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Kaffee mit...

Auf die Minute genau erscheint aus der Eingangshalle neben dem «Café Bar Black 1966» im trendigen Zürcher Seefeld ein imposanter, grossgewachsener Mann. «Max Meister, guten Tag, Herr Ligi», grüsst er mit einem Lächeln. Als wir uns um 10 Uhr 30 treffen, ist Meister bereits über sechs Stunden auf den Beinen. «Ich stehe jeden Morgen um 4 Uhr auf», verrät mir der 44-Jährige im Laufe des Gesprächs. «So kann ich die Morgenstunden produktiv nutzen und den Feierabend mit meinen zwei Kindern verbringen.»

Von Müdigkeit keine Spur, zeigt er in seiner wachen, konzentrierten und angenehm gesprächigen Art, dass sein Arbeitstag aber bereits vor langem angelaufen ist. Als ich ihn frage, welche drei Adjektive ihn am besten beschreiben, muss er kaum überlegen. «Ganz klar unternehmerisch», meint er. Dies habe er von seiner Familie, zumal sein Grossvater mütterlicherseits einen Maler- und Gipserbetrieb geführt habe. Trotz Möglichkeiten der Aushilfe im Familienbetrieb merkte er schnell, dass er für das Handwerkliche wenig Faszination übrig hatte. «Ich entschied mich für eine Ausbildung als Kaufmann bei einer Versicherung und wechselte dann nach dem Studium der Betriebswirtschaft in die Beratung.» Zwar wollte er das nicht lange ­machen, er ist aber noch heute in gewisser Weise beratend tätig.

So setzt sich der aktuelle General Partner von Serpentine Ventures seit Jahren für einen attraktiven und innovativen Unternehmensstandort ein. 2010 hatte er das Beratungsunternehmen BV4 gegründet, mit dem er Jungunternehmen in der Weiterentwicklung ihrer Start-up-Ideen unterstützte. Nachdem er massgeblich am Aufbau des Inkubators Swiss Start­up Factory beteiligt war, wurde er bei Serpentine Ventures tätig. Das Unternehmen mit Standorten in Zürich, Bern und Lausanne hat bereits er­folgreiche Geschäftsideen hervorgebracht und in der Finanzierung ­unterstützt. «Der Online-Lieferdienst Stash ist ein gutes Beispiel für ein Start-up», antwortet er auf die Frage, was denn ein solches charakterisiere. «Das Geschäftsmodell muss Wachstumspotenzial aufweisen und dank der Skalierbarkeit früher oder später Rendite erwirtschaften.»

Dass Stash unterdessen Lieferungen in weniger als zehn Minuten anbietet, haben die Kunden unter anderem Meisters zweiter Charaktereigenschaft zu verdanken. «Ich bin und war schon immer ein Contrarian. Nur wenige glaubten an die Idee von Stash, ich war einer von ihnen. Deshalb haben wir Stash von Beginn weg unterstützt.» Er schwimme ohnehin gerne gegen den Strom, nicht nur in seinem aktuellen Job. «Oft, wenn alle sagen, dieses Start-up sei keine Anlage wert, investieren wir mit Serpentine Ventures. Dies sind häufig die einträglichsten Investments. Damit wollen wir zeigen, dass auch das Gegenteil einen interessanten Output liefern kann.» Er bewegt Querdenker häufig dazu, mit Mut und Überzeugung andere Wege einzuschlagen. «Die allgemein gültige Meinung muss nicht die einzig richtige sein», schliesst er die Ausführungen zum Contrarian-Sein.

Schliesslich beschreibt sich Meister als «visionär». Wo er denn die Schweiz in zehn bis fünfzehn Jahren sehe, frage ich ihn daraufhin. Seiner Meinung nach wird die Schweiz auch in Zukunft ein Innovationsleader sein. «Bestenfalls wird sie aber deutlich besser in der Ausführung. Die vielen Innovationen sind super, nützen aber wenig, wenn sie nicht auch erfolgreich umgesetzt werden.» Neuerungen und Forschungen der zahlreichen Top-Universitäten in der Schweiz sollten laut Meister hierzulande gefördert und auf den lokalen Markt gebracht werden. Dabei solle man sich ein Vorbild an Israel nehmen. In puncto Start-up-Investitionen müsse die Schweiz mit dem Staat aus dem Nahen Osten gleichziehen. «Nur so können gesamte Wertschöpfungsketten entstehen und auch hier bleiben. In Israel wird dreimal mehr in Venture Capital investiert als hierzulande.»

Dabei will Meister massgeblich mithelfen. So macht er es zu seiner Aufgabe, Unternehmensgründern zu helfen, die richtigen Kapitalgeber zu finden, um nachhaltig am Markt bestehen zu können. Das benötigte Kapital soll aber auch dahin gelenkt werden, wo Wertschöpfung entsteht. «Venture Capital ist, und davon bin ich überzeugt, eine sehr gut rentierende Assetklasse. Es steht nicht nur vermögenden Personen, sondern auch Pensionskassen oder sonstigen institutionellen Investoren offen», ergänzt er.

Noch seien Schweizer Pensionskassen in dieser Assetklasse sehr passiv eingestellt. Das sei zwar bisher gut gelaufen, aber ein Paradigmenwechsel sei überfällig. «Seit Jahren beschäftigt sich die Schweiz mit der Vorsorgeproblematik. Mit Venture Capital unterstützt man nicht nur das lokale Ökosystem, sondern kann auch gutes Geld verdienen. Dazu stehen in unserem Unternehmen unterschiedliche Fonds zur Diversifikation zur Verfügung», erklärt Meister. Ein Umdenken findet zwar langsam statt. Das Know-how bezüglich Venture Capital fehlt aber noch weitgehend, weshalb Meister mit Serpentine Ventures einen edukativen Ansatz verfolgt. Das Unterrichten ist für ihn alles andere als fremd. Seit 2006 ist er an der HWZ tätig, derzeit als Dozent für Unternehmertum. Nach einer Stunde muss Meister weiter. Sein Arbeitstag ist aber noch lange nicht ­vorbei. Den Abend werde er ausnahmsweise nicht zu Hause, sondern vor den Studenten der HWZ verbringen.