PARIS/LONDON/ZÜRICH (awp international) - Europas wichtigste Aktienmärkte sind am Dienstag auf Erholungskurs eingeschwenkt. Marktteilnehmer warnten allerdings vor zu viel Optimismus. "Es ist noch verfrüht, über eine grundsätzliche Entwarnung oder gar Trendumkehr spekulieren zu können", betonte Marktexperte Andreas Lipkow. Bereits die nächsten Ankündigungen seitens der USA zu Einfuhrzöllen oder andere geopolitische Veränderungen können erneuten Verkaufsdruck verursachen, so Lipkow.
Der EuroStoxx 50 stieg am Mittag um 1,23 Prozent auf 5.312,85 Punkte. Der Schweizer SMI kletterte um ein Prozent auf 12.724,95 Punkte. Für den britischen FTSE 100 , der sich zuletzt vergleichsweise gut gehalten hatte, ging es um ein Prozent auf 8.668,02 Punkte nach oben.
Zu der Erholung trugen günstige Inflationsdaten bei. In der Eurozone hatte sich die Inflation im März weiter abgeschwächt. Die Inflationsrate ging auf 2,2 Prozent zurück, von 2,3 Prozent im Monat zuvor. Es war der zweite Rückgang der Teuerung in Folge. "Im Gegensatz zur US-Notenbank Fed, die es mit einer hartnäckigen Inflation deutlich oberhalb des Zielwerts zu tun hat, kann die EZB auf ihrem Zinssenkungskurs bleiben", so Volkswirt Michael Herzum von Union Investment. "Wir erwarten bis Juni noch zwei Senkungen bis auf zwei Prozent beim Einlagesatz."
Die Stabilisierung zog sich über alle Branchen hin. Besonders zuletzt stark gefallene Werte verzeichneten nun Gegenbewegungen. So gewann im Pharmasektor Novo Nordisk knapp drei Prozent. Die Aktie hatte Anfang März ihren negativen Trend beschleunigt fortgesetzt.
Für Schlagzeilen sorgten unterdessen kleinere Aktien. Bavarian Nordic profitierten von der US-Zulassung einer gefriergetrocknete Version ihres Pocken- und MPox-Impfstoffes. Die Aktie kletterte um über drei Prozent. Bei Genmab belastete dagegen eine Abstufung durch Bernstein.
Auch Industriewerte waren gefragt. Hier gewannen Schneider Electric 2,1 Prozent. Die britische Investmentbank HSBC hatte den Wert bei unverändertem Kursziel von 250 Euro von "Hold" auf "Buy" hochgestuft. Bei den Franzosen gebe es Wachstum zum inzwischen vernünftigeren Preis, schrieb Analyst Jonathan Day in seiner am Dienstag vorliegenden Kaufempfehlung. Die Aktien hätten zuletzt deutlich korrigiert, obwohl sich an den Aussichten nichts geändert habe.
Dagegen lagen die defensiven Telekommunikations- und Versorgerwerte weit hinten. Beide hatten sich in dem schwachen Markt am Vortag recht gut gehalten./mf/mis