Newsticker

Richemont behauptet sich in schwierigem Umfeld

(Zusammenfassung)

Genf (awp) - Der Schmuck- und Uhrenkonzern Richemont hat im schwierigen letzten Jahr besser abgeschnitten als erwartet. Und das Management gibt sich trotz zahlreicher Unwägbarkeiten zuversichtlich. An der Börse legte die Aktie am Freitag deutlich zu.

"Wir haben immer wieder bewiesen, dass wir uns anpassen können", sagte Konzernchef Nicolas Bos am Freitag vor Analysten und Journalisten. Und Verwaltungsratspräsident Johann Rupert betonte: "Wir machen weiter wie bisher."

Richemont sah sich zuletzt mit vielen Herausforderungen konfrontiert, wir etwa dem stark gestiegenen Goldpreis. Die Genfer sind einer der grössten Einkäufer des Edelmetalls.

Dazu kommen die angedrohten US-Zölle. Firmengründer Rupert geht aber davon aus, dass sich die Einfuhrtarife auf Schweizer Produkte nach den Verhandlungen zwischen den USA und der Schweiz wieder "normalisieren" werden.

Konsum in China bleibt schwach

Richemont hat in dem per Ende März abgeschlossenen Geschäftsjahr 2024/25 wie erwartet im Schmuckgeschäft mit der Vorzeigemarke Cartier beim Umsatz zugelegt, und zwar um 8 Prozent. Das Uhrengeschäft mit Marken wie IWC litt hingegen weiter unter dem schwachen Konsum in China und schrumpfte um 13 Prozent.

Der Umsatz von Richemont ging gruppenweit in Asien-Pazifik um 13 Prozent zurück - angeführt von China, Hongkong und Macau mit einem Einbruch um 23 Prozent. Obschon sich die Situation in Asien zuletzt etwas aufgehellt habe: In China bleibt die Situation schwierig, betonte das Management.

Im Kontrast dazu stehen Regionen wie Europa (+10%), Americas (+16%), Japan (+25%) und Naher Osten & Afrika (+15%). Insgesamt kletterte der Umsatz der Gruppe - ohne die verkaufte Online-Sparte YNAP - um 4 Prozent auf 21,4 Milliarden Euro.

YNAP ist Geschichte

Höhere Kosten für Rohmaterial, insbesondere für Gold, sowie weitere Investitionen in die Verkaufskanäle und in die Produktion drückten jedoch die operative Marge. Diese schrumpfte überraschend stark um 2,4 Prozentpunkte auf noch 20,9 Prozent.

Unter dem Strich verblieb in dem fortgeführten Geschäft ein Reingewinn von 3,76 Milliarden Euro (-1%). Damit hat das Unternehmen die Markterwartungen klar übertroffen. YNAP gehört seit Ende April nicht mehr Richemont, sondern Mytheresa. Die Genfer hatten lange nach einem Käufer gesucht.

Die Aktionäre kommen in den Genuss einer höheren Dividende von 3,00 Franken je Publikumsaktie nach 2,75 Franken im Vorjahr.

"Nicht immun gegen Marktumfeld"

Wie gewohnt gibt Richemont keinen finanziellen Ausblick. Die anhaltenden globalen Unsicherheiten würden weiterhin ein hohes Mass an Flexibilität und Disziplin erfordern, sagte Präsident Rupert. Und Richemont behalte seine langfristige Perspektive.

Mit Blick auf China könne er nicht sagen, ob es bereits im laufenden Jahr zu einer Erholung kommen könnte. Er sei aber überzeugt, dass sich der Konsum dort früher oder später "normalisieren" werde. Denn: "Die Chinesen haben Geschmack und Geld."

An der Börse legten die Aktien am Freitag gegen 13.10 Uhr um 7,6 Prozent auf 166,65 Franken zu. Damit summiert sich das Plus im laufenden Jahr auf 20 Prozent.

Das Wachstum und die Profitabilität seien spektakulär, besonders wenn man beides mit dem wichtigsten Konkurrenten LVMH vergleicht, kommentierte Vontobel-Analyst Jean-Philippe Bertschy den Rapport. Richemont habe im Schmuckbereich noch mehr Marktanteile gewonnen. Aber die Gesellschaft sei trotz ihrer starken Preissetzungsmacht nicht immun gegen das volatile Marktumfeld.

ys/ra