZB die Zinsen im September erneut kräftig anheben wird. «Basierend auf dem Protokoll und dem Fokus auf Datenabhängigkeit für die anstehenden Sitzungen erwarten wir weiterhin eine Erhöhung um 50 Basispunkte im September», kommentierten die Experten der US-Bank Morgan Stanley. Denn die Inflation werde in den kommenden Monaten voraussichtlich weiter zulegen.

Diese Erwartungen schürte zuletzt auch EZB-Direktorin Isabel Schnabel. Denn aus ihrer Sicht haben sich seit der Juli-Zinssitzung die Inflationsaussichten nicht verbessert, wie sie vor einer Woche in einem Reuters-Interview sagte. Schabel signalisierte damit, dass im September womöglich erneut eine kräftige Zinsanhebung notwendig sein könnte. «Im Juli entschieden wir uns für eine Anhebung um 50 Basispunkte angesichts des Inflationsausblicks. Im Moment denke ich nicht, dass sich dieser Ausblick grundlegend geändert hat,» erläuterte die deutsche Ökonomin. Im Juli war die Inflation im Euro-Raum auf einen neuen Rekordwert von 8,9% geklettert. Für Deutschland, der grössten Volkswirtschaft in der Währungsunion, hält Bundesbank-Präsident Joachim Nagel im Herbst sogar eine Rate von zehn Prozent für möglich.

REUTERS