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Dringendes Software-Update für tausende Airbus-Jets - Aktie verliert

(Ausführliche Fassung)

TOULOUSE/FRANKFURT (awp international) - Nach der Aufforderung zu einem dringenden Software-Update für tausende Airbus-Jets haben Fluggesellschaften rasch gehandelt. An der grossen Mehrheit der rund 6.000 betroffenen Maschinen der Modellfamilie A320 seien die notwendigen Änderungen bereits erledigt, teilte der weltgrösste Flugzeughersteller am Montagmorgen in Toulouse mit. Für die Airbus-Aktie ging es nach den Neuigkeiten abwärts.

Das Papier verlor am Montagmorgen als einer der stärksten Verlierer im Dax drei Prozent auf 198,30 Euro und lag damit wieder unter der Marke von 200 Euro. Die Airbus-Aktie hatte allerdings in den vergangenen Monaten auch deutlich zugelegt. So kletterte das Papier Ende Oktober auf knapp 217 Euro und damit auf seinen bisher höchsten Stand. Trotz der Verluste seitdem zog der Börsenwert des Dax-Schwergewichts in diesem Jahr um 29 Prozent auf fast 157 Milliarden Euro an.

Der Konzern und die europäische Luftfahrtbehörde EASA hatten die betroffenen Fluggesellschaften zu dem Software-Update aufgefordert. Die Erkenntnis basiere auf einem Zwischenfall von Ende Oktober. Ohne die verordneten Änderungen dürften die Maschinen in Kürze nicht mehr starten, hatte es in der Anweisung geheissen.

Die Einschränkungen für den Flugverkehr blieben am Wochenende jedoch überschaubar. Einige Airlines nahmen schon ab Freitagabend das Software-Update vor, mit dem sich das Problem oft schon beheben liess. Viele Flugreisende, die auf eine A320-Maschine gebucht waren, bekamen von der kurzfristigen Aktion also kaum etwas mit.

Die Airbus-Modellfamilie A320 ist mit mehr als 12.000 ausgelieferten Maschinen in den Längenvarianten A318 bis A321 die meistverkaufte Flugzeugreihe der Welt. Vor allem mit der Neuauflage A320neo stieg der Hersteller zum Marktführer bei Kurz- und Mittelstreckenjets auf und verdrängte den US-Konzern Boeing mit seiner 737-Reihe auf den zweiten Platz.

Airbus hatte zuvor mitgeteilt, dass intensive, von der Sonne ausgelöste Partikelströme eine fehlerhafte Datenverarbeitung im Flugzeug zur Folge haben könne. Dies sei für die Steuerung von entscheidender Bedeutung. Laut einer Wissenschaftlerin einer Pariser Universität kann es zu einer solchen Beeinträchtigung von Flugzeugen kommen, wenn von der Sonne ausgesendete elektrisch geladene Teilchen Strahlung in die Erdatmosphäre abgeben.

Im Wesentlichen würden die Partikel zwar von der Atmosphäre abgelenkt, die wie eine Barriere wirke, sagte die stellvertretende Astronomin an der Universität Paris-Saclay, Barbara Perri, der Zeitung "Le Parisien". Einige würden jedoch in Form von Strahlung wieder abgegeben, die in die Erdatmosphäre vordringe. Diese Strahlung könne dann von Flugzeugen absorbiert werden, was deren elektronisches System stören könne.

Der bekannt gewordene Zwischenfall ereignete sich laut EASA auf einem Flug der US-Gesellschaft Jetblue am 30. Oktober. Das Flugzeug habe nach einem Problem mit der Flugsteuerung und einem plötzlichen unkontrollierten Höhenverlust notlanden müssen.

Wie andere Gesellschaften begann auch die Lufthansa noch am Freitag mit der Umsetzung der von Airbus vorgeschriebenen Massnahmen. Ein Grossteil der Software-Updates konnte bereits in der Nacht sowie am Samstagvormittag durchgeführt werden, teilte ein Sprecher mit. "Es kommt voraussichtlich zu keinen Flugstreichungen bei den Airlines der Lufthansa Group aufgrund der Situation, dennoch können vereinzelte Verspätungen am Wochenende nicht ausgeschlossen werden."

Auch die britische Fluggesellschaft Easyjet teilte am Samstag mit, "den überwiegenden Teil" der Updates bereits durchgeführt zu haben, der Flugbetrieb laufe planmässig. Der Nachrichtenagentur PA zufolge waren bei British Airways nur drei Flugzeuge betroffen, Einschränkungen soll es daher keine geben.

Air France hatte am Freitagabend 35 Flüge gestrichen, rechnete nach einzelnen Ausfällen am Samstag aber mit einer schnellen Rückkehr zu einem gewöhnlichen Betrieb.

Wie Airbus weiter mitteilte, habe man in Zusammenarbeit mit den Luftfahrtbehörden die Fluggesellschaften aufgefordert, vorsorgliche Schutzmassnahmen zu ergreifen, die Software und/oder Hardware umfassten, hiess es weiter. In vielen Fällen könne ein Software-Update zügig vom Cockpit aus vorgenommen werden, hiess es von Airbus./stw/evs/mne/zb