Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat die Sitzung vom Freitag mit Gewinnen beendet. Zwar verlor der Leitindex SMI nach einem fulminanten Start im Laufe des Tages etwas an Dynamik, hielt sich aber klar über der Marke von 12'000 Punkten. Getragen wurde der Aufschwung vor dem Wochenende laut Händlern vor allem von der Erwartung auf baldige Zinssenkungen in den USA und der Hoffnung auf positive Nachrichten im Zusammenhang mit dem Ukrainekrieg. Mit Spannung wird das für den Abend (hiesiger Zeit) geplante Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und Kremlchef Wladimir Putin in Alaska erwartet.
Sollte es ernsthafte Fortschritte in Richtung eines Waffenstillstands geben, könnte nicht zuletzt das Thema Wiederaufbau der Ukraine stärker als Anlegerthema in den Fokus rücken. Und dann könnten die Märkte in der kommenden Woche durchaus mit etwas Euphorie darauf reagieren, hiess es im Handel. Ganz so zuversichtlich gaben sich aber nicht alle Marktteilnehmer. "Eine einzige beiläufige Bemerkung am Rande der Gespräche könnte deutliche Ausschläge an den Börsen nach sich ziehen", meinte ein Analyst. Die zahlreichen am Nachmittag veröffentlichten US-Makrodaten hatten derweil praktisch keinen Einfluss auf den hiesigen Markt, setzten aber den Dollar etwas weiter unter Druck.
Der SMI beendete den Tag um 0,61 Prozent fester bei 12'074,33 Punkten, das Tageshoch lag mit 12'095 Zählern gar noch eine Spur höher. Auf Wochensicht ergibt das ein Plus von 1,7 Prozent. Seit Anfang August hat der SMI damit trotz Zollhammer von Donald Trump sogar um mehr als 2 Prozent zugelegt. Zum Jahreshoch bei 13'199 Zählern Anfang März fehlen allerdings weiterhin noch über 1000 Punkte.
Der SLI, in dem derzeit 31 Titel enthalten sind, gewann am Freitag 0,43 Prozent hinzu auf 2000,59 Punkte und der breite SPI 0,42 Prozent auf 16'768,59 Zähler. Unter den 31 Blue Chips schlossen 18 höher, 12 tiefer und einer (Sika) unverändert.
Kursbewegende Unternehmensnews von Blue-Chips gab es vor dem Wochenende praktisch keine, die einzelnen Ausschläge hielten sich entsprechend zumeist in Grenzen. Unter den grössten Gewinnern waren vor allem Gesundheitswerte mit Roche GS (+2,5%), Alcon (+1,6%), Sandoz (+1,2%) oder Novartis (+0,9%). Auch einige Finanztitel wie Julius Bär (+1,2%), Swiss Re und UBS (je +0,2%) hielten sich gut.
Auf der anderen Seite wurden Technologietitel wie VAT (-2,9%) sowie die am breiten Markt gehandelten Comet (-5,1%) und Inficon (-1,1%) aus den Depots gekippt. Grund dafür war der enttäuschende Ausblick des US-Halbleiterkonzerns Applied Materials. Der US-Riese steigerte zwar Umsatz und Gewinn, warnte jedoch vor einem zunehmend herausfordernden Umfeld.
Auch die Aktien von Schindler PS (-1,4%), SGS (-0,9%) oder Swisscom (-0,7%) reihten sich bei den grössten Verlierern ein. Zu Lindt (PS -0,4%) hiess es ausserdem in Medienberichten, der Schokoladenhersteller könnte die Produktion seiner goldverpackten Osterhasen in die USA verlagern, um die von der Trump-Administration verhängten Importzölle zu umgehen.
Im breiten Markt waren derweil U-Blox (+24,4%) absoluter Spitzenreiter. Die Aktien des Halbleiterherstellers schossen am frühen Nachmittag sprunghaft in die Höhe, als die Agentur Bloomberg über ein Interesse der US-Private-Equity Firma Advent International am Thalwiler Unternehmen berichtete und U-Blox die Gespräche kurz darauf dann bestätigte. Das Angebot soll sich auf rund 1 Milliarde Franken (1,2 Mrd USD) belaufen, hiess es in dem Bericht. Auf dem Schlussstand von 138,60 Franken war U-Blox bereits knapp über 1 Milliarde Franken Wert, nachdem es am Vorabend noch gut 800 Millionen gewesen waren. "Der Markt stuft das Angebot offensichtlich als glaubwürdig ein", meinte ein Beobachter dazu.
Beachtung im breiten Markt fanden ausserdem Mobilezone (-5,5%) und VZ Holding (-0,6%) nach Zahlen. Bei Mobilezone verwiesen Analysten vor allem auf die anhaltenden Probleme im Deutschland-Geschäft und eine rückläufige Umsatzentwicklung. Bei den Titeln des Finanzhauses VZ war von Gewinnmitnahmen nach einer starken Entwicklung in letzter Zeit die Rede.
uh/jb