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Aktien Schweiz: Etwas schwächer vor Powell-Rede - Nestlé belastet

Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt tendiert am Freitagmorgen schwächer. Im Verlauf hat der Markt aber einen Grossteil der frühen Verluste wieder wettgemacht. Ein Grund für die Schwäche ist das Schwergewicht Nestlé. Der abrupte CEO-Wechsel, über den der Nahrungsmittelgigant am Vorabend informiert hatte, sorge für grosse Verunsicherung und bringe die Aktie unter Druck, heisst es am Markt. Zudem seien die Vorgaben aus den USA vor allem für Technologiewerte eher negativ.

Abgesehen von Nestlé, die mit hohen Umsätzen gehandelt würden, verlaufe das Geschäft in geordneten Bahnen. Einige Investoren nähmen vor der Rede von US-Notenbankchef Jerome Powell um 16 Uhr Gewinne mit, sagte ein Händler. Von der Powell-Rede erhoffen sich Anleger Hinweise darauf, ob und wie deutlich das Fed den Leitzins im September senken wird und ob mit weiteren Zinsschritten im Jahresverlauf zu rechnen ist. Zuletzt hatten regionale Fed-Vertreter gesagt, die Zeit sei reif für schrittweise Zinssenkungen.

Nach einem Tagestief von 12'234 Punkten notiert der Leitindex SMI um 11.10 Uhr noch 0,16 Prozent tiefer bei 12'285,15 Punkten. Damit steuert der SMI weiterhin auf eine positive Wochenbilanz zu. Auch der Schlussstand vom Juli (12'317 Punkte) ist wieder in Reichweite. Der SLI, der die 30 wichtigsten Titel umfasst und in dem die Gewichtung der einzelnen Aktien gekappt ist, verliert 0,03 Prozent auf 1999,23 und der breiter gefasste SPI 0,13 Prozent auf 16'323,50 Punkte. Im SLI notieren 19 Titel im Plus und elf im Minus.

Im Fokus stehen ganz klar Nestlé (-2,2%), die zunächst um 4 Prozent nachgaben, sich dann aber sukzessive von ihrem Tiefstkurs lösen konnten. Der Nahrungsmittelkonzern hat die Märkte mit einem überraschenden Chefwechsel überrascht. Der langjährige CEO Mark Schneider wird durch das Nestlé-Eigengewächs Laurent Freixe ersetzt. Die operative Entwicklung habe seit einiger Zeit enttäuscht, dennoch komme dieser Schritt etwas überraschend, heisst es am Markt. "Die operative Entwicklung ist das eine, die Strategie das andere", sagt ein Händler. Möglicherweise habe sich der CEO mit dem Verwaltungsrat über die weitere Strategie zerstritten.

Der CEO-Wechsel erhöhe jedenfalls die Unsicherheit, wohin die Reise des Tankers gehe, heisst es weiter. Auch wenn der neue CEO das Unternehmen gut kenne, dürfte es nun einige Zeit dauern, bis das Vertrauen wiederhergestellt sei. Möglicherweise haben auch die US-Investoren ihre Meinung über Nestlé geändert. Ob die Aktie heute aber überhaupt im Plus schliesse, sei äusserst ungewiss. "Dazu bräuchte es noch einen zusätzlichen Schub von Jerome Powell", sagt ein Händler.

Ebenfalls zu tieferen Kursen gehandelt werde die Aktien von Lonza (-1,7%), dem Topperformer im SMI. Dies sei eine der Aktien, bei denen die Anleger "ein paar Chips vom Tisch nehmen", sagt ein Händler.

Bei Logitech (-1,0%) verweisen Börsianer auf die schwache Nasdaq vom Vortag. Dies sorge grundsätzlich bei den Technologiewerten für etwas Druck. Auch VAT (-0,5%), Comet (-1,5%) und Inficon (-0,5%) geben daher nach.

Mit Straumann (-0,3%) und Partners Group (-0,3%) geben zwei weitere Wachstumswerte leicht nach.

Auf der anderen Seite setzen Swiss Re (+1,0%) ihren Höhenflug nach den Zahlen vom Vortag fort, als der Kurs der "Geldmaschine", so ein Händler, um 4,5 Prozent zulegte.

Ebenfalls fester sind Lindt & Sprüngli PS (+0,8%), Alcon (+0,8%) und SIG (+0,8%). Die Aktien der Banken UBS (+0,8%) und Julius Bär (+0,4%) folgen dem europaweit positiven Trend ihrer Branche.

Die Anteile der beiden Pharmawerte Roche GS (+0,6%) und Novartis (+0,1%) werden ebenfalls zu höheren Kursen gehandelt.

Auf den hinteren Reihen werden Accelleron (-1,1%) nach einer Ratingsenkung auf "Hold" von "Buy" durch Kepler Cheuvreux etwas belastet.

Dagegen setzen Galderma (+1,1%) den Höhenflug fort und markieren bei 84,83 Franken ein neues Hoch. Ebenfalls gefragt sind Kuros (+3,2%)

pre/kw