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Stadler Rail erleidet Gewinneinbruch und erhält neuen CEO

(2. Zusammenfassung)

Bussnang (awp) - Der Zughersteller Stadler Rail hat im ersten Halbjahr zwar so viele Aufträge gewonnen wie noch nie, der Gewinn wurde aber von der Franken-Stärke zerzaust. Trotz des Gegenwinds übergibt Patron Peter Spuhler das Steuerruder ab Neujahr an einen neuen CEO.

Sein Nachfolger werde der bisherige Stellvertreter Markus Bernsteiner, der schon seit 1999 für den Ostschweizer Konzern tätig sei, teilte Stadler am Mittwoch in einem Communiqué mit. Spuhler als bisheriger Interims-CEO werde sich dann wieder auf das Amt als Verwaltungsratspräsident konzentrieren.

Spuhler war im Mai 2020 wieder als CEO bei Stadler eingesprungen, nachdem sein eigentlicher Nachfolger Thomas Ahlburg das Unternehmen wegen Differenzen über die Weiterentwicklung verlassen hatte. Spuhler hatte nach diesem Fehlschlag betont, das Ruder erst wieder zu übergeben, wenn die alte Flughöhe erreicht sei, als er das Amt an Ahlburg 2018 abgetreten hatte.

Diesen Zeitpunkt sieht der Stadler-Patron nun gekommen. Operativ habe Stadler Rail ein sehr gutes erstes Halbjahr hingelegt. "Ohne externe Einflüsse wären wir schon wieder fast auf der alten Flughöhe", sagte er an der Halbjahres-Telefonkonferenz. Und die externen Einflüsse wie etwa die Währungen, die Inflation oder die Sanktionen als Folge des Ukraine-Kriegs könne man nicht beeinflussen.

"Wir haben alle Werke im Griff. Das sieht jetzt gut aus. Das hat mich bewogen, die Stabsübergabe jetzt durchzuführen", sagte Spuhler: "Ich werde am 9. Januar 2023 64 Jahre alt. Ich denke, es ist an der Zeit, kürzer zu treten."

Gewinn eingebrochen

Sein Nachfolger Bernsteiner wird die Leitung eines Konzerns übernehmen, der zwar so viele Aufträge hereinholt wie noch nie, aber schwer mit der Profitabilität kämpft.

Im ersten Halbjahr ist der Reingewinn wegen der Frankenstärke und Finanzverlusten auf 2,4 Millionen Franken zusammengeschmolzen. Vor einem Jahr hatte der Konzern noch einen Reingewinn von 26,3 Millionen Franken erzielt.

Währungseffekte aufgrund der abrupten starken Aufwertung des Schweizer Frankens schlugen mit 62 Millionen Franken aufs Ergebnis. Die Währungsrisiken würden sich aufgrund der langen Laufzeiten der Aufträge nicht in vollem Umfang absichern lassen.

Umsatz und EBIT gestiegen

Der Umsatz legte dagegen um 4 Prozent auf 1,47 Milliarden Franken zu. Der Betriebsgewinn EBIT kletterte um 36 Prozent auf 66,8 Millionen Franken. Grund dafür sei ein Einmaleffekt in Höhe von 21,3 Millionen im Zusammenhang mit der im vergangenen Dezember angekündigten Akquisition der deutschen Signaltechnikfirma BBR.

"Während sich die Corona-Auswirkungen weitgehend normalisiert haben, bleibt die Lieferkettensituation weiterhin angespannt", schrieb Stadler. Dies habe die Kosten nach oben getrieben.

Auftragseingang verdoppelt

Der Auftragseingang schoss allerdings bereits in den ersten sechs Monaten auf 6,0 Milliarden Franken nach oben. Damit sei das Gesamtjahresziel schon erreicht worden. Und die Auftragsbücher sind mit 21,7 Milliarden Franken so dick wie noch nie. So hat Stadler Riesenaufträge der SBB und der ÖBB an Land gezogen sowie eine Reihe weitere Grossaufträge gewonnen.

Bis Ende Jahr will Spuhler noch eine zusätzliche Milliarde an Aufträgen hereinholen, um das für 2022 höher gesteckte Ziel für den Bestellungseingang von über 7 Milliarden Franken zu erreichen. Er gehe davon aus, noch die eine oder andere Ausschreibung im Milliardenbereich zu gewinnen.

Damit hat das Unternehmen die Erwartungen der Analysten bei Auftragseingang, Umsatz, EBIT und EBIT-Marge teils weit übertroffen, beim Reingewinn aber total verfehlt.

Wegen des Gegenwinds schraubt der Konzern den Ausblick bei der Profitabilität zurück. Zwar erwartet Stadler im Gesamtjahr 2022 weiterhin einen Umsatz zwischen 3,7 und 4,0 Milliarden Franken. Dagegen peilt Stadler neu eine etwas tiefere EBIT-Marge von 5 bis 6 Prozent an, nachdem bisher eine stabilen Marge auf dem Vorjahreswert von 6,2 Prozent in Aussicht gestellt worden war.

jb/rw/mk