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Aufgefallen in... Liestal

Das Unternehmen plant und baut Wärmepumpen, Pelletheizungen und Photovoltaikanlagen.

In einem Industriequartier von Liestal, in einem neu errichteten vierstöckigen Bau, herrscht dieser Tage Hochbetrieb. Hier ­befindet sich der Hauptsitz der Tiba AG, des einzigen Unternehmens, das in der Schweiz industriell «Wohnraumfeuerungen» produziert. Also: Holzöfen, Holzherde, Cheminées, Pelletöfen.

Das Geschäft läuft schon seit der Coronapandemie gut. Da die Leute vermehrt zu Hause bleiben mussten, richteten sich viele mit einem Cheminée oder Speicherofen gemütlich ein. «Der Markt wuchs 2020 und 2021 jeweils 10 bis 20%», sagt Lukas Bühler, Geschäftsführer und Inhaber von Tiba.

Doch im Vergleich zu dem, was jetzt passiert, war das nichts. Seit die Angst vor einer winterlichen Stromknappheit umgeht, die auch Ölheizungen oder Wärmepumpen stilllegen würde, ist die Nachfrage explodiert. Alles, was Versorgungssicherheit und eine warme Stube garantiert, ist gefragt: Stromgeneratoren, Brennholz, Solarpanels – und eben auch Öfen.

«Unser Bestellungseingang liegt 50% über Vorjahr», sagt Bühler. Die gesamte Branche verzeichne einen Nachfrageanstieg um 30 bis 50%. Gefragt sind vor allem Speicheröfen, Cheminées und Schwedenöfen: Produkte, mit denen sich ein Haus im Notfall warm halten liesse. Ebenso Holzherde, auf denen man kochen könnte, wenn der Elektroherd kalt bleibt.

CEO Bühler hat innert weniger Monate mehr als zehn zusätzliche Mitarbeiter angestellt – bei insgesamt rund 100 Mitarbeitern. Neuerdings wird statt in einer in zwei Schichten produziert. Und dennoch kann die Produktion mit der explodierenden Nachfrage nicht Schritt halten.

Wer heute bei Tiba einen Speicherofen bestellt, muss ein Jahr warten, bis er diesen bekommt. Das hält die Kunden nicht vom Bestellen ab. Bühler: «Für diesen Winter findet man sowieso nirgends mehr einen Speicherofen.»

Einfachere Öfen hätte das Unternehmen zwar noch an Lager. Aber diese sorgen eher für Ambiance als für Wärme. Nachdem das Feuer erloschen ist, sind sie schnell kalt. Als Heizungsersatz taugen sie daher kaum, entsprechend sind sie wenig gefragt. «Die Kunden sagen, sie warteten lieber, als so einen zu nehmen.»

70% von Tibas Öfen werden exportiert. Am stärksten zugenommen hat die Nachfrage in Deutschland. Dort hätten sich die Bestellungen verdreifacht, sagt Bühler. Während die Kunden in der Schweiz vor allem Angst vor Stromabschaltungen hätten, wollten sich die deutschen Kunden auch vor hohen Stromrechnungen schützen. In Deutschland ist der Strommarkt ­liberalisierter als in der Schweiz. Privatkunden bekommen Preisschwankungen daher schneller und stärker zu spüren.

Öfen sind nur ein Standbein von Tiba. Das zweite boomt nicht weniger: Das Unternehmen plant und baut Wärmepumpen, Pelletheizungen und Photovoltaikanlagen. Auch hier beträgt die Lieferfrist drei bis sechs Monate.

Die randvollen Auftragsbücher lassen den CEO nicht nur jubeln. Die immer längeren Lieferfristen bereiten Bühler auch  Sorgen. Denn die Öfen wurden zu fixen Preisen verkauft und müssen nun erst noch produziert werden. Die Preise für die benötigten Rohmaterialien, Keramikglas, feuerfeste Steine, Schamotte, steigen derweil stetig. Einige Lieferanten fordern bereits 30 bis 40% mehr als noch vor wenigen Monaten.

Im Moment verdiene man schon noch etwas an den bereits verkauften Öfen, sagt Bühler. Ob das so bleibe, sei aber ungewiss. Es hänge von der weiteren Preisentwicklung der Rohstoffe ab. Das Unternehmen hat reagiert: Neue Verkaufsverträge enthalten eine Klausel, die eine spätere Preisanpassung, beziehungsweise den Rückzug vom Vertrag erlauben.

Bühler hat einen solchen Nachfrageschub noch nie erlebt. Seine Vorgänger bei Tiba jedoch schon. Während der Erdölkrise Anfang der 70er-Jahre stieg die Nachfrage nach Holzherden so stark, dass die Lieferfrist eineinhalb Jahre betrug.