Zürich (awp) - Der Abwärtstrend an der Schweizer Aktienbörse hält am Freitag an. Auch andere europäische Handelsplätze stehen unter Druck. Händler verwiesen erneut auf die von der US-Notenbank Fed gedämpften Zinssenkungserwartungen. Die Marktteilnehmer seien noch daran, die Zinsprognose des Fed zu verdauen, heisst es. Das Fed hatte am Mittwochabend wegen der hartnäckig erhöhten Inflation für 2025 weniger Zinssenkungen signalisiert als bislang erwartet und so eine Verkaufswelle ausgelöst. Nun werde das Fed wohl zunächst eine Zinspause einlegen und erst Fortschritte bei der Inflationsbekämpfung und eine Verschlechterung des Arbeitsmarktes abwarten, bevor es zu weiteren Zinssenkungen komme, meinten Experten. Damit bleiben Konjunkturzahlen im Fokus.
Für Bewegung sorgt zudem der grosse Verfallstermin an der Eurex. Heute, am Hexensabbat, verfallen nämlich Optionen und Futures auf Aktien und Indizes. Dies könnte die aktuelle Kursschwäche an den Märkten noch verstärken, heisst es. Wenn sich dann aber der Dunst des grossen Verfalls lege, könnten die Aussagen des Fed möglicherweise weniger dramatisch gesehen werden und es könnte zu einer Erholung kommen, hofft ein Händler. Allerdings dürften sich die Anleger wegen des in den USA wieder einmal drohenden Regierungs-Shutdowns in den letzten noch verbleibenden Handelstagen des Jahres verstärkt zurückhalten. "Was soll's, das Jahr ist eh gelaufen", meint ein Händler.
Der Leitindex SMI notiert um 09.15 Uhr um 0,97 Prozent tiefer bei 11'304,40 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, verliert ebenfalls 0,97 Prozent auf 1870,30 und der breit gefasste SPI 0,84 Prozent auf 15'102,42 Zähler. Sämtliche 30 SLI-Werte geben nach.
Stark unter Druck stehen UBS (-1,7%), die schon am Vortag sehr gelitten haben. Das defensive Schwergewicht Nestlé (-1,4%), am Vortag noch eine der wenigen Gewinneraktien, büsst ebenfalls Terrain ein. Auch die beiden anderen SMI-Schwergewichte Roche (-0,7%) und Novartis (-0,4%) geben nach. Ihre Kurseinbussen könnten auf verfalls- und indexbezogene Verkäufe zurückgehen, meint ein Händler.
Am besten schlagen sich SGS, Adecco und Givaudan (je -0,2%). Auch VAT (-0,1%) halten sich nach dem sehr schwachen Vortag vergleichsweise wacker.
Auf dem hinteren Reihen stechen Idorsia (-41%) hervor. Grund dafür sind Verzögerungen bei den Verhandlungen für das Bluthochdruckmittel Aprocitentan mit einer Drittpartei. Die vor gut drei Wochen angekündigten Exklusivverhandlungen über die globalen Rechte an dem Produkt ziehen sich hin. Idorsia könne nicht garantieren, dass überhaupt eine Einigung erzielt werde, heisst es. "Die Luft ist wieder raus", meint ein Marktbeobachter. Die Ankündigung der nicht genannten Drittpartei hatte jüngst den Aktienkurs massiv angetrieben.
Die Aktien von SoftwareOne geben 1,9 Prozent nach. Sie waren am Vortag nach Ankündigung einer milliardenschweren Übernahme gefragt und hatten 7 Prozent zugelegt.
pre/tv