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Abtretender Julius Bär-Präsident betont an GV Lehren aus Kreditdebakel

Zürich (awp) - Die Bank Julius Bär hat laut ihrem abtretenden Verwaltungsratspräsident Romeo Lacher ihre Lehren aus dem Debakel um die Kreditvergabe an die Signa-Gruppe gezogen. Nicht zuletzt habe die Bank das Risikomanagement deutlich gestärkt. Die Generalversammlung hat am Donnerstag Noel Quinn zum neuen Präsidenten des Verwaltungsrats gewählt.

Die Privatbank habe im Nachgang zum "Kredit-Vorfall" die richtigen Massnahmen ergriffen, versicherte Lacher in seiner Rede vor den Aktionären in Zürich. So hätten Verwaltungsrat und Geschäftsleitung umfassende Programme zur Verbesserung der Corporate Governance und der operativen Strukturen gestartet. Verbessert worden sei dabei auch die Zuweisung von Verantwortlichkeiten.

Neues Kapitel

Die Gruppe habe auch ihre Regeln bezüglich Kreditvergabe auf den Prüfstand gestellt, so Lacher. Dazu gehöre die Überprüfung des Risikoappetits der Gruppe wie auch eine grössere Übersicht über die Kreditlimiten einzelner Kreditnehmer. Klarer geregelt worden seien auch Fälle, wo Ausnahmen von den Regeln gewährt würden.

Es sei ihm wichtig gewesen, Verantwortung zu übernehmen und die richtigen Schlüsse aus den Vorfällen zu ziehen, erklärte der abtretende Präsident. "Damit konnte ich persönlich auch Teil der Lösung sein." Der Amtsantritt von Stefan Bollinger als Julius-Bär-CEO markiere nun ein neues Kapitel für die Bank und es sei die richtige Zeit, dass ein neuer Präsident das Ruder übernehme.

Zusammenarbeit mit Finma

Auch der neue CEO Stefan Bollinger betonte in seiner Rede die Lehren, die Julius Bär aus den Vorfällen gezogen habe. "Es ist meine Absicht, die verbleibenden ungelösten Fragen so schnell wie möglich zu klären und dabei eng mit unserer Aufsichtsbehörde Finma zusammenzuarbeiten", erklärte er. Die Vorfälle um die Signa-Kreditvergabe sind weiterhin Gegenstand eines Finma-Verfahrens, wie die Bank zuletzt in ihrem Geschäftsbericht bekräftigte.

Nach der am Donnerstag erfolgten Wahl von Noel Quinn als neuem Verwaltungsratsmitglied und VR-Präsidenten durch die Generalversammlung wird dieser das Amt nun per Anfang Mai 2025 übernehmen. Die Aktionäre der Bank bestätigten am der Generalversammlung auch die weiteren VR-Mitglieder für ein Jahr im Amt und genehmigten auch alle weiteren Anträge des Verwaltungsrats.

Hoher Abschreiber

Julius Bär war im Herbst 2023 wegen hoher Kredite an die zusammengebrochene Signa-Gruppe des österreichischen Investors René Benko in die Schlagzeilen geraten. Im Februar 2024 beschloss die Bank die vollständige Abschreibung der Kredite im Wert von gut 600 Millionen Franken.

Der damalige CEO Philipp Rickenbacher nahm in der Folge des hohen Abschreibers den Hut. Bis zum Amtsantritt des von Goldman Sachs zu Julius Bär gewechselten neuen CEO Stefan Bollinger im Januar 2025 war die Bank interimistisch von COO Nic Dreckmann geführt worden.

tp/jb