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NEW YORK (awp international) - Im Tauziehen um Warner Brothers Discovery stellt sich der Hollywood-Riese gegen eine Übernahme durch den Rivalen Paramount Skydance . Die Führungsspitze veröffentlichte am Mittwoch eine formale Antwort, in der sie ihren Aktionären empfahl, das "unaufgefordert" unterbreitete Angebot nicht anzunehmen. Dieses sei unangebracht und bleibe hinter der Offerte von Netflix zurück. Der Vorstand empfehle einstimmig das Angebot der Streamingplattform. Zuvor hatten bereits das "Wall Street Journal" und die Nachrichtenagentur Bloomberg über eine bevorstehende Watsche für Paramount berichtet.
In einem Brief an die eigene Belegschaft bekannte sich der Warner-Bros-Chef David Zaslav unterdessen zu der bereits unterzeichneten Vereinbarung mit Netflix. "Und wir arbeiten derzeit zusammen, um dieses Geschäft in Abhängigkeit von der Zustimmung der Regulierer und andere Bedingungen abzuschliessen", schrieb der Manager. Die Absage an Paramount geschehe im besten Interesse der Aktionäre, nachdem der Vorstand dessen Angebot mit derselben Sorgfalt geprüft habe wie die Netflix-Offerte, ergänzte er.
Paramount, hinter der Oracle-Gründer und Softwaremilliardär Larry Ellison und sein Sohn David stehen, hatte sich zuvor direkt an die Aktionäre gewandt. Der Konkurrent, zu dem der TV-Sender CBS und der Kinderkanal Nickelodeon gehören, hatte 30 Dollar in bar je Aktie für den Gesamtkonzern Warner Bros. auf den Tisch gelegt. Netflix hat ein Angebot im Gegenwert von 27,75 Dollar für das Hollywood-Studio und das HBO-Streaminggeschäft gemacht.
Warner Bros äusserte in gleich mehrfacher Hinsicht Bedenken und sparte nicht mit Kritik. Als einer der wichtigsten Punkte wurde etwa eine ungewisse Finanzierung der Paramount-Offerte genannt. So könne die Ellison-Familie ihre Kapitalzusage von 40,7 Milliarden Dollar nicht angemessen absichern. Zudem bestehe das Risiko, dass der Konkurrent den Deal jederzeit platzen lassen könnte.
Das Kapital werde durch einen "unbekannten und undurchsichtigen widerrufbaren Fonds" gestützt. Zudem enthielten die von Paramount vorgelegten Dokumente "Lücken und Schlupflöcher", die das Unternehmen und die eigenen Aktionäre einem Risiko aussetzten, hiess es weiter. Auch gebe es durch die Klauseln des Übernahmeangebots Einschränkungen für Warner Bros, beispielsweise hinsichtlich der Schuldenrefinanzierung. Würde der Konzern das Paramount-Angebot annehmen, käme zudem eine Vertragsstrafe von 2,8 Milliarden Dollar an Netflix hinzu.
Paramount-Chef David Ellison hatte bereits mehrere Angebote abgegeben, laut einer Eingabe bei den Behörden schlug er diese Idee erstmals Mitte September bei einem Treffen mit Warner-Chef Zaslav vor. Das Paramount-Interesse rief dann wiederum weitere Anwärter wie Comcast auf den Plan, aber auch Netflix. Im Zuge des Bieterprozesses kam es mehrfach zu Auseinandersetzungen, Ellison warf Warner Bros vor, Netflix zu begünstigen. Warner Bros stellte Vater und Sohn dagegen als aggressiv und unorganisiert dar. Nach Einschätzung des "Wall Street Journal" steht Paramount nun vor der Wahl, seine Offerte noch aufzubessern.
Einen wichtigen Geldgeber hat Ellison allerdings schon verloren: Teil von Paramounts Gebot war auch die Firma Affinity Partners von Jared Kushner, dem Schwiegersohn des US-Präsidenten Donald Trump. Kushner machte nun aber einen Rückzieher und steigt als Teilnehmer aus dem Bieterrennen aus, wie das Unternehmen mitteilte. Gross war der Affinity-Beitrag nach Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg mit 200 Millionen Dollar Eigenkapital aber ohnehin nicht. Das Paramount-Gebot hat derzeit einen Gesamtwert von 108,4 Milliarden Dollar inklusive Schulden./tav/jsl/jha/