PARIS/LONDON/ZÜRICH (awp international) - Die US-Einfuhrzölle für Waren aus Mexiko, Kanada und China haben zu Wochenbeginn Europas Börsen auf Talfahrt geschickt. Denn US-Präsident Donald Trump hatte schon in der Vergangenheit mit Zöllen auch auf Waren aus der EU gedroht. Zudem sind europäische Unternehmen etwa aus der Autobranche über Produktionsstandorte in Mexiko von den am Dienstag in Kraft tretenden Zöllen direkt betroffen.
Der EuroStoxx 50 büsste am Montagmittag 1,58 Prozent auf 5.203,52 Punkte ein. Damit fand die jüngste Kursrally, die dem Eurozonen-Leitindex zuletzt den höchsten Stand seit der Jahrtausendwende beschert hatte, ein jähes Ende. Beim ebenfalls stark gelaufenen Schweizer SMI fiel der Rückgang mit 0,86 Prozent auf 12.488,53 Punkte geringer aus. Auch der britische FTSE 100 hielt sich mit einem Minus von 1,17 Prozent auf 8.572,83 Zähler etwas besser als der EuroStoxx 50.
Die Angst vor steigenden Zöllen "könnte den aktuellen Aufschwung bremsen und die Volatilität deutlich erhöhen", sagt Guillermo Hernandez Sampere, Leiter des Handels beim Vermögensverwalter MPPM GmbH. "Die Erfahrung zeigt, dass es bei Handelskriegen keine Gewinner gibt." China hat wegen der Zölle bereits "entsprechende Gegenmassnahmen" sowie eine Klage bei der Welthandelsorganisation (WTO) angekündigt. Auch Mexiko drohte Gegenmassnahmen an, während Kanada bereits Importzölle für Waren aus den USA verhängte, die ebenfalls am Dienstag wirksam werden sollen.
Die im Januar überraschend weiter gestiegenen Verbraucherpreise in der Eurozone liessen die europäischen Aktienkurse hingegen ebenso kalt wie die Stimmungsaufhellung bei den Industrieunternehmen des Währungsraums.
Im europäischen Branchentableau gab es am Montag fast nur Verlierer. Die Autobauer und -zulieferer litten am heftigsten unter den anstehenden Zöllen. Stellantis , Volkswagen , Mercedes-Benz und BMW belegten mit Kursrückgängen um 3,7 bis 6,1 Prozent die hinteren Plätze im EuroStoxx 50.
Deutliche Verluste von 7,5 Prozent mussten auch die Aktien des französischen Autozulieferers Valeo verkraften. Jefferies-Analyst Philippe Houchois geht davon aus, dass die US-Zölle die Fahrzeugpreise in den USA beziehungsweise die Produktionskosten durch eine Verlagerung in die USA um durchschnittlich 6 Prozent steigen lassen. Noch stärker als die europäischen seien davon aber die grossen US-Hersteller betroffen.
Auch europäische Technologie- , Bau- , Industrie- und Chemietitel liessen ordentlich Federn. Bei Technologieaktien sorgten die Ängste vor einem globalen Handelskrieg für Gewinnmitnahmen.
Mit am besten hielten sich noch die als defensiv geltenden Werte aus den Bereichen Telekommunikation , Energieversorgung und Gesundheit .
Kursbewegende Unternehmensnachrichten gab es zu Wochenbeginn kaum. Die gut gelaufenen Anteilsscheine von Julius Bär sackten um 12,6 Prozent ab, obwohl die Privatbank nach dem Einbruch im Vorjahr für 2024 wieder eine deutliche Gewinnsteigerung berichtete. Auch die Ausweitung des laufenden Sparprogramms durch einen weiteren Stellenabbau half dem Aktienkurs nicht./gl/jha/