FRANKFURT (awp international) - Konjunkturoptimismus hat den deutschen Aktienmarkt am Donnerstag weiter angeschoben. Der Leitindex Dax baute seine Vortagesgewinne mit einem Plus von 0,9 Prozent auf 24.447 Punkte aus und steuert damit wieder auf seinen zwei Wochen alten Höchststand bei 24.639 Punkten zu. Für den MDax ging es um 0,3 Prozent auf 31.618 Punkte weniger deutlich nach oben. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gewann 0,7 Prozent.
Anleger bleiben optimistisch, dass in den Verhandlungen im Zollstreit zwischen der Europäischen Union (EU) und den USA letztlich ein ähnlich milder Deal gelingt wie zwischen Japan und den USA. Am Abend hatte die "Financial Times" berichtet, dass die Verhandlungen genau darauf hinausliefen. Beide Seiten stünden kurz vor einer Einigung über einen Zolltarif von 15 Prozent.
Auch Bundeskanzler Friedrich Merz hatte vor seinem Treffen mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron eine bevorstehende Einigung angedeutet. Nach dem Treffen zeigten sich beide Politiker allerdings entschlossen zu möglichen Gegenmassnahmen bereit - die vorherige Andeutung von Merz wurde nicht wiederholt.
Mit einem Basiszoll von 15 Prozent scheinen sich die Anleger zwar anfreunden zu können, schrieb Marktstratege Jürgen Molnar vom Handelshaus Robomarkets. Ob aber das bei Donald Trump in den vergangenen Jahren mehr und mehr in Ungnade gefallene Europa dieselbe Sanftheit zu spüren bekommt wie Japan, müsse abgewartet werden. Der US-Präsident bleibe auch bis zum Stichtag 1. August unberechenbar und "das Kartenhaus an der Frankfurter Börse könnte schneller wieder in sich zusammenfallen als gedacht".
Hierzulande nimmt die Berichtssaison der Unternehmen Fahrt auf. So sieht sich die Deutsche Bank nach einem unerwartet guten ersten Halbjahr auf gutem Weg zu mehr Gewinn im laufenden Jahr. Damit zogen die Aktien an der Dax-Spitze um 5,6 Prozent an und stiegen damit auf den höchsten Stand seit zehn Jahren.
Der Deutsche-Bank-Tochter DWS sammelte trotz der Turbulenzen an den Finanzmärkten mehr Geld von Anlegern ein. Die Papiere des Fondsanbieters stiegen um 3,7 Prozent und hatten damit im MDax die Nase vorn.
Bei den Anlegern der Deutschen Telekom sorgten die Geschäftszahlen der Tochter T-Mobile US für gute Laune. Diese habe beeindruckenden Resultate vorgelegt, hiess es von der Bank JPMorgan. Deutsche-Telekom-Aktien gewannen drei Prozent.
Im Nebenwerteindex SDax hingegen sendeten mehrere Unternehmen Schockwellen aus. Am Indexende brachen GFT Technologies um gut 12 Prozent ein. Der Softwareanbieter hatte seine Prognose für das laufende Jahr gesenkt.
Der Personaldienstleister Amadeus Fire strich ebenfalls seine Geschäftsziele zusammen. Hier betrug das Minus 7,3 Prozent.
Der Softwareanbieter Atoss Software spürt eine Eintrübung der Wirtschaftslage. Im ersten Halbjahr war die Nachfrage nach Software insgesamt verhalten gewesen und die Auftragseingänge lagen unter dem Vorjahreswert. Damit sackten die Anteilsscheine um 9,6 Prozent ab./la/zb