Zürich (awp) - Accelleron ist seit der Abspaltung von ABB im Jahr 2022 sehr stark gewachsen. Daniel Bischofberger, der Chef des Spezialisten für Turboloader für die Schifffahrt und den Energiesektor, beurteilt den Gang an die Börse als selbständiges Unternehmen grundsätzlich positiv, wie er in einem Interview mit AWP erklärte.
"Nach 100 Jahren Turbolader war es Zeit, von zu Hause auszuziehen, und wir haben unsere Freiheiten genutzt", sagte er. "Wir haben uns definitiv schlanker aufgestellt und sind nun agiler."
Darüber hinaus habe sich Accelleron einen eigenen Unternehmenszweck mit Blick auf die Effizienz und die Dekarbonisierung des Verbrennungsmotors geben können.
Für die Aussichten in der Schifffahrtindustrie zeigt er sich grundsätzlich optimistisch. Positiv sei, dass die Kreuzfahrtschiffe derzeit sehr stark ausgelastet seien und dadurch die Reedereien ihre während der Covid-Pandemie angehäufte Schulden hätten reduzieren können.
Deshalb hätten die Reedereien im letzten Jahr viele neue Kreuzfahrtschiffe bestellt. "Der Ausblick ist also grundsätzlich erfreulich", so Bischofberger. Auch wenn es drei bis vier Jahre dauere, bis die neuen Passagierschiffe fertiggestellt seien. Der Umsatz für Accelleron kommt in der Regel erst, wenn die Schiffe beinahe fertig gebaut sind.
Boom der Rechenzentren kommt Accelleron entgegen
Im Sektor Energie, dem zweiten und etwas kleineren Geschäftsfeld von Accelleron, ist die Nachfrage nach Rechenzentren laut Bischofberger nach wie vor grösser als das Angebot. Und für die Datazentren liefert Accelleron die Turbolader für die Motoren der Notstromaggregate.
Der Bedarf werde durch die zunehmende Bedeutung der künstlichen Intelligenz noch verstärkt. Hinzu komme der grosse Strombedarf, den die wichtigen Techfirmen oft mit eigenen Gaskraftwerken decken würden, da das Stromnetz zu schwach oder unzuverlässig ist.
Accelleron profitiert hier zusätzlich, denn das Unternehmen liefert auch für die Motoren der Gaskraftwerke die Turbolader. "Unser Marktanteil bei den schnell laufenden Gasmotoren liegt beinahe bei 80 Prozent", betont Bischofberger.
Auch die globalen Zölle scheinen ihn nicht gross zu beunruhigen. "Wir sehen unmittelbar noch immer keine Gefahr für unser Geschäft. Die grösste Gefahr wäre eine globale Rezession. Ich bin derzeit zuversichtlich."
Denn sollten die Zölle am Ende moderat ausfallen, könnte das gar zu höheren Transportdistanzen und Tonnagen führen. Und solange die Schiffe führen, bräuchten sie Service. Das Servicegeschäft macht bei Accelleron rund drei Viertels des Umsatzes aus.
(Das vollständige Interview ist auf dem Premium-Dienst von AWP erschienen)
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