(Zusammenfassung mit Aktienschlusskurs wiederholt)
Zürich (awp) - Neue Besen kehren gut. Unter dem neuen Konzernchef Wolfgang Wienand macht Lonza den allerletzten Schritt zu einem reinen Auftragsfertiger für die Pharmaindustrie. Denn das Geschäft mit Kapseln und Nahrungsergänzungsmitteln wird aufgegeben.
Der Konzern wolle sich "zu gegebener Zeit" von der Division Capsules & Health (CHI) trennen, teilte Lonza am Donnerstag mit. Sie stand im Jahr 2023 mit knapp 1,2 Milliarden Franken für 17 Prozent des Konzernumsatzes. Allzu viele Details dazu kommunizierte das Management allerdings noch nicht, die nächsten Schritte werden erst 2025 festgelegt.
Und so erläuterte Finanzchef Philippe Deecke den Entscheid: "Das Kapselgeschäft ist zwar marktführend, hat aber ein anderes Geschäftsmodell als die anderen Firmenteile und bringt nur wenig Synergien." Daher wären "Andere wohl der bessere Besitzer".
Was Deecke nicht sagte: Das Kapsel-Geschäft schrumpfte zuletzt und warf weniger Profit ab als andere Lonza-Divisionen. Allen voran die kommerzielle Herstellung von Wirkstoffen im Auftrag der Pharmakunden generiert deutlich höhere Margen.
Zweiter Schritt nach Chemiesparte
Das erinnert stark an den letzten grossen Schritt in Richtung einer sogenannten Contract Development and Manufacturing Organization (CDMO), den Lonza vor vier Jahren angestossen hatte. Seinerzeit wurde die ebenfalls weniger profitable Chemiesparte zum Verkauf ausgeschrieben, die gar ein Viertel zum Umsatz beisteuerte.
Der Deal wurde dann im Sommer 2021 unter Dach und Fach gebracht, der Bereich Chemie ging für 4,2 Milliarden Franken an zwei Finanzinvestoren. Damit trennte sich die Lonza auch endgültig von ihren Wurzeln.
Und auch bei Lonza Specialty Ingredients brauchte es einen neuen Firmenchef, um den Schritt zu tun. Seinerzeit war es der interimistisch als CEO amtierende VR-Präsident Albert Baehny, der ihn wagte.
Kerngeschäft ist Wachstumsbereich
Mit diesem letzten Schritt setzt Lonza nun auch einen Schlussstrich unter die grösste Übernahme der Firmengeschichte. Ende 2016 hatten die Basler den amerikanischen Kapselproduzenten Capsugel für 5,5 Milliarden Dollar gekauft. Nun steht das Geschäft also wieder im Schaufester.
Sobald die Division weg ist, wird Lonza nur noch ein Pharmazulieferer sein. Und das dann noch verbleibende Kerngeschäft ist ein Wachstumsbereich, sagte Firmenchef Wolfgang Wienand.
Lonza rechnet laut Wienand damit, dass der CDMO-Markt bis zum Ende der Dekade jährlich um 8 bis 10 Prozent wächst. Und Lonza wolle diesen Wert um 2 bis 3 Prozent übertreffen.
Der neue CEO ist bei seinem Amtsantritt im Sommer auf eine laut eigenen Angaben "hervorragend aufgestellte" Firma getroffen, sieht hie und da aber noch Luft nach oben. So sei etwa die heutige Lonza zu komplex und zu "siloartig" organisiert.
Einfachere Organisation
Wienand verpasst der Firma daher eine neue, vereinfachte und flachere Organisation. Das ganze heisst dann "One Lonza" und soll bis Mitte nächsten Jahres umgesetzt sein.
Seine Idee dahinter: Lonza soll das in Zukunft erwartete Wachstum "in einer strukturierten Weise" absorbieren. "Wir werden dereinst eine 10-Milliarden-Firma sein", erinnerte Wienand.
Von der Börse gab es Applaus: Zu Börsenschluss zogen die Lonza-Aktien in einem etwas festeren Gesamtmarkt um 4,9 Prozent an. Auch in Analystenkreisen kam die geplante Abtrennung und die Fokussierung auf das Kerngeschäft gut an.
ra/rw