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Aktien Schweiz: Zoll-Erleichterung hält an

Zürich (awp) - Nach den deutlichen Kursgewinnen zum Wochenstart bleibt der Schweizer Aktienmarkt auch am Dienstag im Erholungsmodus. Allerdings fallen die Avancen etwas vorsichtiger aus. Die Erleichterung über die jüngsten Wendungen im US-Zollstreit sind aber dennoch sichtbar. Denn nachdem US-Präsident Donald Trump der EU am Freitag noch angedroht hatte, weitere Einfuhrzölle von 50 Prozent auf EU-Importe ab Juni zu erheben, ruderte er nach einem Gespräch mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zurück und verlängerte die Frist bis Juli.

Insgesamt sei der Handel aber von einer gewissen abwartenden Haltung geprägt, kommentiert ein Händler. Er bezieht sich damit auf die Märkte in den USA und Grossbritannien, die nach einem langen Wochenende erst mit dem heutigen Dienstag auf Trumps jüngste Volte reagieren können. Für die Wall Street deuten die Futures aktuell einen freundlichen Start an und der FTSE100 zieht klar an. Wie eine Händlerin ergänzt, seien diese Kursgewinne faszinierend. Denn die Realität sei, dass sich mit jeder neuen Information das kollektive Wohlergehen verschlechtere. "Die Zölle werden nicht unter das 'universelle' Niveau von 10 Prozent gesenkt, und Marktrallyes werden nicht durch gute Nachrichten ausgelöst, sondern durch die am wenigsten schlechte der Optionen - sobald Trump oder seine Regierung eine zuvor verrückte Haltung aufweichen." Es bleibe daher abzuwarten, ob der derzeitige Optimismus von Dauer sein wird.

Der SMI gewinnt gegen 11.05 Uhr 0,32 Prozent hinzu auf 12'356,50 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, steigt um 0,33 Prozent auf 2014,96 und der breite SPI um 0,27 Prozent auf 16'995,48 Zähler. Im SLI stehen 22 Gewinnern acht Verlierer gegenüber.

Die Spanne zwischen dem grössten Gewinner Julius Bär (+1,7%) und dem grössten Verlierer Swatch (-0,5%) ist dabei überschaubar. Swatch-Konkurrent Richemont gewinnt dagegen 0,8 Prozent hinzu. Die Uhrenexporte sind im April deutlich gestiegen. Grund dafür waren mit Blick auf den "Zollhammer" der US-Regierung vorgezogene Lieferungen in die USA. Die globale Nachfrage nach Uhren bleibt indes weiterhin gedämpft. Bei Swatch sehen Händler die schleppende Entwicklung in den mittleren Preissegmenten als Belastungsfaktor, während Richemont vom Wachstum im teuersten Segment profitiere.

Neben Julius Bär sind noch die UBS und Partners Group (beide +0,9%) im Gewinnerfeld zu finden. Aktuelle News gibt es zwar nicht, bei Julius Bär verweisen Marktteilnehmer aber auf den kommende Woche anstehenden Kapitalmarkttag. Im Vorfeld griffen da einige Investoren wieder zu. Auch würde die Aktie charttechnisch betrachtet derzeit die Lücke nach dem Kursrutsch vergangene Woche schliessen.

Aber auch zyklische Titel wie Adecco (+1,1%) oder ABB (+0,7%) ziehen etwas stärker als der Markt an. Sie hatten am vergangenen Freitag nach den Trump'schen Zolldrohungen zunächst kräftig Federn gelassen.

Weniger konjunkturabhängige Werte wie Givaudan (+0,5%) oder die drei Schwergewichte Nestlé, Novartis und Roche, die sich um bis zu 0,5 Prozent verteuern, holen sich Investoren ebenfalls zurück ins Portfolio. Dabei fallen gerade für den Nahrungsmittelriesen Nestlé aktuelle Analystenkommentare eher zurückhaltend aus. Sowohl bei der Deutschen Bank als auch Jefferies betonen die zuständigen Experten den sich verschärfenden Wettbewerb.

Kursverluste verbuchen ausser Swatch noch Vertreter der unterschiedlichsten Branchen. Neben dem Versicherer Zurich geht es auch für den Logistiker Kühne+Nagel oder den Generika-Spezialisten Sandoz zwischen 0,6 und 0,3 Prozent abwärts.

In den hinteren Reihen steht Clariant (-0,9%) im Fokus. Der Chemiekonzern sieht sich mit einer weiteren Schadensersatzklage im Zusammenhang mit Ethylen-Preisabsprachen konfrontiert. Lem (-0,7%) verlieren derweil nach Zahlen und kassierter Dividende, während Evolva (+26%) sich das angeschlagene GZO Spital Wetzikon einverleiben will.

hr/pre