Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt setzt seinen Abwärtstrend zu Wochenschluss weiter fort. Seit Montag hat der Leitindex SMI jede Börsensitzung mit einem negativen Vorzeichen beendet. Am Markt wird nach dem rasanten Anstieg zwischen Ende September und Mitte Oktober von einer Konsolidierung, wenn nicht gar einem Winterschlaf gesprochen.
Eine gewisse Mitschuld an der aktuellen Zurückhaltung der Börsianer trage vor allem Fed-Chef Jerome Powell. Er habe die Hoffnungen auf eine dritte Zinssenkung in diesem Jahr gedämpft. Ein tendenzieller Hemmschuh ist auch der nach wie vor anhaltende Regierungsstillstand in den USA. Damit ist die Veröffentlichung wichtiger US-Wirtschaftsdaten weiterhin stark beeinträchtigt. "Es bleibt unklar, wann die Daten erscheinen oder ob einige ganz ausfallen", kommentiert ein Stratege.
Der Leitindex SMI verliert gegen 11.10 Uhr 0,50 Prozent auf 12'248,24 Punkte. Auf Wochensicht zeichnet sich damit ein Verlust von gut 2,5 Prozent ab. Für den gesamten Oktober wiederum sieht die Bilanz mit +1,1 Prozent positiv aus. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, fällt um 0,39 Prozent auf 2013,14 Punkte und der breite SPI um 0,36 Prozent auf 17'001,97 Punkte. Im SLI geben zwei Drittel der Aktien nach und ein Drittel gewinnt hinzu.
Die stärksten Verluste verbuchen die Papiere der Holcim-Abspaltung Amrize (-1,8%). Der auf Nordamerika fokussierte Baustoffhersteller hat Dienstagabend nach Börsenschluss Ergebnisse zum dritten Quartal vorgelegt. Die Aktien hatten zur Wochenmitte mit deutlichen Kursgewinnen reagiert, sich dann aber bereits am gestrigen Donnerstag schon wieder eine Verschnaufpause gegönnt.
Die drei Versicherer Swiss Re, Zurich und Swiss Life sind mit Abgaben von bis zu 1,6 Prozent auch allesamt auf der Verliererliste zu finden. Hier sorgen die möglichen Belastungen durch den Hurrikan "Melissa" für eine gewisse Nervosität. Alle drei Konzerne legen in den nächsten zwei Wochen ihre Quartalszahlen vor.
Erneute Schwächesignale aus Chinas Industrie in Form von schwachen Einkaufsmanagerdaten drücken unterdessen bei den beiden Uhrenherstellern Swatch (-1,3%) und Richemont (-1,0%) auf die Stimmung.
Als Belastungsfaktor erweisen sich auch die beiden Schwergewichte Nestlé (-0,7%) und Roche (-0,6%). Die Roche-Boons haben damit in den vergangenen gut drei Wochen etwas mehr als 10 Prozent an Wert eingebüsst, nachdem sie zuvor in ebenso kurzer Zeit rasant gestiegen waren. Die Zahlen von vergangener Woche vermochten dabei nicht recht zu überzeugen.
Konkurrent Novartis (+0,2%) können sich dagegen etwas von dem Rücksetzer nach den Zahlen vom Dienstag erholen. Zum ersten Mal seit zehn Quartalen hatten die Basler nicht ihre Prognose erhöht und auch die Zahlen selbst hatten Fragen aufgeworfen. Zum Wochenschluss liefert eine Hochstufung durch Morgan Stanley Unterstützung.
Noch deutlicher ziehen aber Straumann, Sandoz und Galderma an, die sich um bis zu 3,2 Prozent verteuern. Straumann und Sandoz hatten in dieser, Galderma in der vergangenen Woche Zahlen vorgelegt, die gut aufgenommen wurden.
Grössere Ausschläge gibt es in den hinteren Reihen. Vetropack (-5,8%) sacken nach einer Gewinnwarnung ab. Bei Bachem (-3,3%) reagieren Investoren verschnupft auf den Chefwechsel. Der bisherige Firmenchef Thomas Meier geht, was Analysten überrascht. Meiers Nachfolgerin Anne-Kathrin Stoller, scheint laut Analysten vorerst noch ein "unbeschriebenes Blatt" zu sein.
Derweil wird eine Übernahme von Bystronic (+8,2%) wohlwollend quittiert. Der Maschinenhersteller will den Geschäftsbereich "Tools for Materials Processing" des US-Konzerns Coherent übernehmen und damit die Tür zu wachstumsstarken Märkten mit Medizinprodukten und Halbleitern öffnen.
hr/jb