FRANKFURT (awp international) - Die Furcht vor einem Handelskrieg hat am Montag am deutschen Aktienmarkt einen Kursrutsch ausgelöst. Der Abschlag des Dax um 1,76 Prozent auf 21.349 Zähler sorgte für ein jähes Ende der jüngsten Rekordrally, die am Freitag bei gut 21.800 Punkten gipfelte. Den zuletzt schon von Experten befürchteten Rückschlag gab es, weil US-Präsident Donald Trump am Wochenende seine Drohung wahrmachte und weitreichende Zölle auf Waren aus Kanada, Mexiko und China verhängte.
"Viele Marktteilnehmer hatten bei US-Präsident Donald Trump auf eine Einsicht gehofft und wurden nun bitterlich enttäuscht", sagte der Marktbeobachter Christian Henke vom Broker IG. An den Finanzmärkten herrscht die Sorge vor, dass die Zölle die Inflation in den USA wieder anheizen und Zinssenkungshoffnungen zunichtemachen. Laut den Experten der UBS müssen sich die Anleger auf eine Phase erhöhter Unsicherheit einstellen.
Für den Dax fällt der Auftakt in den Februar also düster aus nach dem starken Januar, in dem der Leitindex mit einem Plus von mehr als neun Prozent an seine Stärke des Jahres 2024 angeknüpft hatte. Allein seit seinem Zwischentief von Anfang August war der Leitindex um bis zu 28 Prozent hochgesprungen.
In der zweiten deutschen Börsenreihe fiel der MDax am Montag um 2,27 Prozent auf 26.124 Punkte, während der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 1,7 Prozent einbüsste.
Auch wenn die Europäische Union im ersten Schritt noch nicht im Zollfokus der USA steht, könnten sich die Beschlüsse schon bald indirekt auf die hiesige Wirtschaft auswirken. Den Autobauer Volkswagen zum Beispiel können sie treffen, da er in Mexiko ein grosses Werk betreibt. Die Aktien der Wolfsburger sackten um sechs Prozent ab. Daimler Truck sanken mit etwa sieben Prozent noch etwas stärker.
Dem Abwärtsdruck nicht entziehen konnten sich auch die Aktien der Porsche AG . Bei dem Sportwagenbauer müssen die Anleger neben den Zollsorgen auch einen geplanten Vorstandsumbau verarbeiten, weil das Unternehmen mit Finanzvorstand Lutz Meschke und Vertriebsvorstand Detlev von Platen gleich zwei Spitzenmanager loswerden will. Experten sahen darin die Chance auf einen Neuanfang nach einer zuletzt tristen Entwicklung, die US-Zollsituation überwog aber in den Anlegerköpfen.
Positive Ausnahmen waren am deutschen Aktienmarkt selten. Gegen den Trend setzten Rheinmetall wegen der Rüstungsfantasie ihren Rekordlauf mit einem Anstieg um 1,4 Prozent fort. Aus der Branche zählten auch Hensoldt zu den Ausnahmen mit einem Kursanstieg.
Im SDax wurde Atoss dank einer Kaufempfehlung durch Hauck & Aufhäuser mit 3,5 Prozent zum grössten Gewinner. Analyst Finn Kemper lobte, der Spezialist für Workforce-Management-Software steigere seine Profitabilität auch bei anhaltenden Investitionen. Anleger bekämen ein Wachstumsunternehmen mit einem Bewertungsabschlag.
Anderswo im Technologiesektor überwogen wegen Trumps Politik die Sorgen der Anleger, was sich in den USA an der Nasdaq-Börse mit deutlich erwarteten Abschlägen zeigte. Hierzulande sanken die Kurse des Chipkonzerns Infineon und des Sektorausrüsters Aixtron jeweils um etwa vier Prozent./tih/jha/
--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---