(Zusammenfassung)
Ebikon (awp) - Der Lift- und Rolltreppenhersteller Schindler ist besser als erwartet ins Jahr 2025 gestartet. Doch trotz des starken Quartalsauftakts rechnet das Unternehmen mit Belastungen durch US-Zölle im Jahresverlauf - insbesondere im Geschäft mit Neuanlagen in Amerika.
Im ersten Quartal legte der Umsatz um 2,2 Prozent auf 2,73 Milliarden Franken zu, in Lokalwährungen betrug das Plus 2,5 Prozent. Auch beim Auftragseingang verbuchte Schindler ein kräftiges Wachstum: Dieser stieg um 5,7 Prozent auf 2,95 Milliarden Franken.
Der erst seit April agierende CEO Paolo Compagna verkündete in einem Call mit Investoren stolz: "Das Auftragsplus ist so gut wie seit zwei Jahren nicht mehr."
Besonders brummten weltweit die Geschäfte mit der Modernisierung bestehender Anlagen und mit dem Unterhalt, während der Bereich der Neuanlagen in China rückläufig war - ein Trend, mit dem Schindler gerechnet hatte.
Erwartungen übertroffen
Der operative Gewinn (EBIT) kletterte um 12,7 Prozent auf 329 Millionen Franken, die entsprechende Marge verbesserte sich auf 12,0 von 10,9 Prozent. Unter dem Strich verdiente das Innerschweizer Unternehmen 257 Millionen Franken - ein Plus von knapp 11 Prozent.
Damit übertraf Schindler die Markterwartungen. Schindler habe es geschafft, erfolgreich Preise zu erhöhen und trotz steigender Kosten effizienter zu arbeiten, hiess es.
Die Börse reagierte positiv: Nach Bekanntgabe der Ergebnisse legten die Schindler-Papiere deutlich zu.
Beruhigend für die Investoren-Gemeinde wirkten auch die Aussagen des Managements zum Umgang mit den US-Zöllen. Das Unternehmen kündigte an, die für 2025 erwarteten Kosten wegen der US-Import-Zölle insbesondere auf Stahl und Aluminium in der Höhe von 23 Millionen Franken ausgleichen zu wollen.
Gleichzeitig hielt das Unternehmen an seinen Zielen für das laufende Jahr mit mehr Umsatzwachstum und verbesserter Marge fest. Besonders stark dürfte sich das margenstärkere Modernisierungs- und Servicegeschäft entwickeln, das inzwischen rund zwei Drittel des Umsatzes ausmacht.
Es gilt auch als stabiler und weniger konjunkturanfällig als das zyklischere Neuanlagengeschäft. Damit sieht sich Schindler gut positioniert, um trotz Gegenwind aus den USA weiter profitabel zu wachsen.
Änderung der Lieferketten
Die Auswirkungen des Zollstreits allerdings würden in den Zahlen von 2025 sichtbar werden, räumte Finanzchefin Carla De Geyseleer ein. Zwar habe Schindler Massnahmen eingeleitet, um die Belastungen abzufedern - darunter Preiserhöhungen, optimierte Nutzung eigener Werke und Anpassungen in den Lieferketten -, diese bräuchten aber Zeit. Eine vollständige Kompensation sei daher kurzfristig kaum möglich.
Angesichts des Milliarden-Gewinnes im vergangenen Jahr erscheinen die Kosten bescheiden. Doch noch herrscht grosse Unsicherheit bezüglich der Gesamtkonjunktur und der Auswirkungen unter anderem auf die für Schindler wichtige Bautätigkeit.
Rückschlag im Amerika-Geschäft erwartet
Besonders betroffen vom Zollstreit ist das Neuanlagengeschäft in den USA. Zwar produziert Schindler dort laut eigenen Angaben über 90 Prozent seiner Produkte lokal, doch stammen rund 80 Prozent der benötigten Materialien - etwa Stahl und Aluminium - aus China, der Rest vor allem aus Europa. Die Zölle verteuern damit die Beschaffung, sowohl direkt als auch über die Zulieferer.
Vor diesem Hintergrund korrigierte Schindler seinen Ausblick für die Region Amerika deutlich nach unten. Nach einem Wachstum von mehr als 10 Prozent im ersten Quartal erwartet der Konzern für das Gesamtjahr 2025 nun bestenfalls eine Stagnation, schlimmstenfalls ein Rückgang von bis zu 5 Prozent. Der Gesamtmarkt sei im ersten Quartal um rund 9 Prozent geschrumpft, erklärte CEO Paolo Compagna. "Wir gehen nicht davon aus, dass sich dieser Markt im laufenden Jahr wesentlich erholen wird", sagte er. Rücknahmen oder Stornierungen von Aufträgen habe es bislang allerdings nicht gegeben.
to/rw