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Was macht eigentlich...

Die Geste beim Mannesmann-Prozess, mit der Joe Ackermann (r.) 2004 Geschichte schrieb. Links, Klaus Esser, Mitangeklagter.

Es ist still geworden um Josef Ackermann, den einst bekanntesten Schweizer Manager. So fällt auf, wenn der früher medial omnipräsente Banker sich wieder einmal zu Wort meldet, wie im letzten Dezember im «Sarganserländer». Der bald 74-jährige ehemalige Chef der Deutschen Bank wurde zum «Götti» des neuen Kultur­hauses Verrucano in Mels berufen. Dort im St. Gallischen war er mit zwei Brüdern aufgewachsen, in einem katholischen Elternhaus. Mels nennt er seine Heimat.

Hier geht Sepp an den Pizol Skifahren oder an den Chapfensee wandern. Auch Start-ups unterstützt er, ab und zu hält er einen Vortrag an der Universität St. Gallen, seiner Alma Mater. Die Zeiten der Teppichetagen und des Rampenlichts sind aber vorbei. Zuletzt war er Präsident der Bank of Cyprus, ihr half er, sich von der zypriotischen Finanzkrise zu erholen. Auch die Verwaltungsratsjobs bei den Investmentgesellschaften Investor AB und Renova hat er aufgegeben. Zwei Dutzend Mandate – von der türkischen Akbank bis Siemens – hatte er über die Jahre angesammelt.

Seinen Rückzug beschleunigt hat ein tragisches Ereignis: Im August 2013 beging Pierre Wauthier Selbstmord, damals Finanzchef von Zurich. Ackermann war der Präsident der Versicherung. Die beiden verstanden sich schlecht. Nach Vorwürfen der Hinterbliebenen trat Ackermann ­zurück. Eine Untersuchung der Finma entlastete ihn – er habe Wauthier nicht ­unangemessen unter Druck gesetzt.

Seine erfolgreichste und umstrittenste Zeit durchlebte Joe Ackermann aber bei der Deutschen Bank, wo er ab 1996 sechzehn Jahre arbeitete. Im Mai 2002 folgte er auf Rolf Breuer und wurde erster ausländischer CEO. Gekommen war er von Credit Suisse, zu der er nach seiner Promotion 1977 gestossen war. Dort hatte er sich zur Nummer zwei hinter Rainer E. Gut hochgearbeitet. An diesem kam Ackermann aber nicht vorbei – so verliess er CS in Richtung Deutschland.

In der Zeit als Deutsche-Bank-Chef entstand der Mythos um ihn. «Joe» wurde zum Gesicht des menschenverachtenden Finanzkapitalismus. «Leistung aus Leidenschaft» war das Motto der Bank in ­seiner Ära. Ackermann entliess Tausende, und er trieb die Investmentbank an, die Rekordgewinne lieferte. Dem behäbigen Institut gab er das überehrgeizige Ziel einer Eigenkapitalrendite von 25%, was es vor der Finanzkrise auch schaffte.

Unvergessen ist sein Auftritt beim Mannesmann-Prozess, wo ihm und fünf anderen Untreue vorgeworfen wurde. Ein missverstandenes Victory-Zeichen, das er zu Prozessbeginn zeigte, brannte sich in die kollektive Erinnerung ein. Ackermann wurde zum Buhmann der Nation. Da half es wenig, dass er freigesprochen wurde und später die Deutsche Bank verhältnismässig gut durch die Finanzkrise brachte.

Ackermann war mehr als nur ein Bankenboss. Er mischte in der obersten Politik mit, beriet Bundeskanzler Schröder, Angela Merkel, äusserte sich pointiert zur Eurokrise. So wurde er von den einen verehrt und zum «Banker of the Year» gekürt, von anderen gehasst, etwa von den italienischen Anarchisten, die ihm eine Briefbombe schickten. Gleichzeitig betrieb er grossen Aufwand, um sein Image aufzubessern. Er trat bei Talkshows auf, räumte Fehlentwicklungen in der Finanzbranche ein, verzichtete auf Boni. Die Image­korrektur gelang nur zum Teil, die Reue kam etwas gar spät.