Zürich (awp) - Die Aktienmärkte weltweit und damit auch der SMI starten am Dienstag einen Erholungsversuch. Zwar herrscht vor dem morgigen "Liberation Day" und damit der Bekanntgabe der US-Zölle hohe Unsicherheit. Viel sei aber bereits in den Kursen enthalten und zudem habe Trump mit den 25 Prozent auf alle importierten Autos bereits "eine ziemlich grosse Katze aus dem Sack gelassen", so ein Händler. Die Börse könne dann durchaus mit einem positiven Reflex auf die eventuell nur noch kleinen Zugaben reagieren.
Andere Marktteilnehmer sind nicht so optimistisch. "Der März ist vorüber, der Schmerz wahrscheinlich noch nicht", sagte einer. Anleger müssten sich auf eine wahrscheinlich "übertriebene und nervenaufreibende" Ankündigung aus dem Weissen Haus gefasst machen. Zudem könnten sich die dann wohl folgenden Verhandlungen hinziehen, so dass die Volatilität für die Märkte zum ständigen Begleiter werden dürfte. Im Verlauf des Nachmittags richtet sich dann der Fokus auf den US-ISM-Index sowie den "Jolts"-Bericht ("Job Openings and Labor Turnover Survey").
Der Leitindex SMI gewinnt gegen 10.50 Uhr 0,93 Prozent auf 12'715,19 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, legt um 0,88 Prozent auf 2050,18 Punkte zu und der breite SPI um 0,90 Prozent auf 16'951,27 Zähler.
Als gute Stütze erweisen sich die Titel des Pharma-Schwergewichts Novartis (+1,6%). Händlern zufolge reagieren die Titel nun in einem wieder freundlicheren Marktumfeld auf eine Zulassungserweiterung in den USA für die Behandlung von Patienten mit Prostatakrebs. Zudem hofft Barclays auf starke Zahlen für das erste Quartal, die Novartis Ende April vorlegen wird. Auch Konkurrent Roche (GS +1,1%) zeigt sich freundlich.
Das dritte Schwergewicht Nestlé (+0,6%) liegt zwar nur im Mittelfeld. Die Aktie hat sich aber in den vergangenen Verlust-Tagen laut Händlern als "Fels in der Brandung" erwiesen und mittlerweile seit Jahresbeginn rund 20 Prozent zugelegt.
Auch Logitech (+2,2%) versuchen eine Erholung von ihren herben Vortagesverlusten. Am gestrigen Montag waren die Titel angesichts der allgemeinen Tech-Schwäche noch unter ihre 200-Tageslinie gefallen und hatten damit die Jahresgewinne vollständig abgegeben. Derweil gab der Computerzubehör-Hersteller am Morgen Details zu seinem aufgestockten Aktienrückkaufprogramm bekannt.
Am Tabellenende bei den 30 Blue Chips liegen einmal mehr die Aktien von Swatch (-0,5%) als einziger Verlierer. Mit 150,95 Franken nähern sich die Titel der Marke von 150 Franken laut Händlern "gefährlich" an. Positive Impulse seien für den ganzen Luxusgütersektor auch nicht in Sicht. Richemont (+0,6%) halten sich indes etwas besser.
In der zweiten Reihe gibt es teils kräftige Kursausschläge. So schiessen Meyer Burger (+15,6%) kräftig nach oben. Das angeschlagene Solarunternehmen hat in Italien erneut einen Liefervertrag an Land gezogen - bereits den dritten innerhalb kurzer Zeit.
Die Aktien von Also (+7,5%) profitieren von einer positiven Studie der UBS. Die Analysten starten die Bewertung für den IT-Grosshändler mit "Buy" und zielen insbesondere auf das teilweise übernommene Geschäft von Westcoast als Wachstumstreiber ab.
Bei Newron (3,0%) bröckeln die kräftigen Startgewinne zwar etwas ab, das Biopharmaunternehmen hat allerdings zum ersten Mal in seiner Geschichte einen Gewinn geschrieben. Zudem wurden Pläne für ein mögliches US-Listing angekündigt und im laufenden Jahr soll der Schizophrenie-Kandidat Evenamide vorangetrieben werden.
Adval Tech (+2,3%) legen trotz weniger Gewinn und Dividendenverzicht zu. Derweil werden Interroll (-1,4%) von einer Abstufung durch Kepler Cheuvreux auf "Reduce" gebremst.
Während der Verbundwerkstoff-Spezialist Gurit (-0,3%) mit Tobias Lührig einen neuen CEO gefunden hat, entwickelt sich die Aktie weiter seitwärts. Laut den ZKB-Analysten sieht sich der neue Firmenchef einer anspruchsvollen Aufgabe gegenüber, die Aussichten seien unsicher.
dm/uh