Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat zum Wochenstart eine neue Bestmarkt gesetzt. Am Morgen stieg der Leitindex erstmals in seiner Geschichte über die Marke von 13'000 Punkten und kletterte bis auf 13'016 Zähler. Mittlerweile notiert das Barometer allerdings wieder leicht unter der 13'000er Marke. Unterstützung erhält der Markt einmal mehr von den drei Schwergewichten Nestlé, Novartis und Roche, die allesamt zulegen. Mit dem neuen Rekordhoch wurde auch charttechnisch gesehen ein kräftiges Kaufsignal generiert, heisst es im Markt.
Auf Nachrichtenseite ist der Ausgang der Bundestagswahlen in Deutschland das grosse Thema. Dort geht die CDU/CSU als stärkste Kraft hervor. Die Sozialdemokraten landen auf Platz drei, so dass eine sogenannte grosse Koalition aktuell die wahrscheinlichste Option darstellt. Auf einen solchen Ausgang haben im Vorfeld viele Beobachter gehofft, da eine solches Regierungsbündnis Stabilität und Kontinuität signalisiere. "Die Spekulation der Anleger hat sich als richtig erwiesen: Bereits vor Wochen haben sie darauf gesetzt, dass die Neuwahlen eine wirtschaftsfreundlichere Regierung für Deutschland herbeiführen würden", kommentiert ein Händler.
Der Leitindex SMI gewinnt gegen 11.00 Uhr 0,36 Prozent hinzu auf 12'995,30 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, steigt um 0,22 Prozent auf 2118,99 und der breite SPI um 0,28 Prozent auf 17'203,21 Zähler. Im SLI gewinnen 18 Titel hinzu und 12 geben nach.
Dass der Leitindex in den wenigen Wochen seit Jahresanfang schon rund 12 Prozent gewonnen hat, liegt zu einem gewissen Grad auch an den geänderten Präferenzen der Investoren. Diese haben zuletzt ihre Meinung geändert und vermehrt zu den bisher geschmähten Unternehmen mit einem stark defensiven Geschäftsmodell gegriffen. Damit sind die Pharmariesen Novartis und Roche sowie der weltgrösste Nahrungsmittelhersteller Nestlé wieder in. Dafür wurden die Technologiewerte nach jahrelanger Hausse nun als eher teuer bewertet beurteilt.
Auch am aktuellen Berichtstag sind es die Kursgewinne der drei Schwergewichte, die den SMI tragen. Nestlé (+2,2%), Novartis (+0,4%) und die knapp positiven Roche (+0,03%) schieben den Markt an. Nestlé hatten bereits am Freitag mit einem Plus von mehr als 3 Prozent zu den grössten Gewinnern gezählt. Zum Wochenstart haben sich noch die Experten von Goldman Sachs in die Gruppe der Experten eingereiht, die nach den Jahreszahlen ihre Kursziele nach oben geschraubt haben.
Mit +2,3 Prozent führen allerdings Swatch das Gewinnerfeld an. Die Papiere haben bereits vergangenen Woche angesichts steigender Uhrenexporte auf den Einkaufslisten der Investoren gestanden. Richemont (-0,1%) geben dagegen zwar nach, haben sich mit einem Plus von etwa 30 Prozent seit Jahresbeginn aber auch deutlich besser entwickelt als Swatch.
Erneut weit oben auf der Gewinnerliste sind auch die Papiere von Adecco (+1,2%) zu finden. Auch sie hatten bereits zum Vorwochenschluss deutliche Gewinne verzeichnet. Wenn der Personaldienstleister am Mittwoch Zahlen vorlegt, könnte die erwartete Dividendenkürzung etwas weniger einschneidend ausfallen als befürchtet, heisst es im Handel.
Aufwärts geht es zudem für Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branche wie Kühne+Nagel, Sandoz, und Swisscom, die sich um bis zu 1,3 Prozent verteuern. Die Generikaspezialistin hat über die Markteinführung eines weiteren Biosimilars in den USA berichtet.
Die grössten Verluste fahren zunächst ABB mit -2,4 Prozent ein. Mit Sika, Geberit und Holcim geben noch weitere Industriewerte um bis zu 1,0 Prozent nach. Wie ein Händler sagt, hätten die eher enttäuscht aufgenommenen Konjunkturdaten aus den USA am Freitag für eine gewisse Unsicherheit gesorgt.
Bevor die Berichtssaison ab dem morgigen Dienstag dann merklich Fahrt aufnimmt, haben zum Wochenstart lediglich Belimo (-4,9%) Gewinnzahlen vorgelegt. Hier sprechen Börsianer von Gewinnmitnahmen angesichts einer leisen Enttäuschung beim Ausblick.
Die grössten Ausschläge sind im breiten Markt bei Pierer Mobility (-24%) und Hochdorf (+61%) zu beobachten. Bei der maroden Hochdorf Holding haben zwei neue Grossaktionäre die Einberufung einer ausserordentlichen Generalversammlung beantragt. Sie wollen in den Verwaltungsrat einziehen und ausserdem Andreas Leutenegger zum Präsidenten wählen lassen. Zudem soll die Generalversammlung den im letzten Herbst gefassten Beschluss zur Dekotierung aufheben.
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