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Swatch-Chef denkt noch nicht ans Aufhören

Zürich (awp) - Swatch Group-Chef Nick Hayek wird in diesem Jahr 70 Jahre alt, denkt aber noch nicht an Rücktritt. "Solange es Spass macht, sehe ich keinen Grund, aufzuhören. Ich komme ja aus der kreativen Ecke, dem Filmemachen, und diese Firma bietet so viele Möglichkeiten, kreativ zu sein. Das gibt Befriedigung und Kraft", sagte Hayek im Interview mit der "NZZ" (Ausgabe vom 30.3.).

Betreffend Nachfolgeregelung sei die Firma "auf alle Eventualitäten vorbereitet", versicherte Hayek. Jüngst kamen mit der Nomination seines Neffen Marc Hayek für einen Verwaltungsratssitz Spekulationen auf, dieser könnte dereinst die Leitung des Konzerns übernehmen. Marc Hayek ist seit 2005 Teil der Konzernleitung und führt Luxusmarken wie Blancpain oder Breguet.

"Dass sich Marc zum Unternehmen bekennt, dass er Leidenschaft hat, sehr gute Arbeit macht und unsere Unternehmenskultur vertritt, wissen wir. Aber ob er diese Firma wirklich irgendwann führen will oder ob er andere Prioritäten hat, ist eine andere Frage", sagte Nick Hayek. Er und seine Schwester würden Marc Hayek jedenfalls nicht befehlen, die Konzernleitung zu übernehmen.

Der Vorschlag zur VR-Wahl von Marc Hayek sei aber ein Zeichen für Kontinuität nach innen und nach aussen, so der CEO. "Auch die nächste Generation der Hayeks bekennt sich zur Swatch Group."

Zögerliche Kunden in China

Nach dem sehr guten Jahr 2023, als die Swatch Group den Umsatz in Lokalwährungen gerechnet um knapp 13 Prozent steigern konnte, gibt es nun Anzeichen, dass das starke Wachstum abflaut. "Die USA wachsen weiterhin, aber ein bisschen weniger schnell, wobei wir eine klare Zweiteilung sehen", hielt Hayek fest. Das Geschäft in den eigenen Shops laufe gut, demgegenüber seien die Händler verunsichert und kauften weniger ein. Sie hätten Angst vor zu grossen Lager.

Derweil entwickelt sich Japan laut Hayek weiterhin gut. "Auch in Europa läuft es recht gut. Aber es ist unberechenbarer geworden." In China wiederum, wo die Swatch Group einen Drittel des Umsatzes erzielt, zögerten die Kundinnen und Kunden lange bis sie etwas kauften. "Ich gehe davon aus, dass der chinesische Markt bis Ende Jahr schwierig bleiben wird." Das Potenzial von China bleibe aber gross.

Swatch Group bleibt an der Börse

Die Kritik von Investoren etwa zu dem seit Jahren unter Druck stehenden Aktienkurs weist Hayek zurück: "Der Aktienkurs bewirkt bei uns überhaupt nichts. Wir sind und waren nie abhängig vom Kapitalmarkt. Es mag arrogant tönen, ist aber ein Fakt: Was Finanzanalysten über uns denken oder schreiben, hat zum Glück keinen Einfluss auf unser operatives Geschäft."

"Wenn Sie bei uns Aktionär sind, haben Sie Gewissheit, dass Sie Teilhaber einer Firma sind, die solide ist und nicht in Schwierigkeiten kommt, wenn ein Sturm aufzieht", fuhr Hayek fort. Die Eigenkapitalquote betrage 86 Prozent, obwohl die Gruppe weder Marken noch irgendein Goodwill in der Bilanz aktiviert habe. "Für uns zählt die langfristige Entwicklung des Unternehmens, nicht die Kurzfristigkeit des Aktienkurses."

Trotz aller Querelen mit Investoren oder Finanzanalysten will Hayek die Swatch Group nach wie vor nicht von der Börse nehmen. "Leider ist ein Going-private nicht möglich, ohne dass wir uns massiv verschulden. Und Schulden mögen wir gar nicht."

mk/