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Vonovia will 2028 operativ 30 Prozent mehr verdienen - Aktie legt zu

(Ausführliche Fassung)

BOCHUM (awp international) - Deutschlands grösster Wohnimmobilienkonzern Vonovia schaltet nach zwei Jahren der Bilanzschonung wieder auf Wachstum und will mehr investieren. "Unser Kerngeschäft läuft hervorragend, nahezu alle unsere Wohnungen sind vermietet", sagte Unternehmenschef Rolf Buch bei Vorlage der Neunmonatszahlen am Mittwoch. Die wichtigsten Unternehmenszahlen entwickelten sich wie erwartet und das Unternehmen werde alle seine Ziele für das laufende Jahr am oberen Ende der Erwartungen erreichen. Für 2025 und die folgenden Jahre blicke der Vorstand zuversichtlich nach vorn. Die Aktie legte am Vormittag um gut ein Prozent zu.

So rücken die während der Stabilisierungsphase zurückgefahrenen Geschäfte, wie etwa die Projektentwicklung und zusätzliche Dienstleistungen rund um Immobilien, in den Fokus. Bis 2028 sollen diese Bereiche 20 bis 25 Prozent zum bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) beitragen, teilte der Dax-Konzern in Bochum mit. In der Summe seien dies rund 500 bis 700 Millionen Euro.

Insgesamt peilt Vonovia 2028 einen operativen Gewinn von 3,2 bis 3,5 Milliarden Euro an. Das wären etwa 30 Prozent mehr als die im laufenden Jahr angestrebten 2,55 bis 2,65 Milliarden Euro. Im kommenden Jahr soll das operative Ergebnis auf 2,7 bis 2,8 Milliarden Euro zulegen.

Um diese Ziele zu erreichen, will Vonovia mehr investieren. Dabei setzt der Immobilienkonzern verstärkt auf serielle Sanierung und seriellen Neubau. Im kommenden Jahr wollen die Bochumer 1,2 Milliarden Euro in energetische Sanierung, Neubau sowie den Ausbau von Photovoltaik und Wärmepumpen stecken. Bis 2028 sollen die Investitionen auf bis zu zwei Milliarden Euro pro Jahr verdoppelt werden.

Auch will Unternehmenschef Buch die Erfahrungen als Sanierer von Immobilien nutzen. Künftig plant das Unternehmen, unsanierte Bestände zu kaufen und diese wieder auf Vordermann zu bringen. Dabei machte Buch in einer Telefonkonferenz aber klar, dass Vonovia aufgrund von Risiken kein Interesse an den zum Kauf angebotenen Immobilien der Adler Group hat.

Zudem nimmt Vonovia wieder den Neubau mit 3.000 Wohnungen auf. Im kommenden Jahr soll etwa in Berlin und Wien neu gebaut werden. Dabei will das Unternehmen die Baukosten deutlich drücken, indem etwa auf Tiefgaragen verzichtet und ein höherer Anteil der Häuser seriell gefertigt wird. Letzteres spare Zeit, Ressourcen und Kosten, fügte der Unternehmenschef hinzu. Insgesamt sollen die Kosten um etwa ein Fünftel reduziert werden.

Der von der Regierung geplante Gebäudetyp E werde das Bauen in Deutschland weiter vereinfachen und beschleunigen, sagte Buch. Insgesamt habe das Unternehmen in den Metropolregionen in Deutschland und Österreich ein Potenzial für 70.000 neue Wohnungen auf freien Grundstücken sowie durch Nachverdichtung und Aufstockung identifiziert.

Derweil profitiert das Unternehmen in den ersten neun Monaten des laufenden Jahrs weiterhin von einer hohen Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum in den Ballungsgebieten. Die Miete stieg in den ersten neun Monaten im Schnitt auf 7,94 Euro pro Quadratmeter - das waren 3,5 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. In Deutschland betrug die durchschnittliche Monatsmiete per Ende September bei Vonovia 7,81 Euro pro Quadratmeter.

Auch operativ lief es für das Unternehmen in dem Berichtszeitraum etwas besser. Der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) legte im Jahresvergleich um 1,4 Prozent auf knapp 1,99 Milliarden Euro zu. Dies hing vor allem mit einem Zuwachs im Geschäft mit Zusatzleistungen zusammen. Der bereinigte Vorsteuergewinn schrumpfte hingegen etwa wegen höherer Zinsaufwendungen um vier Prozent auf 1,36 Milliarden Euro.

Unter dem Strich machte Vonovia in den ersten drei Quartalen einen Verlust von 592 Millionen Euro. Im Vorjahreszeitraum hatte Vonovia einen Fehlbetrag von 3,8 Milliarden Euro verbucht. Der Wert des Vermietungsportfolios ging mit 82,6 Milliarden Euro Ende September im Vergleich zum Jahresende 2023 leicht zurück. Im vergangenen Jahr hatte der Konzern vor dem Hintergrund der Immobilienkrise sein Portfolio mehrfach abgewertet und damit Milliardenverluste erlitten./mne/ajx/he/mis