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Investor Greber hat Pläne für Hochdorf-Firmenhülle

(Ausführliche Fassung mit Aussagen von Investor Greber)

Hochdorf (awp) - Der prominente Investor Gregor Greber will die Firmenhülle des früheren Milchverarbeiters Hochdorf nutzen, um allenfalls eine andere Firma an die Börse zu bringen. Eine ausserordentliche Generalversammlung soll die Grundlagen dafür schaffen.

Der als aktivistisch geltende Greber hält zusammen mit Christopher Detweiler neuerdings 13,1 Prozent am Unternehmen, wie "HOCN" - so der offizielle Name der Hochdorf-Hülle - am Montag mitteilte. Die beiden wollen nun in den Verwaltungsrat einziehen und ausserdem Andreas Leutenegger zum Präsidenten wählen lassen.

Von den bisherigen drei Verwaltungsräten soll einzig Andreas Herzog im Gremium verbleiben. Hingegen sollen Jürg Oleas und Jean-Philippe Rochat abberufen werden.

Keine Dekotierung

Greber und Detweiler verfolgen mit der Machtübernahme ein konkretes Ziel. So soll die Generalversammlung insbesondere den im letzten Herbst gefassten Beschluss zur Dekotierung aufheben. Denn Greber denkt über einen sogenannten Reverse Takeover nach, wie er gegenüber AWP erklärte.

Demnach könnte eine Firma, die an die Börse strebt, den Mantel übernehmen und so relativ einfach aufs Börsenparkett gelangen. Greber hat Erfahrung mit derartigen Transaktionen. Er war der Kopf hinter VT5, dem bislang einzigen Spac in der Schweiz. Via dieses Vehikel kam der Transformatorenhersteller R&S Group an die SIX. Ob er für "HOCN" schon eine Firma an der Angel hat, wollte er nicht verraten.

Er sehe in einem solchen Vorgang aber eine "Chance für die Investoren", so Greber. Die gebeutelten Aktionäre und Hybrid-Anleihen-Halter hätten es verdient, eine neue Chance für ihr Investment zu erhalten.

Schulden zu Eigenkapital

Ein Problem sind dabei allerdings die Schulden von "HOCN". Daher soll die ausserordentliche GV eine Kapitalerhöhung von maximal 150 Millionen Franken genehmigen. Die Einlage solle mittels Verrechnung des Kapitalbetrags und der aufgelaufenen Zinsen der ausstehenden Anleihensobligationen der Gesellschaft erfolgen. Konkret soll also aus den Schulden rsp. Anleihen der Gesellschaft Eigenkapital werden.

"Die Umwandlung wäre der Weg aus dem heutigen Nachlassverfahren und bietet allen ein allenfalls gar bedeutendes Upside", meint Greber. Die Hybrid-Anleihenhalter könnten quasi zu Mitgründern des neuen "VT5" werden.

Ausserdem fordern Greber und Detweiler die Aufhebung der Statutenbestimmung, wonach der Verwaltungsrat einen Erwerber von Namenaktien als Vollaktionär ablehnen kann, soweit die Anzahl der von ihm gehaltenen Aktien der Gesellschaft 15 Prozent überschreitet. Und es soll ein Kapitalband geschaffen werden, worin der Verwaltungsrat ermächtigt wird, das Aktienkapital bis zum 30. März 2028 jederzeit innerhalb der Obergrenze von 23,7 Millionen und der Untergrenze von 10,8 Millionen Franken zu erhöhen oder zu reduzieren.

Der HOCN-Verwaltungsrat will den Antrag gemäss Mitteilung nun prüfen und zu gegebener Zeit Stellung nehmen.

Nur noch ein Mantel

Die "HOCN"-Aktie notiert um 11 Uhr 60 Prozent im Plus. Allerdings wird das Unternehmen derzeit an der Börse mit nur rund 3,2 Millionen Franken bewertet.

Bei "HOCN" handelt sich um die "Firmenhülle" des Traditionsunternehmens Hochdorf. Das Kerngeschäft, zu dem zuletzt noch Säuglingsmilchpulver zählte, wurde im letzten Dezember an die schweizerisch-britische AS Equity Partners verkauft.

Letzte Woche wurde ausserdem bekannt, dass die Genossenschaft Zentralschweizer Milchproduzenten (ZMP) ihren Anteil an HOCN von knapp 10 Prozent auf unter 3 Prozent gesenkt haben. Die Abnehmer der Aktien dürften Greber und Detweiler gewesen sein.

rw/uh