Zürich (awp) - An der Schweizer Aktienbörse geht es am Freitagvormittag bergab. Dabei kann der Leitindex im Verlauf einen Teil der Anfangsverluste wieder aufholen. Doch die Stimmung ist laut Händlern angeschlagen. Nach dem Rekordlauf an den US-Börsen befürchten Händler nun stärkere Gewinnmitnahmen. Diesen werde sich auch die Schweiz nicht entziehen können, auch wenn die hiesigen Aktienkurse noch weit von ihren Höchstwerten entfernt seien, meint ein Händler.
Ausgelöst wurde die Schwäche von gedämpften Zinssenkungserwartungen und der "Personalpolitik" des designierten US-Präsidenten Trump. So hatte Notenbankchef Jerome Powell den Zinssenkungserwartungen einen Dämpfer versetzt, als er sagte, das Fed habe es in Sachen Zinssenkungen nicht eilig. Nun wird eine Zinssenkung im Dezember noch mit einer Wahrscheinlichkeit von 60 Prozent erwartet. Vor einem Monat waren es noch 80 Prozent. Damit könnten auch die am Nachmittag anstehenden US-Konjunkturzahlen für Kursbewegungen sorgen. Ausserdem sorgte die Ernennung von Robert Kennedy Jr. zum neuen US-Gesundheitsminister für Schrecken an den Börsen. Und Applied Materials sorgte mit einem trüben Ausblick für lange Gesichter bei den Technologieinvestoren.
Der Leitindex SMI notiert um 11.10 Uhr um 0,57 Prozent tiefer mit 11'716,14 Punkten und damit klar über dem Tagestief von 11'629 Punkten. Damit steuert der hiesige Aktienmarkt auf die vierte Verlustwoche in einer Reihe zu. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, fällt um 0,53 Prozent auf 1926,82 und der breit gefasste SPI um 0,55 Prozent auf 15'595,56 Zähler. 19 der 30 SLI-Werte geben nach und elf ziehen an.
Im Fokus stehen Sunrise. Der zweitgrösste Schweizer Telekomkonzern kehrt nach der Abspaltung vom britisch-amerikanischen Mutterkonzern Liberty Global nach einer vierjährigen Abwesenheit an die Schweizer Börse SIX zurück. Die Aktie eröffnete mit 44,75 Franken, sank dann leicht und zog dann auf aktuell 45,10 Franken an. Damit ergibt sich eine Börsenkapitalisierung von gut 3,1 Milliarden Franken. Dies ist einer der grössten Börsengänge 2024 weltweit. Die Aktien des Platzhirschs Swisscom (-0,1%) sind knapp gehalten.
Unter Druck stehen die Gesundheitswerte Lonza (-3,0%), Roche GS (-1,5%) und Novartis (-0,8%). Auf den hinteren Reihen büssen auch die Pharmazulieferer Siegfried, Bachem und Polypeptide bis zu 4 Prozent ein. Grund dafür ist die Wahl Robert Kennedy Jrs zum Gesundheitsminister. Denn dieser gilt als erklärter Impfgegner. Daher sackten am Vortag auch in den USA Werte wie Moderna, Novavax oder Pfizer deutlich ab.
Schwach sind auch die Technologietitel VAT (-1,3%), AMS Osram (-4,0%), Inficon (-0,6%) und Comet (-1,6%). Hier wird als Grund der US Technologieriese Applied Materials als Auslöser ausgemacht. Dieser überraschte den Markt mit einem trüben Ausblick. Dieser zeige das inzwischen übliche Bild: KI läuft, der klassische Chipbereich zeige eine schleppende Nachfrage, hiesst es in einem Kommentar.
Aber auch Medtechtitel wie Straumann, Sonova und Alcon büssen bis zu 1,4 Prozent ein. Swiss Life (-1,1%), die am Vortag nach Zahlenvorlage nachgegeben hatte, verlieren erneut an Wert.
Auf der anderen Seite legen Swatch (+1,9%) zu. Die Aktie sei inzwischen so tief bewertet, dass man durchaus etwas wagen könnte, sagt ein Händler.
Gefragt sind Adecco (+1,2%). Hier komme zu einer tiefen Bewertung noch die Aussicht auf eine attraktive Dividende hinzu. Ebenfalls im Plus sind Sandoz (+0,5%). Der Generika-Hersteller hat von der Europäischen Kommission die Marktzulassung für sein Augen-Biosimilar Afqlir erhalten. Dies ist das Nachahmerprodukt von Eylea. Dieses hat 2023 einen weltweiten Umsatz von 9 Milliarden US-Dollar erzielt.
Auf den hinteren Rängen sacken Swiss Steel (-5,2%) ab. Der in Schwierigkeiten stehende Stahlhersteller will rund 800 Stellen abbauen.
Die Aktien von Meyer Burger (-4,9%) wurden auf Wunsch der Firma vom Handel suspendiert. Der Grund dafür ist noch nicht bekannt.
pre/tv