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Schweizer Exporte erleiden im August Delle wegen Trumps Zollhammer

(Zusammenfassung)

Bern (awp) - Die Schweizer Exporte haben im August durch den Zollhammer des US-Präsidenten Donald Trump eine Delle bekommen. Insbesondere die Ausfuhren in die USA brachen ein. Den härtesten Schlag musste die Schweizer Uhrenindustrie einstecken.

Insgesamt sanken die Exporte saisonbereinigt nominal um 1 Prozent auf 22 Milliarden Franken, wie das Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG) am Donnerstag mitteilte. Vor allem die Ausfuhren in die USA brachen regelrecht ein, nachdem Donald Trump am 1. August gegen die Schweiz einen Strafzoll von 39 Prozent verhängt hatte.

Konkret sanken die Exporte in die Vereinigten Staaten um mehr als ein Fünftel und erreichten damit den niedrigsten Stand seit Ende 2020. Unbereinigt sind die Exporte sogar auf das tiefste Niveau seit neun Jahren abgesackt.

Hauptverantwortlich waren laut den Angaben geringere Ausfuhren im Bereich Chemie und Pharma sowie Uhren. Dabei kam es zu Ausweichbewegungen: So schossen die Ausfuhren nach Kanada um zwei Drittel nach oben und jene nach Mexiko um knapp ein Drittel.

Uhrenindustrie hart getroffen

Besonders hart hat es die Uhrenindustrie erwischt: So sackten die Ausfuhren von Schweizer Uhren ins Ausland im Vorjahresvergleich um 16,5 Prozent auf einen Exportwert von 1,64 Milliarden Franken ab.

Dabei tauchten die Uhrenexporte in die USA um 23,9 Prozent auf 245,1 Millionen Franken, wie der Verband der Uhrenindustrie FH mitteilte. Das ist der tiefste Stand seit vier Jahren, wie aus der Zollstatistik hervorgeht.

Diesen Rückgang habe man erwartet nach den starken Ausfuhren im April und im Juli, schrieb der Uhrenverband. Im Vormonat Juli waren die Exporte in die USA vor allem wegen der drohenden US-Zölle um 45 Prozent in die Höhe geschossen. Denn die Händler hatten noch schnell ihre Lager aufgefüllt, bevor die Zölle von Trump in Kraft traten.

Einen Absturz gab es allerdings auch in Fernost. So sackten die Uhrenexporte nach China um 35,6 Prozent ab. Vontobel-Analyst Jean-Philippe Bertschy sprach von einem "Blutbad" im August.

Frühere Berichte über eine robuste Nachfrage in den USA und eine Stabilisierung in China seien nun weitgehend widerlegt. ZKB-Analyst Patrik Schwendimann erklärte, die Breite des Rückgangs sei irritierend, auch wenn ein einzelner Monat nicht überbewertet werden dürfe.

Schmuckgeschäft verliert an Glanz

Auch die Bijouterie und Juwelierwaren (-7,5 Prozent) mussten gegenüber dem Vormonat Federn lassen. Das sei der dritte deutliche Dämpfer hintereinander, schrieb das Bundesamt. Zudem verbuchten Maschinen und Elektronik, Präzisionsinstrumente und Metalle leichte Rückgänge.

Auf der anderen Seite legten die Exporte von chemisch-pharmazeutischen Produkten leicht zu. Auch bei Fahrzeugen sowie Nahrungs- und Genussmitteln gab es ein leichtes Plus.

Ein Lichtblick war Europa: Dorthin stiegen die Ausfuhren um 1,6 Prozent. Die Exporte zum grössten Nachbarn Deutschland kletterten um fast 6 Prozent.

Gold überstrahlt nicht mehr alles

Die vieldiskutierten Goldexporte der Schweiz in die USA sind im August wieder auf ein normales Niveau zurückgekommen. Im Vormonat Juli waren sie in die Höhe geschnellt.

Im August wurden noch gut 2,7 Tonnen Gold im Wert von gegen 240 Millionen Franken in die USA ausgeführt. Im Juli waren es gut 54 Tonnen Gold im Wert von knapp 4,7 Milliarden Franken gewesen.

Der hohe Juli-Wert und auch die zum Teil sehr hohen US-Goldexporte in den Vormonaten haben mit Donald Trump zu tun. Der Machtwechsel zu Trump führte wegen der grassierenden Unsicherheit zu einer sehr hohen Goldnachfrage in den USA - und dieses Gold wurde grösstenteils in Schweizer Raffinerien in andere Barrengrössen umgeschmolzen. Die Schweiz ist damit eine Drehscheibe im Goldhandel, was sich in den Exportzahlen niederschlägt.

jb/rw