Zürich (awp) - Die Stimmung an den Finanzmärkten hat sich weiter aufgehellt. Die Hoffnung, dass es nach der Einigung der USA mit Japan bald zu einem Abkommen mit der Eurozone kommen könnte, treibt am Donnerstag die Kurse an der Schweizer Börse an. US-Präsident Donald Trump stellte die Senkung von angedrohten Zöllen in Aussicht - wenn die Europäische Union ihren Markt stärker für die USA öffnet. Am Vortag hatte die "Financial Times" (FT) berichtet, dass die USA und die EU kurz vor einer Einigung über einen Zolltarif von 15 Prozent stehen. Zur Zolldiskussion zwischen den USA und der Schweiz gibt es bisher noch nichts Neues. Dass andere Märkte stärker zulegen können, liegt auch an den schwergewichteten Aktien von Nestlé, die nach Zahlen deutlich unter Druck stehen.
Hierzulande beschäftigen sich die Marktteilnehmer mit einer ganzen Reihe von Unternehmensergebnissen - darunter der Bluechips Nestlé, Roche und Kühne+Nagel. Dabei gibt es Licht und Schatten. Am Nachmittag steht dann die Pressekonferenz der Europäischen Zentralbank (EZB) zur Zinsentscheidung im Blick der Finanzmärkte. Ökonomen rechnen, nachdem die EZB die Zinsen seit dem Sommer 2024 acht Mal gesenkt hat, mit einem Nullentscheid der Währungshüter. Die durch die Zölle gestiegenen Wachstumsrisiken sowie die Stärke des Euro sprächen aber für mögliche künftige Zinssenkungen, heisst es am Markt.
Der Leitindex notiert um 11.05 Uhr mit 12'069,50 Punkten (-0,06%) nahezu unverändert. Der Der SLI, in dem derzeit 31 Titel enthalten sind und in dem die Gewichtung der Schwergewichte gekappt ist, gewinnt dagegen 0,36 Prozent hinzu auf 2009,87 und der breite SPI 0,11 Prozent auf 16'848,92 Zähler. 25 SLI-Werte notieren fester und sechs tiefer.
Der Genussschein von Roche (+0,8%) legt zwar nach Zahlen zu, hat aber einen Grossteil seiner anfänglichen Kursgewinne von über 2,5 Prozent wieder eingebüsst. Der "Bon" war bereits am Vortag um 2,8 Prozent gestiegen. Der Pharmakonzern hat sein Wachstum im ersten Semester 2025 fortgesetzt. Der Gewinn stieg um 17 Prozent auf 7,8 Milliarden Franken. Für das Gesamtjahr bleibt das Management zuversichtlich und bestätigt den Ausblick. Am Markt ist von einem soliden Ergebnis die Rede.
Die Aktien von Konkurrentin Novartis gewinnen 0,4 Prozent. Mit Straumann (+1,8%), Sandoz (+1,6%) und Alcon (+1,3%) sind weitere Life Sciences-Werte gefragt. An die Spitze des SLI gesetzt haben sich inzwischen aber ABB (+2,1%) und UBS (+1,8% auf 30,46 Fr.). Letztere notieren damit erstmals seit Anfang März wieder über der Marke von 30 Franken.
Die Aktien von Kühne+Nagel (+0,2%) haben anfängliche Verluste aufgeholt. Der Logistikkonzern hat mit seinen Ergebnissen die Erwartungen zwar nicht ganz erfüllt. Der Gewinn ging auch wegen der Dollar-Schwäche zurück. Bei näherer Betrachtung sei das Ergebnis aber nicht schlecht, meint ein Händler und verweist auf Sonderfaktoren wie negative Wechselkurseffekte und eine Sonderbelastung.
Dagegen sorgen kräftige Kursverluste beim Schwergewicht Nestlé (-4,4%) für Druck auf dem Gesamtmarkt. Zeitweise notierte der Titel gar rund fünf Prozent im Minus. Der Lebensmittelriese ist in der ersten Jahreshälfte 2025 zwar gewachsen, im zweiten Quartal ist das Mengenwachstum aber in den negativen Bereich zurückgefallen. Ausserdem hat sich das Management zum Ausblick vorsichtig gezeigt.
Am breiteren Markt sind Gesundheitstitel wie Galderma (+6,7%) nach Zahlen gesucht. Bachem schiessen gar um 24 Prozent nach oben. Der Peptidhersteller ist in den ersten sechs Monaten stärker gewachsen als erwartet und hat auch deutlich mehr verdient, als Analysten geschätzt hatten. In deren Schlepptau rücken Siegfried (+4,5%) und Polypeptide (+9,8%) vor. Auch Sulzer (+6,7%) profitieren von guten Zahlen.
Dagegen geht es - nach Zahlen - mit den Aktien der Finanzhäuser Leonteq (-16%), Vontobel (-10%), EFG (-6,7%) und Cembra (-9,6%) sowie mit Meier Tobler (-4,4%) und Georg Fischer (-1,5%) nach unten.
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