(Zusammenfassung)
Chur (awp/sda) - Im Bündner Südtal Misox werden seit dem starken Unwetter vom Freitagabend weiterhin zwei Personen vermisst. Die Suche nach den beiden Menschen blieb am Montag erfolglos, wie die Bündner Kantonspolizei am Montagnachmittag mitteilte.
Am Freitagabend hatte ein Murgang in der Ortschaft Sorte GR drei Häuser zerstört. Eine Bewohnerin konnte am Samstag verletzt geborgen werden. Die Leiche eines Mannes fanden Rettungskräfte am Sonntag im Fluss Moesa, der duch das Misox fliesst.
Die Suche nach den beiden noch vermissten Personen werde fortgesetzt, erklärte die Bündner Kantonspolizei am frühen Montagabend der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Wasserkraftwerke ausser Betrieb
Das Unwetter richtete im Tal zwischen San-Bernardino-Pass und Bellinzona TI grosse Schäden an. Die Gebäudeversicherung Graubünden erklärte am Montag auf Anfrage, dass in einer ersten Schätzung mit rund 200 beschädigten Gebäuden im Südtal gerechnet werde.
Der Schweizer Energiekonzern Axpo stellte wegen der Hochwassersituation im Misox sechs Wasserkraftwerke vorübergehend ausser Betrieb. Einige wurden beschädigt und müssen wieder instand gesetzt werden.
Die Schweizer Patenschaft für Berggebiete gab am Montag bekannt, sie stelle den vom Unwetter betroffenen Gemeinden eine Million Franken in einem speziellen Unwetterfonds zur Verfügung.
Reparatur der A 13 hat begonnen
An der Autobahn A13 durchs Misox begannen am Montagmorgen die ersten Reparaturarbeiten. Wenn alles reibungslos laufe und beispielsweise das Wetter mitspiele, könne die A13 in etwa einem Monat teilweise wieder für den Verkehr freigegeben werden, gab ein Mediensprecher des Bundesamtes für Strassen Astra bekannt. Die Moesa hatte am Freitagabend ein gutes Stück der Nationalstrasse weggerissen.
Am Sonntagabend wurde die Kantonsstrasse durchs Tal wieder für den Verkehr geöffnet - aber nur für Zubringerfahrten, nicht für den Transitverkehr. Der öffentliche Verkehr nahm am Montagmorgen den Betrieb wieder auf.
Im Tessin bereitet der Unterbruch der A13 Sorgen. Dieser habe nicht nur negative Auswirkungen auf den Tessiner Tourismus, sondern auf die gesamte Wirtschaft des Südkantons, erklärte der Direktor der Tessiner Industrie- und Handelskammer Luca Albertoni gegenüber Keystone-SDA.
Der Kanton Uri rechnet aufgrund der gesperrten Nord-Süd-Alternativroute in der bevorstehenden Ferienreisezeit mit mehr Verkehr am Gotthard. Er strebt interkantonale Lösungen an, um den Stau zu verringern und den Verkehrsfluss zu erhöhen.
Im Walliser Mattertal dürften die Bauarbeiten zur Wiederherstellung der Bahnstrecke Visp-Täsch bis mindestens Ende der Woche dauern, wie ein Sprecher der Matterhorn-Gotthard-Bahn auf Anfrage sagte. Bis die Bahn wieder fährt, transportiert das Unternehmen Reisende mit Bussen. Zwischen Täsch und Zermatt fahren die Züge wieder.
Nutzfahrzeugverband fordert Lockerungen
Laut dem Schweizerischen Nutzfahrzeugverband Astag wird das Strassentransportgewerbe kurzfristig mit dem Unterbruch der Gotthard-Ausweichroute am San-Bernardino-Pass zurechtkommen. Es brauche jedoch jetzt ein effektives Verkehrsmanagement des Bundes.
Allenfalls müsse der lokale Güterverkehr mit Unterstützung der Armee sichergestellt werden. Und es brauche eine internationale Koordination zur Umleitung des Transitverkehrs via Deutschland und Österreich.
Der Astag möchte auch Kapazitätserweiterungen auf der Gotthardroute. Der Verband ist aber gegen die Aufhebung des Dosiersystems mit Ampeln bei den Gotthard-Portalen, wie Vizedirektor André Kirchhofer am Montag auf Anfrage die Mitteilung des Astag präzisierte. Dies aus Sicherheitsgründen.
Der Astag fordert die Behörden auch auf, eine temporäre Aufhebung das Nacht- und Sonntagsfahrverbots für Lastwagenchauffeure zu prüfen. Dies aber nicht flächendeckend, sondern nur dort, wo das sinnvoll sei, so Kirchhofer. Reisenden empfiehlt der Astag, zur Entlastung der Hauptverkehrsachsen wenn möglich auf die Bahn umzusteigen.
Die SBB teilten am Montag mit, das Unternehmen prüfe die Situation laufend. "Aktuell haben wir im Personenverkehr genügend Plätze, um zusätzliche Reisende in den bestehenden Zügen zu befördern. Auch im Güterverkehr können wir die Kapazitäten stellen, die gebraucht werden, um auf die allenfalls steigende Nachfrage zu reagieren", hiess es.