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Jörg Boner wählt: die Farbstifte

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Prismacolor von Caran d'Ache.
Prismalo Set 30 Farben von Caran d'Ache.
Supracolor Set 120 Farben von Caran d'Ache.

Wenn man sie schliesst, dann macht es «klack». Das Geräusch kennen viele aus der Kindheit. Das Schliessgeräusch gehört zu den Farbstiften. Es scheint zum Konzept zu gehören, die Technik, wie sich die Wanne mit dem Blechdeckel durch Friktion der beiden Teile verschränkt. Die Verpackung ist Teil des Ganzen.

Das Ganze, das sind die Farbstifte. Mindestens zwölf müssen es sein. In grossen Ausführungen können es dann auch gerne mal 120 Farben sein. Das Öffnen der Farbschachtel gleicht einem Ritual. Einmal geöffnet, liegt die Welt der Farben ausgebreitet vor einem auf dem Tisch. Es sind analoge Werkzeuge aus Zedernholz und einer Mine aus Farbpigmenten, Talkum, Wachs, Fetten und Bindemitteln. Farbstifte sind allein für sich schon mal ein Objekt. Ein sehr schönes noch dazu. Aber eigentlich sind sie Mittel zum Zweck.

Der Zweck, das ist die Visualisierung von Dingen, Gedanken und Ideen. Die offene Schachtel ist ein Startpunkt und ein Versprechen. Ein Vorhaben liegt in der Luft, es wird eine Zeichnung sein. Die bunten Holzstäbe machen Ideen sichtbar. Oder sie entlarven dieselben als zu wenig ausgegoren. Oder, die beste aller Möglichkeiten, die farbigen Linien führen während der Tätigkeit des Zeichnens auf neue Fährten und eröffnen neue Möglichkeiten. Das ist der heute so vielgerühmte Designprozess, denken und visualisieren, zeichnen und entscheiden. Aus Linien entstehen Flächen. Sie lassen die Zeichnerin oder den Zeichner kontemplativ in der Arbeit versinken. Farbstifte fordern Konzentration auf das, was gerade entstehen wird. Sie nehmen von unserer Zeit und geben sie gleichzeitig zurück.

Obwohl digitale Daten zunehmend Platz beanspruchen in unserer Welt, gibt es sie noch. Offenbar wurden sie nicht abgelöst von etwas Modernerem. Und trotzdem meinen viele Erwachsene, darauf verzichten zu können. Für viele sind Farbstifte Kinderkram. Schade eigentlich.